Wann steht freies Spielen auf dem Wochenplan unserer Kinder?

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Da der Nachwuchs im Kindesalter besonders leicht lernt, nutzen Eltern die Zeit gerne, um ihre Liebsten zu fördern. Wieso ich finde, dass freies Spielen Platz im Terminkalender haben soll, schreibe ich heute auf meinem Blogazin. Bei Zitaten habe ich die Namen geändert. Denn so häufig stelle ich mir die Frage: „Wann steht freies Spielen auf dem Wochenplan mancher Kinder?“

„Mit Tim würde sich Finn auch gerne mal verabreden. Die Frage ist nur: wann? Montags ist er beim Malkurs, Dienstags beim Fußball, Mittwochs bei der Oma, Donnerstags bekommt er Nachhilfeunterricht und Freitags ist er alle zwei Wochen beim Papa.“

Svenja erzählt mir weiter, dass ihr aufgefallen ist, dass einige Klassenkameraden komplett verplant sind. Es ist kaum möglich, sich zu verabreden.

Generell finde ich das lobenswert, dass sich Eltern so engagieren. Häufig höre ich als Argument, dass man die Zeit, in der Kinder besonders viel lernen, gut nutzen sollte. Doch wie ihr wisst, bin ich auch ein großer Fan von freiem Spiel. Schon seit Jahren!

Mamablog Elischeba - Elischeba Wilde mit Kids und Hirsch

Wer meinen Blog schon länger liest, weiß ja, dass ich im Mai 2021 eine Lehrerin zum Thema „Vorbereiten auf die Schule“ interviewt habe.

Während sich Eltern Sorgen darüber machen, ob ihre Kinder vor Schulbeginn bereits das Alphabet aufsagen oder bis 20 zählen können, rät Viola Patricia Herrmann aus Berlin folgendes:

„Wer draußen spielt, bereitet sich auf die Schule vor. Es geht auf der Schaukel vor und wieder zurück. Unbewusst wird so die Grundlage für Addition und Subtraktion geschaffen.“

„Sandburgen bauen hilft der Feinmotorik – Pusteblumen zeigen, dass Wind aus verschiedenen Richtungen kommen kann. In der Natur können Kindern spielerisch ihre Neugierde aufs Leben fördern. Wer dann noch abends eine Gute-Nacht Geschichte vorliest, bereitet sein Kind besser auf die Schule vor, als manches theoretische Lernmaterial.“

Kinder spielen im Wald

Hirnforscher Gerald Hüther setzt noch einen drauf: Spielen bezeichnet er als „Dünger für das Gehirn“, da es für eine optimale Vernetzung im Gehirn sorgt.

Wenn ich Kinder beim Spielen beobachte, stelle ich fest, dass sie total im Flow sind. Sie vergessen die Welt um sie herum und sind völlig im Hier und Jetzt versunken. Hier und Jetzt. Einmal habe ich unsere Besucherkinder gefragt, was sie mit unseren beiden denn so lange im Garten gespielt haben. „Minecraft“ war die Antwort.

Ich: „Aber ihr hattet doch gar kein Spielzeug dabei.“

Sie: „Brauchten wir auch nicht. Jeder von uns war eine Figur. Wir haben Szenen aus Filmen nachgespielt und noch eigene Geschichten hinzugefügt.“

Seht ihr: Selbst Videos schauen ist in Ordnung, wenn die Kinder Zeit haben, ihre Eindrücke zu verarbeiten. Ich bin absolut nicht gegen Tablets oder sonstigen Medienkonsum, wenn sich alles im gesunden Maß befindet.

Kinder im Wald

Generell freu ich mich übers Spielen im Freien am meisten. Es gibt keine Wände, die einengen und Naturmaterialien eignen sich hervorragend für kreative Ideen. Wer im Sand buddelt, fördert die Feinmotorik und schult die Sinne.

Diese Ressourcen ihrer Fantasie entdecken Kinder auch, wenn sie vorübergehend Langeweile haben. Das ist definitiv erlaubt. Wir Erwachsene überlegen auch schonmal, was wir denn am Nachmittag machen können. Mir kommen die besten Ideen für inspirierende Texte beim Gassi gehen. Oder in Ruhepausen mit der Tasse Kaffee in der Hand.

Übrigens: Manchmal lernen Kinder auch lieber von Freunden als von ihren Eltern. Das passiert im freien Spiel so schön ungezwungen. Wir Erwachsenen sprinten häufig mit Vollgas durchs Leben und laufen Wege hektisch ab. Genau dort am Wegesrand finden Kinder tolle Sachen, wie zum Beispiel Maikäfer, bunte Blätter oder Stöcke zum Spielen.

Pillersee im Herbst

Als ich ein Kind war, da war es normal, dass man sich nach der Schule verabredet hat und einfach nur rausgegangen ist. Ohne einen festen Plan. Ohne Druck. Ohne Termine.

Heutzutage möchten Eltern unbedingt pädagogisch richtig handeln und achten darauf, dass Spielen Sinn macht. Das ist mir auch schon passiert! Manchmal habe ich etwas eingekauft, was von Ratgebern empfohlen wurde. Wisst ihr was? Das lag nachher häufig in der Ecke. Gespielt wurde dann mit Stöcken, Schuhkartons oder Kastanien. Was immer geht: Bausteine und Malsachen.

Die letzten Tage habe ich wegen der vielen negativen Nachrichten Lust auf „Kitsch“ gehabt. Mit den YouTube Clips aus „Hochzeit auf den ersten Blick“ habe ich mich aus dem Alltag weggeträumt. Was sinnlos erscheint, hat mir in diesen Momenten doch gut getan. Auch unsere Kinder möchten sich mal wegträumen und selbst entscheiden, wie sie das tun.

Fototasse von Mein Foto - Elischeba Wilde

Unser Kinderarzt sieht das locker: „Es reicht, wenn Eltern Rahmenbedingungen schaffen. Geborgenheit und Liebe sind wichtig. Kinder machen zusammen mit anderen Kindern ihre eigenen Erfahrungen. So wie es zur persönlichen Entwicklung passt.“

Denn wenn Kinder zu verplant sind, kann das negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden haben. Von einer Aktivität zur nächsten gehetzt, mögen sie keine Zeit haben, um sich auszuruhen und einfach nur zu spielen. Dadurch können sie sich gestresst, überfordert und ängstlich fühlen.

Kinder brauchen Zeit, um sich zu erholen, sich zu entspannen und ihre Kreativität und Fantasie auszuleben. Zu viel Struktur und zu viele Verpflichtungen können dazu führen, dass sie sich wie in einem Hamsterrad fühlen, das sie nicht verlassen können.

Darüber hinaus kann ein Übermaß an organisierten Aktivitäten dazu führen, dass Kinder nicht genügend Zeit haben, soziale Fähigkeiten zu entwickeln und zu lernen, wie man mit Langeweile und Frustration umgeht. Sie könnten auch Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen oder ihre eigenen Interessen konsequent zu verfolgen, wenn sie immer von außen gesteuert werden.

Biene Maja Spielzeug

Es ist wichtig, dass Kinder genügend Freizeit haben, um ihre eigene Neugier zu stillen, Begeisterung zu empfinden und ihre eigenen Interessen zu erkunden und zu verfolgen. Können wir es schaffen, eine Balance zwischen organisierten Aktivitäten und Freizeitaktivitäten zu finden? Ich glaube schon. Denn auf diese Weise können wir sicherstellen, dass unsere Kinder glücklich, gesund und ausgewogen aufwachsen.

Ist es nicht schön, dass wir gar nicht so viel machen brauchen? Vielleicht häufiger mal unseren Kindern vertrauen?

Natürlich möchte ich mit diesem Aritkel niemanden angreifen. Es gibt viele Gründe, warum Eltern dazu neigen, ihren Kindern zu viele Aktivitäten aufzuhäufen. Dazu zählen Wettbewerb und Erfolg. In unserer Gesellschaft wird oft viel Wert darauf gelegt, wer gewinnt. Wer hat die besten Noten? Wer kommt schneller ans Ziel? Wer noch weiter? Eltern meinen es total gut und vermuten, dass sie ihre Kinder frühzeitig in viele Aktivitäten einbeziehen müssen, um sicherzustellen, dass sie in der Schule gut abschneiden oder später im Berufsleben erfolgreich sind.

Doch auch der gesellschaftliche Druck ist häufig hoch. Manchmal ist es in Nachbarschaften oder im näheren Umfeld üblich, dass Kinder in vielen verschiedenen Bereichen aktiv sein sollten. Um als „gut“ oder „erfolgreich“ zu gelten. Eine Drei auf dem Zeugnis reicht oft nicht mehr aus. Dies kann Eltern dazu veranlassen, ihre Kinder in viele Aktivitäten einzuschreiben, welche sie fördern. Oder damit sie nicht als „faul“ oder „uninteressiert“ angesehen werden.

Doch auch ein gewisses Sicherheitsbedenken habe ich beobachtet. Einige Eltern glauben, dass ihre Kinder in Aktivitäten wie Sport oder Musikunterricht eingeschrieben werden müssen, um sie vor schlechten Einflüssen und möglichen Gefahren zu schützen.

Sa Coma mit Kindern

Manche Eltern wissen auch gar nicht, wie wichtig es ist, ihren Kindern genügend Freizeit und Raum zum Spielen und Entdecken zu geben. Sie denken, dass mehr Aktivitäten immer besser sind. Lasst uns doch mehr auf unser Bauchgefühl hören. Und auf das unserer Kinder.

Es ist wichtig, dass Eltern verstehen, dass zu viele Aktivitäten für ihre Kinder negative Auswirkungen haben können. Sie sollten darauf achten, dass ihre Kinder genug Zeit zum Spielen und Entspannen haben und sich nicht nur von einem Termin zum nächsten hetzen müssen. Es ist auch wichtig, dass sie ihre Kinder nach ihren Interessen und Wünschen fragen und sie nicht nur in Aktivitäten einschreiben, weil sie glauben, dass es „das Richtige“ ist.

Spontanes Verabreden und Spielen in der Natur. In kleinen Gruppen mit Freunden macht es doch besonders viel Spaß.

Das gibt Kindern die Möglichkeit, ihre Muskeln zu trainieren und ihre Ausdauer zu verbessern. Klettern, rennen, springen und toben. Alles, was dazu beiträgt, ihre körperliche Fitness und Koordination mit viel Spaß ohne festes Programm zu verbessern.

Die Natur bietet eine Fülle von Materialien und Requisiten, die Kinder verwenden können, um ihre Fantasie und Kreativität zu fördern. Zum Beispiel können sie Äste, Blätter, Steine und Schmutz verwenden, um ihre eigenen Spiele und Aktivitäten zu schaffen.

Das Spielen in der Natur bietet viele Möglichkeiten für Kinder, etwas über die Natur und die Welt um sie herum zu lernen. Sie können lernen, wie Pflanzen und Tiere leben und interagieren, wie das Wetter funktioniert, und sie können grundlegende wissenschaftliche Konzepte wie Schwerkraft und Energie erleben.

Die Natur hat auch eine beruhigende Wirkung auf Kinder und kann ihnen helfen, sich zu entspannen und Stress abzubauen. Wenn Kinder Zeit in der Natur verbringen, können sie sich entspannen und ihre Sinne auf natürliche Weise beruhigen.

Natur - Frühling

Das Spielen in der Natur kann auch dazu beitragen, die Gesundheit von Kindern zu verbessern. Durch den Kontakt mit Sonnenlicht können Kinder in ihrer Haut Vitamin D3 aufbauen, was u.a. wichtig ist für die Gesundheit der Knochen. Zudem kann das Spielen in der Natur auch das Immunsystem stärken und das Risiko von Übergewicht und anderen gesundheitlichen Problemen reduzieren.

Natürlich mag Nachhilfe wichtig sein, wenn Lehrer dies empfehlen. Auch Kurse am Nachmittag sind schön. Vor allem, wenn die Kinder selbst Lust dazu haben. Bei aller Liebe und Fürsorge sollten wir nur nicht vergessen, dass im Terminplan auch Platz für freies Spiel sein darf. Für Spontanität und eigenes Planen. Für Verrücktes. Für Tagträume. Denn unsere Kinder möchten kleine Freigeister sein. Lasst uns sie dabei unterstützen.

Elischeba

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Wann steht freies Spielen auf dem Wochenplan unserer Kinder?
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Da der Nachwuchs im Kindesalter besonders leicht lernt, nutzen Eltern die Zeit gern, um ihre Liebsten zu fördern. Ich finde, dass freies Spielen Platz haben soll.
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4 Kommentare

  1. Avatar
    Maren
    22/11/2021 / 14:42

    So einen Artikel übers freie Spiel hattest du vor einigen Jahren schonmal und damals hab ich schon nur mit dem Kopf genickt. Sehe ich GANZ GENAUSO!

    • Elischeba
      Elischeba
      Autor
      22/11/2021 / 21:07

      Ja, das Thema baue ich auch immer wieder mal ein, da ich das wichtig finde. Freies Spielen stelle ich auch in meinem Buch „Bleib geschmeidig, Mama!“ vor.

      Toll, dass du das auch so siehst, liebe Maren!

  2. Avatar
    Markus
    25/11/2021 / 18:45

    Sehe ich ganz genauso, wir waren früher auch täglich stundenlang draußen und es waren tolle Zeiten! Heute sind die Kinder viel zu verplant und dadurch dauergestresst.

    • Elischeba
      Elischeba
      Autor
      26/11/2021 / 10:47

      Hallo Markus,

      ja, zu viel Programm kann stressen. Geht uns Erwachsenen ja auch nicht anders. 😉

      Ein schönes Wochenende von Elischeba

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