Stell dir vor: Du stehst an Deck eines großen Schiffes. Die eisige Luft der Arktis weht dir um die Nase, und vor dir liegt Longyearbyen. Der Hauptort von Spitzbergen. Noch mehr Norden geht nicht. Genau so begann mein Tag am 2. Juli 2023. Die Landschaft ist atemberaubend – schroffe Berge, glitzernde Schneefelder und eine Stille, die fast greifbar ist. Doch das Highlight meines Tages wartete noch: eine Husky-Tour durch die wilde Natur der Arktis.
Wieso bin ich denn überhaupt vor Ort? Nun, im Sommer 2023 darf ich auf einem Kreuzfahrtschiff Vorträge und Workshops halten. Über mein Leben als ehemalige Mrs. Germany und zu den Themen, die ihr auch auf meinem Blogazin findet.
Auf See zu arbeiten macht Spaß und damit ihr auch etwas davon habt, entführe ich euch tief in den Norden. Nun, natürlich ist es etwas bekloppt, in die Kälte zu fahren, wenn ich den Frühling und den warmen Sommer so sehr liebe. Denn während meine Kontakte Fotos von lauen Abenden im Biergarten posten, setze ich mir meine Wollmütze auf.
Aber zuerst zur Überschrift: Wie komme ich denn darauf, dass es in Spitzbergen mehr Eisbären als Menschen gibt? Nun, das erfahren wir vor Ort von einem Guide.
Der uns erzählt, dass in der Region Svalbard so circa 3.300 Eisbären leben. Im Vergleich dazu leben in Spitzbergen etwa 2.700 Menschen. Das ist einmalig.
Spitzbergen, eine Inselgruppe im Arktischen Ozean, ist Norwegens Tor zur eisigen Wildnis. Als ich morgens aufwache und rasch ans Deck laufe, bin ich überwältigt. Spitzbergen ist anders als alles, was ich bis jetzt gesehen habe.
Schroffe Berge, gigantische Gletscher und tiefblaue Fjorde prägen die atemberaubende Landschaft. Im Sommer lockt die Mitternachtssonne zu unvergesslichen Abenteuern. Während im Winter die magischen Nordlichter den Himmel erleuchten.
Spitzbergen ist ein spannender Ort extremer Gegensätze. Doch leider gibt es hier nicht nur unberührte Natur zu bestaunen. Auch die Auswirkungen des Klimawandels – dazu später mehr.
Wir kommen in Longyearbyen an, das ist der größte Ort und das Verwaltungszentrum der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen im Arktischen Ozean. Die Stadt liegt am Adventfjord auf der Hauptinsel Spitzbergen und dient für viele Touristen als Eingangstor zur Arktis.
Longyearbyen wurde 1906 vom US-amerikanischen Unternehmer John Munroe Longyear als Bergarbeiterstadt gegründet. Heute lebt Longyearbyen vor allem vom Tourismus und der Forschung und verfügt über eine moderne Infrastruktur mit Geschäften, Restaurants und Hotels. In eins der Geschäfte schlendere ich neugierig rein und bin von den Eisbären-Stofftieren angetan. Was sind die süß! Mir fällt auf, dass die Einheimischen gar nicht so warm angezogen sind. Für sie ist jetzt eben Sommer.
Einige aus unserer Gruppe gehen in das Svalbard Museum. Wer länger hier ist, der nimmt gerne an Schneemobiltouren teil.
Politisch gehört Spitzbergen zu Norwegen. Die Verwaltung wird durch den Sysselmesteren, den Gouverneur von Svalbard, wahrgenommen. Interessanterweise unterliegt Spitzbergen dem Spitzbergenvertrag von 1920, der Norwegen die Souveränität zusprach, aber auch anderen Unterzeichnerstaaten wirtschaftliche Aktivitäten auf den Inseln erlaubt.
Die Geschichte Spitzbergens ist von Entdeckungen und wirtschaftlichen Interessen geprägt. Offiziell wurde die Inselgruppe 1596 vom niederländischen Seefahrer Willem Barentsz entdeckt. Obwohl es Vermutungen gibt, dass bereits Wikinger im 12. Jahrhundert hier waren.
Im 17. und 18. Jahrhundert war die Region ein Zentrum des Walfangs, was leider fast zur Ausrottung einiger Walarten in den umliegenden Gewässern führte. Im 19. Jahrhundert verlagerte sich der Fokus auf die Jagd von Polarfüchsen, Rentieren und Eisbären für den Pelzhandel. Ich bin hier, um die Tiere zu bewundern. Als mir ein Rentier entgegenläuft, bin ich absolut begeistert. Es stört sich nicht an mir und strahlt absolute Ruhe aus.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann auf Spitzbergen der Kohleabbau, der die Entstehung der meisten heutigen Siedlungen zur Folge hatte. Die größte Siedlung und das Verwaltungszentrum ist Longyearbyen mit etwa 2.600 Einwohnern.
Heute ist Spitzbergen vor allem für seine unberührte arktische Natur, wissenschaftliche Forschung und den wachsenden Tourismus bekannt. Trotz der nördlichen Lage sorgen die Ausläufer des Golfstroms dafür, dass es auch so „milde“ Tage wie heute gibt.
Die Sonne scheint herrlich schön. Ich trage einen hellblauen Rolli und kann meine Skijacke zwischendurch sogar schonmal ausziehen.
Zurück zu Longyearbyen. Ich finde es spannend, den nördlichste Punkt zu erreichen, den man nach meinem Wissen mit einem Kreuzfahrtschiff erreichen kann.
Mit unserer kleinen Gruppe überlegen wir, welchen Ausflug wir heute buchen. Generell fällt mir auf, dass Ausflüge auf Kreuzfahrtschiffen ganz schön ins Geld gehen können. Zuvor waren wir in Island und haben uns die Kosten für einen Mietwagen geteilt.
Doch heute fahren wir mit dem Bus zu den Huskys. Ach, ich liebe Hunde und ich freue mich darauf.
Zwischendurch machen wir einen Stop für ein Foto. Uns wird ans Herz gelegt, nicht weiter zu laufen, als vorgegeben. Denn es ist schon vorgekommen, dass Urlauber von Huskys angegriffen und tödlich verletzt wurden.
Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass wir in die Welt der Wildtiere eindringen. Es liegt an uns, respektvoll mit der Natur umzugehen. Manche Gäste wandern mit einem Guide, der ein Maschinengewehr dabei hat, falls die Eisbären zu nahe kommen.
Mir ist es lieber, mehr Abstand zu bewahren. Ich möchte nicht, dass ein Eisbär erschossen wird. Natürlich will ich aber auch erstrecht nicht angegriffen werden. Ich lebe gerne und habe zuhause zwei tolle Kinder und einen lieben Mann. Meine Familie braucht mich noch.
Während der Weiterfahrt ist der Weg das Ziel. Mit großen Augen bewundere ich die Landschaft.
Schon von Weitem höre ich das aufgeregte Bellen der Hunde. Hier leben etwa 250 Alaskan Huskys, die darauf brennen, loszulaufen.
Diese Hunde sind wahre Athleten – sie lieben es zu rennen und sind perfekt an das Leben in der Arktis angepasst. Ihre dichte Unterwolle schützt sie vor Kälte, und ihr unermüdlicher Arbeitswille macht sie zu idealen Schlittenhunden. Inwiefern Huskys so ein Leben lieben oder nicht kann ich nicht beurteilen.
Wir dürfen zu den Hunde laufen und sie streicheln. Ich laufe als erste hin und setze mich erstmal sanft vor sie.
Jeder Husky hat seinen eigenen Charakter: Manche sind verspielt und springen freudig umher, andere wirken ruhig und konzentriert. In manche Huskys verliebe ich mich sofort.
Bei einem warmen Tee erfahren wir einiges über die Huskys. Sie sind extrem anpassungsfähig. Ihre Pfoten haben spezielle Polster, die sie vor Kälte schützen, und ihr Stoffwechsel ist so effizient, dass sie selbst bei extremen Temperaturen Höchstleistungen erbringen können.
Jedoch ist auch der Klimawandel Thema. Die Jahresmitteltemperatur ist in den letzten 35 Jahren um 2,8°C gestiegen, was weit über dem globalen Durchschnitt liegt.
Die Gletscher haben in den letzten 30 Jahren etwa 7% ihrer Fläche verloren, wobei sich die Abschmelzrate nach 1990 um 46% beschleunigt hat.
Es gibt weniger Schnee und Meereis, und es regnet häufiger. Dies hat Auswirkungen auf die Tierwelt. Ich habe schon viele traurige Fotos von Eisbären gesehen, die ums Überleben kämpfen.
Doch auch Rentiere kommen schwerer an ihr Futter. Die Erwärmung ist an der Westküste und in Küstennähe stärker ausgeprägt als im Landesinnern und im Norden. Ein junges Paar aus unserer Gruppe hat eine Walbeobachtungstour gebucht. Sie wirkten danach sehr betrübt und als sie angefangen haben zu erzählen, konnte ich dies gut verstehen.
Guides erklären, wie die Veränderungen des Meereises die Wanderrouten und das Verhalten der Wale beeinflussen. Sie zeigen auf zurückweichende Gletscher und erläutern, wie dies das marine Ökosystem verändert.
Oft werden auch die Auswirkungen auf andere arktische Tiere wie Eisbären und Robben thematisiert, deren Lebensräume durch den Klimawandel bedroht sind. Diese direkten Beobachtungen machen die abstrakten Konzepte des Klimawandels für die Besucher greifbar und verdeutlichen die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen.
Wir sind im Juli 2023 hier und erfahren, dass dies die beste Jahreszeit für einen Besuch in Spitzbergen ist. Es sei denn du möchtest die Nordlichter sehen.
Zwischen Juni und August herrschen „angenehme Temperaturen“ zwischen zwei und neun Grad. Es gibt bis zu sechs Sonnenstunden pro Tag. Der Polarsommer von Mitte Mai bis Ende September bietet ideale Bedingungen für Outdoor-Aktivitäten wie Fjord-Kreuzfahrten, Wanderungen und Kajaktouren.
Ein großer Vorteil ist die Mitternachtssonne, die von April bis August scheint und Aktivitäten rund um die Uhr ermöglicht. Es ist faszinierend, wenn es nachts hell ist.
Die Sommermonate sind auch die beste Zeit für Wildtierbeobachtungen, da die Tiere aktiver sind und die Landschaft in voller Blüte steht. Allerdings ist der Sommer auch die Hauptreisezeit, was zu mehr Touristen und höheren Preisen führen kann. Ein Nachteil des Sommers ist, dass man keine Nordlichter sehen kann, da es nicht dunkel genug wird.
Für diejenigen, die Nordlichter erleben möchten, ist der Nordlicht-Winter von Oktober bis Februar die bessere Wahl. Wobei man dann mit extremer Kälte und Dunkelheit rechnen muss. Beides absolut nichts für mich.
In Longyearbyen entdecken wir die wahrscheinlich nördlichste Tankstelle der Welt.
Diese arktische Zapfsäule versorgt die Einwohnerinnen und Einwohner der Inselgruppe mit Treibstoff. Interessanterweise bietet die Tankstelle trotz ihrer abgelegenen Lage moderate Preise an. Die meisten Tankstellen in Norwegen, einschließlich dieser, haben von 7 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Wobei man außerhalb der Öffnungszeiten mit Kreditkarte an der Säule bezahlen kann. Für mich ist diese Tankstelle heute einfach ein tolles Fotomotiv.
Mein Tag in Spitzbergen ist ein Abenteuer, das ich nie vergessen werde. Die Kombination aus unberührter Natur, faszinierenden Tieren und dem Gefühl von Freiheit ist einzigartig. Eine Reise nach Longyearbyen ist mehr als nur ein Ausflug; es ist eine Reise in eine andere Welt.
Elischeba
Hinweis: Den Ausflug habe ich selbst gezahlt. Freiwillige und unbeauftragte Werbung.
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So weit weg und so faszinierend!
LG ELKE
Autor
Ja, absolut faszinierned! Eine ganz andere Welt.