Das Elternsein ist eine Reise, die oft ziemlich herausfordernd ist. Die aber gleichzeitig von vielen Freuden geprägt ist. Das Leben verändert sich ständig. Während meine frühen Jahre als Mami oft durch intensive Betreuung und schlaflose Nächte gekennzeichnet waren, so bringt mir das Leben mit älteren Kindern wieder mehr Freiraum und neue wunderbare Aspekte.
Heute möchte ich euch auf meinem Blogazin schreiben, wieso ich das sehr genieße, dass meine Kinder inzwischen 9 und 12 Jahre jung sind.
Gestern war da wieder so ein Moment. Auf einem Schachfest habe ich ein niedliches Baby im Kinderwagen gesehen. Diese kleinen Händchen. Nun, es war erst drei Wochen alt und brauchte Ruhe.
Doch am allerliebsten hätte ich es auf den Arm genommen und einfach nur geküsst und gestreichelt.
„Diese Babyzeit ist etwas ganz Besonderes“ habe ich zum stolzen Papa gesagt. „Genießt das, die werden schnell groß“ mit einem Augenzwinkern hinterher gefügt.
Ja. Es war eine wunderbare Zeit. Und doch genieße ich es momentan sehr, größere Kinder zu haben. Vielleicht mache ich den Mamis und Papis von Zweijährigen damit Mut.
Zu wissen, dass bestimmte Phasen nicht ewig dauern, erleichtert manchmal den aktuellen Moment. Immerhin gibt es Tage, da kannst du als Mama von jungen Kindern happy darüber sein, wenn du einfach nur deinen Tag überstanden hast. Das Leben verändert sich ständig. Und je mehr wir uns anpassen, desto einfacher wird es.
Eine Mutter hat mir mal gesagt: „Wenn die Kinder anfangen zu sprechen, dann lernst du sie erst richtig kennen.“ Und ich kann zufügen: „Ab einem bestimmten Alter erlebst du sie nochmal auf einer tieferen Ebene.“
Schon immer habe ich Schritte in die Selbstständigkeit sehr genossen. Das ist auch einer der größten Vorteile, wenn Kinder älter werden.
Natürlich ist es irgendwie süß, wenn Kleinkinder in fast allen Bereichen auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen sind. Wir fühlen uns als Mama und Papa dann besonders gebraucht. Denn diese Zeit ist ganz besonders intensiv.
Doch wenn ältere Kinder viele Dinge selbst in die Hand nehmen, dann ist es für uns als Eltern einfacher. Die Beziehung zu den Kindern kann trotzdem genauso innig bleiben. Ich würde sagen, dass sie sogar noch herzlicher werden kann.
Ich nutze meine neue Freiheit auch für eigene Interessen, für meinen Job und für meine Hobbys. Zum Beispiel habe ich mich von Mai 2023 bis zum Juni 2024 als Yogalehrerin ausbilden lassen. Mit kleinen Kindern hätte mir oft die Ruhe dafür gefehlt. Yoga mit einem Dreijährigen und einem Säugling war herausfordernd.
Heute ist es eher lustig. Kürzlich habe ich die Summ-Meditation geübt. Das jüngste Kind hat es mitbekommen.
„Mama, was du machst, das ist ziemlich SUS.“ Was das heißt, erkläre ich dir gerne, da ich das Wort selbst auch erstmal lernen musste. „Sus“ steht als Abkürzung für „suspekt“.
Beziehungsweise im Englischen für „suspicious“, also Verdächtiger. Ausgesprochen wird es wie „sas“. Das Wort wird mir entgegengebracht, wenn ich etwas Verrücktes tue. Und ich mache als Mama ziemlich häufig verrückte Dinge.
Aber ich bin nicht immer SUS. Denn ein Vorteil vom zunehmendem Alter der Kinder sind auch gemeinsame Interessen. Zum Beispiel kann es sein, dass ihr gerne miteinander kocht. Ihr entdeckt ähnliche Musikrichtungen oder probiert Sportarten zusammen aus. Der Junior und ich lieben beide Skifahren. Auch wenn wir leider hier im Flachland selten dazu kommen.
Mir ist aufgefallen, dass Gespräche manchmal seltener stattfinden, aber dafür intensiver werden. Besonders spannend finde ich es, wenn meine Kinder über Dinge anders denken, als ich. Das zeigt, dass sie eine eigene Persönlichkeit entwickelt haben. Und das finde ich toll.
Familienurlaube werden oft als stressig empfunden. Besonders dann, wenn die Kinder noch klein sind. Ich erinnere mich daran, wie ich im Dezember 2012 mit meinem Baby alleine in der Türkei war. Es war ein wunderschöner und intensiver Urlaub. Ich habe es genossen, die günstigen Konditionen außerhalb der Saison zu nutzen.
Doch hatte ich ebenso Lust aufs Mitmachen bei den Sportkursen und konnte es nicht. Auch Schwimmen im Meer war nicht möglich, da ich ja ein Baby bei mir hatte. Was wunderschön war und wofür ich extrem dankbar gewesen bin. Aber was mich natürlich auch eingeschränkt hat.
Heute schwimme ich mit dem Junior zusammen im Meer. Und wenn ich einen Sportkurs besuchen möchte, dann geht mein Sohn in dieser Zeit eben eigenen Interessen nach. Anschließend unterhalten wir uns hin und wieder darüber.
Mit älteren Kindern kannst du auch besser längere Reisen planen, ohne dass ständige Pausen eingeplant werden müssen. Viele Kids zeigen Interesse an Kultur, Geschichte und neuen Erfahrungen.
Mit meinem 12-jährigen Sohn war ich im Januar alleine in Berlin. Wir haben jeden Tag Ausflüge gemacht. Leon hat mir mit seinem Handy und seinem Navi darauf den Weg gezeigt. Damit kommt er intuitiv schneller klar, als ich.
Reisen bieten uns außerdem die Möglichkeit, als Familie enger zusammenzuwachsen. Wir schaffen uns gemeinsame Erinnerungen, die ein Leben lang halten.
Mit zunehmendem Alter der Kinder ändert sich unsere Rolle der Eltern. Mehr Begleitung statt Betreuung. Eltern werden mehr und mehr zu Beraterinnen und Beratern, die ihre Kinder bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Anstatt ihnen jeden Schritt vorzugeben.
Diese Entwicklung ermöglicht es, das Wachstum und die Selbstständigkeit unserer Kinder aus der Distanz zu beobachten. Wir können stolz auf ihre Fortschritte sein. Gleichzeitig wird das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern gestärkt. Was zu einer tieferen und respektvollen Beziehung führt.
Wie eben schon angeführt, liebe ich tiefgründige Gespräche, die mit zunehmendem Alter der Kinder leichter zu führen sind. Unsere beiden haben teilweise eine unterschiedliche Meinung zu bestimmten Dingen. Und andere Interessen. Diese Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit empfinde ich als absolut spannend.
Eltern können mit ihren Teenagern über Politik, Gesellschaft, persönliche Werte und vieles mehr sprechen. Das ist nicht nur bereichernd, sondern ermöglicht es den Eltern auch, ihre Kinder auf einer neuen, intellektuellen Ebene kennenzulernen.
Es ist eine Freude zu sehen, wie sich die Gedankenwelt der Kinder entwickelt. Und wie sie ihre eigene Stimme finden.
Mein Mann und ich haben unsere Kinder schon früh zu Freidenkern erzogen. Spannend ist es, wenn unsere Kinder Entscheidungen treffen. So ein Prozess kann zwar herausfordernd sein, da er oft mit dem Loslassen verbunden ist. Er bietet jedoch auch zahlreiche positive Seiten.
Zu sehen, wie die eigenen Kinder ihren Weg im Leben finden, erfüllt uns mit Freude. Es zeigt, dass die jahrelange Begleitung Früchte trägt. Vor allem, wenn die Kinder auf einem guten Weg sind. Auf einem, der zu ihnen passt. Und wenn sie nach und nach auch verantwortungsbewusste Erwachsene werden.
Ältere Kinder mögen weniger an Familienaktivitäten teilnehmen. Doch wenn sie es tun und eigene Ideen und Vorschläge einbringen, dann wird es umso schöner. Diese gemeinsamen Erlebnisse – sei es ein Wochenendausflug, ein Spieleabend oder das gemeinsame Kochen – stärken den Zusammenhalt.
Gleichzeitig übernehmen ältere Kinder zunehmend Verantwortung innerhalb der Familie. Bei uns ist es wichtig, dass sie nun immer mehr selbst für ihr Zimmer sorgen. Diskussionen, die schonmal etwas Nerven kosten, sind hier natürlich völlig normal. Anfangs mögen Kids Hilfe brauchen, doch es bereitet ihnen Freude, wenn sie etwas geschafft haben.
Mit zunehmendem Alter wächst das Vertrauen, das Eltern in ihre Kinder haben. Sie können ihre Kinder mit gutem Gewissen alleine zur Schule gehen lassen. Toll ist, wenn auch das Hausaufgaben erledigen klappt (okay, auf das Thema gehe ich jetzt aus Gründen nicht näher ein). Unsere Kinder verabreden sie sich immer mehr alleine und wir machen lediglich aus, wann sie ungefähr – zum Beispiel zum Abendessen – wieder zurückkommen.
Manchmal vergleiche ich mein aktuelles Leben mit dem vor acht Jahren. Als ich – wenn ich etwas im Supermarkt vergessen habe – beide Kids nochmal mitnehmen musste.
Da ich sie natürlich nicht alleine zuhause lassen konnte. Mal eben kurz zum Bäcker – klingt selbstverständlich. Mag mit kleinen Kindern herausfordernd sein. Die sanitären Anlagen müssen sie häufig dann nochmal aufsuchen, wenn im Winter die letzte Schicht der vielen Klamotten endlich fertig angezogen wurde. Kennt ihr, oder?
Arzttermine für mich waren kaum möglich, da ich niemanden hatte, der in der Zeit meine Kinder nimmt. Mein Mann war arbeiten und Verwandtschaft hatte ich nicht in der Nähe. Lediglich einen Schwiegervater, der selbst pflegebedürftig war. Somit ging es dann einfach mal eine Weile nicht, eine Stunde lang zur Zahnreinigung zu gehen.
Auf dem Spielplatz habe ich es zwar genossen, meine Kinder in der Natur zu sehen. Mich darüber zu freuen, wie sie sich bewegen. Aber ganz ehrlich? Ich fand das oft auch ziemlich langweilig. Der Gedanke, dass im Haushalt viel Arbeit auf mich wartet und ich noch kochen muss, hat mich gestresst.
Häufig habe ich mich als junge Mutter gleichzeitig unter- und überfordert gefühlt. Wenn ich zum Beispiel ständig in Schränke einräumen musste, was die Zwerge ausgeräumt haben. Und gefühlt 100 Mal das gleiche Buch vorlesen sollte, welches ich bereits im Schlaf rückwärts auswendig konnte.
Es war eine wunderschöne und intensive Zeit. Aber sie hat mich auch herausgefordert. Jetzt ist das eine andere Ebene. Die mir sehr gut gefällt.
Ich finde es wichtig, den Kindern nicht nur Wurzeln, sondern auch Flügel zu geben. Ich hatte selbst beides nicht wirklich erhalten, was aber ein anderes Thema ist. Vertrauen macht das Familienleben entspannter und ermöglicht es auch uns Eltern, uns selbst wieder mehr Freiraum zu gönnen. Gleichzeitig lernen die Kinder, mit dieser Freiheit verantwortungsbewusst umzugehen. Was wiederum ihr Selbstbewusstsein stärkt.
Es gibt kaum etwas Schöneres, als die eigenen Kinder auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben zu begleiten. Zu sehen, wie sie wachsen, reifen und ihre eigenen Werte und Ziele entwickeln. Das ist eine zutiefst erfüllende Erfahrung. Eltern erleben mit älteren Kindern eine emotionale Tiefe, die in den frühen Jahren des Elternseins oft noch nicht vorhanden ist. Diese Phase des Elternseins ist eine Zeit des Stolzes, der Liebe und der tiefen Verbundenheit, die das gesamte Familienleben bereichert.
Natürlich kann die zunehmende Unabhängigkeit der Kinder es auch schwierig machen, Grenzen zu setzen. Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten werden häufiger und intensiver. Immerhin entwickeln sie ihre eigenen Überzeugungen und Werte. Und das ist auch wichtig.
Größere Kinder fordern oft mehr Freiraum, was es schwer macht, die richtige Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen zu finden. Es kann herausfordernd sein, mit ihren wechselnden Emotionen umzugehen, insbesondere während der Pubertät. Die Erwartung, dass sie mehr Verantwortung übernehmen, kann zu Konflikten führen, wenn sie sich überfordert fühlen. Diskussionen über Zähne putzen, Haare waschen und duschen können anstrengend sein – obwohl es alltägliche Dinge sind.
Die sozialen Einflüsse von Freunden und sozialen Medien mögen uns als Eltern vor neue Herausforderungen stellen. Das Bedürfnis nach Privatsphäre macht es manchmal schwieriger, sich in ihr Leben einzubringen. Und nah zu bleiben.
Es erfordert Geduld, Kindern Raum zum Lernen und Wachsen zu geben, auch wenn Fehler gemacht werden. Der Druck der Schule und die Zukunftsplanung kann zu Spannungen führen, da Eltern oft mehr Sorgen um die Zukunft der Kinder haben als die Kinder selbst. Schließlich ist es herausfordernd, loszulassen und ihnen zu vertrauen, dass sie ihren eigenen Weg finden.
Doch das Leben mit älteren Kindern bietet uns auch die Möglichkeit, Beruf und Familie wieder besser zu vereinbaren. Da größere Kinder weniger intensive Betreuung benötigen, können Eltern sich wieder verstärkt auf ihre eigenen Bedürfnisse und ihre mögliche Karriere konzentrieren.
Und das ohne das Gefühl zu haben, ihre Kinder zu vernachlässigen. Denn diese sind währenddessen zum Beispiel mit Freundinnen oder Kumpels unterwegs. Diese neue Balance ermöglicht es, sowohl im Beruf als auch im Familienleben erfolgreich und zufrieden zu sein.
Wenn du meinen Artikel also gerade mit kleinen Kindern liest und dich gestresst fühlst: Genieße jeden Augenblick. Aber denke auch daran, dass vieles einfacher wird. Keine Phase bleibt so anstrengend. Okay, es mag anders anstrengend sein. Verändern wird es sich aber oft positiv.
Das Leben mit größeren Kindern eröffnet dir als Mama oder Papa eine neue, wunderschöne Phase des Elternseins. Es ist eine Zeit der Freiheit, der tiefgründigen Gespräche, des gemeinsamen Wachstums und der gegenseitigen Unterstützung. Trotz Pubertät und anderen Problemen. Ich meine: komplett leicht ist das Leben ja sowieso selten.
In welcher Phase du dich auch immer gerade befindest: Eltern können stolz auf das sein, was sie gemeinsam mit ihren Kindern erreicht haben. Und sich auf die kommenden Jahre voller gemeinsamer Erlebnisse freuen. Und sie sollten sich für die ersten gut geschafften Jahre auch gerne mal selbst auf die Schulter klopfen.
Elischeba
Folge mir auf Instagram und Facebook, damit wir in Verbindung bleiben.
Wenn du Reisevideos liebst, dann abonniere meinen YouTube Kanal ElischebaTV.
Kann ich wie immer 1 zu 1 unterschreiben! Toller Artikel. Spricht mir aus der Seele.
Autor
Oh, das freut mich. Ja, einfach aus dem Leben gegriffen. ❤️😉
Eine Freundin hat zwei erwachsene Kinder und jetzt mit ihrem neuen Mann nochmal ein Baby. Ohhh…das wollte ich nicht! Aber sie ist glücklich so! Ich will nicht wieder von vorne anfangen!
Na, dann warte mal ab, wenn deine Kinder 14 und 17 sind.
Wir sprechen uns dann nochmal.
Da sehnst du dich aber nach der „anstrengenden Zeit“ am Anfang zurück.
Ich rede aus Erfahrung. Bin nervlich gerade am Ende. Ich bin 1,65 Meter groß und meine Jungs weit über 1,80 Meter. Die nehmen mich gar nicht mehr ernst!!!!!