Autorin Elischeba entdeckt die raue Ostsee und lernt den Norden Rügens kennen. Auf Hiddensee ist sie von den tollen Farben der autofreien Insel völlig begeistert und feiert die Hochzeit ihres Onkels Peter.
Zeitpunkt der Reise: Anfang Mai 2011
Fotografen: Elischeba Wilde (14 Fotos), Landhotel Bohlendorf (1 Foto), Pierre Wilde (3 Fotos) und Adrian Rog (4 Fotos)
Anreise Halbinsel Wittow
Puh. So viele Geschwindigkeitsbegrenzungen auf dem Weg von Nordrhein-Westfalen nach Mecklenburg Vorpommern. Jedoch wird die Gegend auf dem Weg Richtung Osten immer urwüchsiger und schöner. Meine eingeengten Endlosbeine tun zwar irgendwann ein bisschen weh, doch der Blick aus dem Fenster und die Vorfreude auf Deutschlands Schokoladenseite entschädigt mich.
Eisiger Wind und Abenteuer
Ein bisschen abenteuerlich ist die Auffahrt auf die Fähre nach Wittow. Der Wind ist eisig – na ja, wir befinden uns eben an der Ostsee. Neugierig geht es weiter zum Hotel Bohlendorf. Das Herrenhaus mit Geschichte liegt in einer herrlich grünen Landschaft und bietet bereits von weitem eine beeindruckende Erscheinung.
Toll – zum Dinieren ist ein Fensterplatz im schönen Wintergarten frei! Im Rahmen der Halbpension wartet ein festes Dreigangmenü auf Gäste – es gibt wahlweise Fisch oder Fleisch. Die Küche würde ich als gut bürgerlich bezeichnen. Heute Abend wird uns Mittelmeerfisch oder Schweinefilet für den Hauptgang zur Auswahl geboten. Nach dem Dinner schaue ich mich um: zufriedene Blicke und Lob der anderen Gäste.
Rügen Rundreise mit Sven Vogel
Wieso die schönsten Ecken der Insel selber suchen, wenn es einfacher geht? Direkt am ersten Tag auf der Halbinsel Wittow buchen wir eine Rügen Rundreise unter der Leitung von Sven Vogel.
Kaum zu glauben, dass ich mich in Nordrhein-Westfalen vor der Abfahrt noch mit knappen Shorts und ärmellosem Top auf dem heimischen Balkon gesonnt habe. Hier bin ich gefühlt wieder im tiefen Winter gelandet – der Jahreszeit, der ich zu Hause bereits mit Freude den Rücken gekehrt habe.
Die Natur ist hier im Osten circa einen Monat zurück – eine Menge Bäume haben noch keine Blätter und der Wind weht momentan extrem eisig. Würde mein Onkel nicht am Samstag auf Hiddensee heiraten, so hätten wir den Spätsommer als Reisezeit gewählt.
So groß wie Berlin – nur schöner
Nun sitzen wir jedoch heute mit einigen anderen Gästen bei Sven Vogel im kunterbunten Auto in dicke Jacken gehüllt und sind gespannt auf die nächsten Stunden. „Rügen ist ungefähr so groß wie Berlin“ startet der sympathische hoch gewachsene Guide die unterhaltsame Tour. Wäre das urige Fischerdörfchen Vitt nicht so schön, würde ich im warmen Auto sitzen bleiben. Doch der Charme des idyllischen Küstendorfes, welches von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, lässt mich raus in die Kälte steigen.
Eigentlich aus einem anderen Motiv
Als der sympathische Rügener später in die Kleinrunde fragt, ob jemand von uns den Leuchtturm besteigen möchte, da sage ich erst mal nur aus einem Motiv zu: warm werden. Schön schnell wetze ich die circa 164 Stufen hoch. Kalt ist mir oben beim laut zischenden Eiswind mehr als unten – dafür muss ich staunen. Was für ein imposanter Rundumblick. Rügen, ich verzeih Dir Deine Kälte!
Wow, wow und noch mal wow
Wir bewundern den Nationalpark Jasmund – der kleinste in Deutschland. Durch einen Wald geht es später ein paar Schritte zu Fuß weiter. „Lieber nicht zu früh freuen, hier ist es nur wegen der vielen Bäume windstill. Auf dem Aussichtspunkt zischt es dann umso mehr, “ warnt uns Sven Vogel.
Wow!!! Von der Victoriasicht schaue ich auf die berühmten Kreidefelsen und habe sie noch nie so majestätisch empfunden wie jetzt. Dann kann ich nach dem Weiterlaufen auf einen Steg klettern, der sich direkt über einem Kreidefelsen befindet – klasse! Ich schaue runter und bekomme tiefe Ehrfurcht. Kälte? Wind? Hab` ich für ein paar Sekunden völlig vergessen!
Weitere Highlights unserer Tour sind das Ostseebad Binz und Sellin, welche beide nicht nur durch ihre unglaublich schönen Seebrücken bekannt sind. Auch die gehobenen Boutiquen, die weißen und äußerst stilvollen Häuser und die vielen schönen Cafés sprechen mich an. Die Gegend hat eben Klasse.
Sandskulpturen vom Feinsten
War ich auf Rügen bis jetzt in erster Linie von der Schönheit der Natur beeindruckt, so hauen mich am nächsten Tag die Talente einiger Künstler um. Die Sandskulpturen sind während unseres Aufenthaltes eine echte Attraktion für Touristen.
Auf einer Fläche von ca. 5.000 Quadratmetern präsentiert das holländische Unternehmen „Sculpture Events“ bis zum 23. Oktober 2011 seine Meisterwerke der Bildhauerei direkt neben dem Jasmar Resort. Unglaublich, wie detailliert hier gearbeitet wurde – besonders beeindruckt bin ich davon, wie perfekt die Künstler die Gesichtsausdrücke hinbekommen. Und das alles nur mit Wasser und Sand!
Wir können hier eine richtige Weltreise mit machen und Persönlichkeiten und Symbole aus der Geschichte entdecken. Sandskulpturen wurden immerhin schon im alten Ägypten als Modelle zur Berechnung von Winkeln, Kanten und Flächen beim Bau von Pyramiden eingesetzt.
Weniger frieren und Mittagessen in Breege
Da es heute viel windstiller als gestern ist, friere ich trotz acht Grad Höchsttemperatur nicht mehr so stark. In der Sonne ist es teilweise sogar richtig schön. In Breege essen wir mit Blick auf den Bodden zu Mittag. Die idyllische Landschaft und der chice Yachthafen sind klasse.
Abends geht es zurück ins Landhotel Bohlendorf – das Herrenhaus empfehle ich Gästen, die abseits vom Tourismus inmitten von grüner Landschaft nächtigen möchten und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis wünschen. Das Haus mit Geschichte bietet sehr freundliches Personal und eine familiäre Atmosphäre – beim Frühstück liebe ich das hausgemachte Bircher Müsli und den schönen Wintergarten mit Blick auf die Natur.
Das weiße Gold der Insel
Für Wellness Anwendungen empfiehlt der Hoteldirektor Herr Meyer Behandlungen bei seinem persönlichen Freund Herrn Henry Herrmann. Der staatlich geprüfte Physio- und Lymphtherapeut verwöhnt in einer schönen Oase in der Nähe des Landhotels Bohlendorf seine Gäste. Wow – das Gefühl, als warme Heilerde auf meinen Rücken gestrichen wird, ist genial. Vor allem dann, wenn Frau hier so viel frieren muss. Nach der halbstündigen Behandlung ist meine Haut noch weicher als sonst.
Ich freue mich über die Erfahrung mit dem „weißen Gold“ der Insel. Rügener Heilkreide hilft häufig bei unreiner Haut, Neurodermitis und bietet viele andere erstaunliche Wirkungsweisen. Das reine, allergenfreie Naturprodukt entschlackt, lindert Schmerzen und wird auf Rügen in zahlreichen medizinischen und kosmetischen Einrichtungen angewendet. Ab 1910 wurde Heilkreide bereits im Ostseebad Sassnitz eingesetzt.
Das Naturprodukt besteht aus circa 98,2 % reinem Calciumcarbonat und geringen Teilen an Silizium-, Magnesium-, Aluminium-, Eisen-, Jod- und Phosphorverbindungen. Interessenten können sich die Kreide selber anrühren oder Cremes mit einem hohen Anteil der wertvollen Inhaltsstoffe bestellen.
Anreise Insel Hiddensee
Wenn man einige Tage auf Hiddensee verbringen möchte und vom Norden Rügens aus anreist, dann empfiehlt es sich, von Schaprode zu starten. Wir parken unser Auto auf einem großen und bewachten Langzeitparkplatz und Spazieren danach circa zehn Minuten zum Hafen. Wenn es regnet oder man viel Gepäck dabei hat, dann kann man auch den Bus nehmen, der diese Kurzstrecke regelmäßig für Touristen abfährt.
Schnell auf Hiddensee sind Gäste mit dem Wassertaxi – wir entscheiden uns jedoch für die Fähre. Wer wie wir das Hotel Godewind gebucht hat, der sollte den zentralen Hafen Vitte als Ziel nehmen – alternativ gibt es noch Anlegestellen in Neuendorf und Kloster. Der Weg ist das Ziel – die gesamte Fahrt schenkt tolle Ausblicke, frischen Wind und tolle Stimmung. Wem es draußen zu kalt ist, der kann sich in einem großen Raum mit Tischen und Stühlen niederlassen – auch für eine Snackbar ist gesorgt.
Wow – wow – wow – was für Farben
Auf Hiddensee angekommen, muss ich erst einmal staunen. Über die Ruhe, die sich auf einer autofreien Insel sehr schnell bemerkbar macht. Und über die Farben. Wow! Das Licht. Irre – Hiddensee, du bist traumhaft schön! Ich habe schon die Strände der Malediven kennen gelernt und stelle nun fest, dass das Gute manchmal sehr nah sein kann.
Gemütlichkeit in der Ferienwohnung
Eigentlich wollten wir im Hotel Godewind ja ein Hotelzimmer buchen – jedoch war keins mehr frei. Nach dem Eintreten in die schöne Ferienwohnung sind wir glücklich darüber, dass die Hotelzimmer ausgebucht waren. Welch Gemütlichkeit auf drei Etagen – so viel Platz nur für uns!
Praktisch für Familien mit vielen Kindern oder Damen mit schnarchendem Partner. Wir haben die urige Ferienwohnung mit einem leckeren Frühstück gebucht – durch die große Küche mit dem Essraum kann man sich seine Wünsche natürlich auch selbst zubereiten.
Windjacken einstecken
Auf Rügen wurden wir bereits vorgewarnt: Hiddensee ist noch kälter und der Wind weht noch stärker. Puh. Bei Insidern und Stammkunden sehe ich überall Windjacken am Körper — beim nächsten Mal bin ich schlauer!
Heriaten auf Hiddensee
Eine Menge Bräute gehören im Frühling und Sommer auf Hiddensee einfach dazu – häufig heiraten hier mehrere Pärchen an einem Tag. Wer es ein bisschen ruhiger liebt und Angehörigen und Freunden günstige Hotelzimmer bieten möchte, der tut gut daran, die Nebensaison zu wählen.
Mein Onkel Peter heiratet heute am 6. Mai 2011 seine Traumfrau Elke. Neben jubelnden Gästen, Seifenblasen und vielen Luftballons erwartet sie vor dem „Henni-Lehmann-Haus“ in Vitte auch Sonne satt. Ein blauer Himmel, schönstes Wetter, plötzlich wärmere Temperaturen und eine wunderschöne Kulisse. Welch schöner Start in die Ehe!
Ausflugstipp Dornbusch
Von Vitte machen wir uns am letzten Tag mit den Leihfahrrädern auf den Weg nach Dornbusch. Ich muss mich einfach wiederholen: Welch schönes Licht, was für leuchtende Farben und welches Glück mit dem Wetter. Es ist zwar windig und kalt, aber wunderschön! Der Leuchtturm ist unser Ziel – wir freuen uns auf einen sensationellen Ausblick.
Pechvögel und schöner Abschied
Erst einmal laufen wir begeistert um den weißen Leuchtturm herum und genießen die weitläufige und urige Landschaft. Ein Fehler – denn als wir um 17 Uhr hoch steigen wollen, da wird die Tür direkt vor unserer Nase geschlossen. Feierabend! Wie schade.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang inmitten unberührter Natur geht es auf dem Rückweg am Hafen in Kloster vorbei, welcher vor allem bei Abendsonne mit einem mediterranen Touch lockt. Überall gibt es tolle Restaurants mit fangfrischem Fisch. Natürlich probiere ich das traditionelle Getränk – Sanddorn. In warmer Form bekomme ich es kaum herunter. Als Schorle schmeckt mir der Durstlöscher mit reichlich Vitamin C erfrischend gut.
Anschließend geht es Richtung Strand, während wir bei einem tollen Farbenspiel am Himmel die rot leuchtende Sonne beobachten, wie sie ganz langsam und sanft untergeht. Welch schöner Abschied von Hiddensee.
Disclaimer: Danke an das Landhotel Bohlendorf und die Ferienwohnung Godewind für die Übernachtung