Ankunft in Ho-Chi-Minh-City
Wow. Das ist ja krass. Was für ein Empfang! Bis gerade war ich noch ziemlich müde vom schlaflosen Nachtflug. Im nächsten Moment bin ich für einen Moment hellwach. Das nennt man Aufwand: Riesige Aufsteller mit Mrs. World Postern, zahlreiche lächelnde Vietnamesen mit Schärpen, welche die Mrs. World Organisation präsentieren. Ein gewaltiger Blumenstrauß, der mir entgegen gereicht wird. „Welcome in our country“, wird mir herzlich von allen Seiten zugerufen. Das bleibt auch von anderen Fluggästen nicht unbemerkt, die entweder fragen, ob sie Bilder machen dürfen, oder einfach dastehen und wie Autos gucken.
Doch in Vietnam herrscht ein anderes Tempo als bei uns in Deutschland. Langsamer. Die Menschen sind mit innerer Ruhe und Zufriedenheit genauso effektiv. Hektik und Eile widerspricht den Lehren des Konfuzius. Mir ist es unangenehm, dass ich meine zwei Passfotos für das Visum nicht so schnell finde. „Just relax, we have enough time“, wird mir sanft bestätigt. Mein erster Eindruck: Ich mag die Vietnamesen! Mein zweiter: Von denen kann ich noch eine Menge lernen.
Misses Pakistan
Kurz darauf treffe ich auf Mrs. Pakistan. Wir werden nach der Visa Kontrolle zusammen in das Sofitel Saigon Plaza gefahren. „Oh I am so hungry“, gibt sie mir im geräumigen Auto zu verstehen. Dann berichtet sie mir, dass man im Flugzeug für sie kein „moslem food“ hatte. Ob es denn nur Schweinefleisch gab, hake ich nach. Nein, sie würde nur Fleisch essen, welches von Allah gesegnet worden ist – wenn ich sie richtig verstanden habe. „Probiere hier in Vietnam doch mal gebratenen Tofu mit Kokossauce und gegrilltem Gemüse,“ gebe ich ihr als Fan der asiatischen Küche mit auf den Weg.
Dann schaue ich sie mir näher an: Eine bildhübsche junge Frau mit schwarzem Haar, großen Rehaugen und hellbrauner Haut befindet sich direkt neben mir. Darf sie sich denn überhaupt so zeigen? Dezent frage ich nach. Offen und spontan antwortet sie mir. Was man im Rahmen der Mrs. World Wahl alles lernen kann! Es gibt Gebiete in Pakistan, die den Frauen die Anweisung geben, sich komplett zu verschleiern.
In der Stadt, in der sie zu Hause ist, kann jede Frau selbst entscheiden, wie viel sie zeigt. Später berichtet sie mir, dass es im Islam mit dem Koran genau wie mit der Bibel im Christentum ist – manche Menschen legen sie strenger aus – was im Fall des Korans zur Zwangsverschleierung führen kann.
Großstadt anstelle von Palmen und Strand
Wer an Vietnam denkt, der stellt sich endlose Reisfelder, eine satte grüne Landschaft, türkisfarbenes Meer und Mangrovensümpfe vor. In Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt) lerne ich vorerst eine andere Seite Asiens kennen: Hupen, Mofas, Abgase, Hochhäuser und verkehrsreiche Straßen. Doch bei näherem Hinschauen hat auch das seinen Reiz. Die Andersartigkeit. Die bunten Häuser. Die pyramidenförmigen und strohfarbenen Hüte der Menschen. Das breite Lächeln, wenn ich sie aus dem Auto heraus anstarre.
Ich sehe zahlreiche Vietnamesen mit Mundschutz herumfahren. Eine Einheimische, die neben uns sitzt und für die Planung der Mrs. World Wahl zuständig ist, mache ich darauf aufmerksam. „Ist das ein Schutz vor der Schweinegrippe?“ frage ich erstaunt. Sie klopft mir sachte mit der Hand auf den Oberschenkel, fängt schallend laut an zu lachen und wirft den Kopf nach hinten: „Wir sind hier in Vietnam, da haben wir keine Schweinegrippe. Das ist ein Schutz vor dem Staub, was beim schnellen Moped fahren von Vorteil ist.“
Wieder etwas dazugelernt. Im Hotelzimmer genieße ich den beeindruckenden Ausblick auf Saigon. Zum Abend hin verwandelt er sich in eine tolle bläulich-romantische Farbenpracht. Die anderen Missen, die gestern angereist sind, befinden sich noch beim Ausflug. Schön, dann habe ich Zeit, meinem Mausi Mails zu scheiben und einen Blogeintrag zu erstellen. Recht früh gehe ich schlafen. Gegen Mitternacht werde ich von Schritten in meinem Zimmer geweckt. „Hi, I`m Misses Switzerland“, sagt eine sympathisch klingende Stimme, als ich mich im Bett bewege. Wir quatschen eine Stunde. Eigentlich war ich doch müde? Tja, eine Misses World Wahl ist doch zu aufregend, um zu schlafen. Was wird der nächste Tag bringen?
Das erfahrt Ihr beim nächsten Mal. Aus Zeitgründen muss ich nun fast so schnell schreiben wie denken – aber das klappt ganz gut. Hauptsache Ihr seid auf dem Laufenden!
Viele Grüße aus Saigon von Elischeba
Das Bild von oben finde ich toll, da sieht man mal die „Konkurrenz“ 😉
Schön, hinter die Kulissen einer Misswahl zu gucken!
Du hast wirklich schon spannende Sachen erlebt!
Der Artikel ist wirklich intressant. Das Thema hat mich schon immer interessiert und ich konnte hier noch einiges weiterführendes finden. Ich freue mich, weitere Blogeinträge zu lesen.
Danke und Grüße aus Heidelberg
Marco Feindler