Einen Tag vorher…
Sparmaßnahmen Lufthansa – 600 Euro für Übergepäck
„Entschuldigen Sie mal, gibt es dort auch irgendwo einfach Menschen?“, frage ich die freundliche Dame am Serviceschalter von Lufthansa. Als sie meinen Schatz Pierre und mich nämlich das erste Mal zum Automaten schickt, komme ich nach circa zehn Minuten bereits wieder zurück, da mein Reisepass nicht einlesbar ist.
Wir befinden uns pünktlich zwei Stunden vor Abflug am Düsseldorfer Flughafen und wollen meine Koffer aufgeben. Beim zweiten Ansturm auf das gelbe Gerät finden wir einen jungen Angestellten mit einem Lufthansa Outfit, welcher uns erklärt, dass das Problem mit dem Reisepass aufkommt, weil ich als „Wilde geb. Stoffels“ gelistet bin und mein Reisepass unter diesen Umständen nicht sofort erkannt wird. Na toll.
Ein Mensch aus Fleisch und Blut hätte schneller den Fehler gefunden. „Sparmaßnahmen“ lächelt der freundliche Helfer und gibt mir meine sechs Bordkarten. „Durch das ganze Automatisieren wird alles so unpersönlich“, sagt Pierre, während er meine Koffer hinter sich herzieht.
30 Euro pro Kilo – da kommt schnell was zusammen
Mit den Bordkarten in der Hand geht es zur Gepäckaufgabe. Ich stehe in der Schlange und überlege, welche der Damen wohl am kulantesten ist, wenn es um mein Übergepäck geht. Eine braunäugige Brünette schaut mich bereits von weitem kritisch an. Oh – Pech für uns. Wir sind dran und genau bei dieser Dame. „So, das macht 600 Euro“, sagt sie kalt.
„Puh, das ist aber viel“, guckt mich mein Süßer mit großen Augen an. „Dann muss ich schauen, was ich hier lassen kann“, erwidere ich schnell. „Tja, nächstens einfach mal vorher erkundigen, was das Übergepäck kostet“, entfährt es der Angestellten forsch. „Kann man den Koffer per Fracht versenden?“, fragt mein Mausi vorsichtig. Ja das ginge. Würde ungefähr die Hälfte kosten und ein paar Tage später ankommen.
Gut. Wir gehen mit den Koffern ein paar Schritte weiter und ich breite mich mit dem Inhalt aus. Das Finalkleid und das Deutschlandkostüm mit den passenden Schuhen benötige ich erst später. Außerdem brauche ich nicht alle Cocktailkleider sofort. Slips, Badezimmersachen, Sandaletten und Schminkzeug will ich sofort in Vietnam bei mir haben.
„Hey, Mausi, können wir gleich zu einer anderen Dame gehen?“ Meine Intuition ist wieder gut. Bei der blauäugigen Brünetten werden wir super beraten. 25 Kilo nimmt sie für mich kostenlos mit. „Da schaue ich mal weg“, lächelt sie und erklärt meinem Schatz ausführlich, wie er den anderen Koffer später bei der Fracht abgeben kann. Normalerweise komme ich mit 20 Kilo Gepäck bestens aus – aber ich fliege diesmal zum Weltfinale der Wahl zur Mrs. World 2009 und brauche mehrere Cocktail- und Abendkleider mit passenden Schuhen. Toll, dass mir die Firma „Kleiderfreuden“ diese stellt – sonst wäre es noch einmal teuer.
Herzschmerz beim Abschied
Dann kommt der schlimmste Moment. Ich möchte vor der Sicherheitskontrolle nicht anfangen zu weinen 🙁 , also reiße ich mich zusammen. Drei Wochen ohne meinen Lieblingsmenschen – das ist hart. „Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn Du nachkommst“, rufe ich ihm hinterher.
„Dass Ihr Euch in regelmäßigen Abständen vermisst, das ist das Geheimnis Eurer bestehenden Leidenschaft“, meinte eine Bekannte noch am Vorabend zu mir. Ihr Freund würde ihr nämlich auf die Nerven gehen, seitdem er Kurzarbeit hat. Nö. Stimmt bei mir nicht. Meinen Süßen könnte ich auch 24 Stunden am Stück sehen und hätte noch nicht genug von ihm.
„Hey Jungs, habt Ihr das gehört? Diese Passagierin fliegt zur Miss World Wahl!“
„Kommen Sie bitte hierüber“, ruft mich ein junger Mann zu sich und erklärt mir, was ich alles in das weiße Körbchen packen soll. Dann lege ich einen großen schwarzen Stab auf den Tisch, welcher ein Herz mit den Farben der deutschen Flagge trägt. Der Angestellte lacht laut und nimmt das Teil in die Hand. Dann sieht er das Bierfass auf der Rückseite und lacht noch mehr. „Wofür brauchen Sie das denn?“, fragt er ziemlich direkt.
Dann erkläre ich ihm, dass der Stab ein Teil meines Deutschlandkostüms ist, mit dem ich mein Land ihm Rahmen der Mrs. World Wahl in Vietnam vertrete. „Wow! Jungs habt Ihr das gehört? Die Dame ist Miss Germany und fliegt zur Miss World Wahl nach Vietnam.“ ruft er allen anderen zu und sorgt dafür, dass deren monotoner Job für ein paar Minuten ein wenig abwechslungsreicher wird.
„Misses Germany“ berichtige ich vorsichtig. „Ich fliege zur Mrs. World Wahl, welche nur für Ehefrauen ins Leben gerufen wurde“. „Krass. Was es alles gibt“, entgegnet mir mein Zuhörer und schreibt sich noch die Seite meiner Mrs. Germany Website auf.
Noch mal Glück gehabt!
„Lufthansa hatte auch mal mehr Platz für die Beine geboten oder bilde ich mir das nur ein?“, überlege ich beim Quetschen meines mares Rucksacks unter meinem Sitz. Der Flieger hat circa 45 Minuten Verspätung. Mist. Um 14 Uhr 10 geht es von Frankfurt weiter nach Bangkok und jetzt sitze ich um 13 Uhr 50 noch im Shuttle Bus. An der Thai Airways Maschine fahren wir jedoch vorbei. Da will ich noch mit rein! Unbedingt! Sie wirkt von weitem schon so geräumig und gemütlich.
Meine Handtasche unter dem Arm, den Deutschland Stab in der Hand und den schweren Rucksack auf dem Rücken geht es weiter. Rennen statt Gehen. Alles geben! Ausruhen geht im Flugzeug. Völlig außer Puste komme ich noch rechtzeitig an. „Wissen Sie, wie froh ich bin, dass ich das jetzt noch geschafft habe, ich muss noch nach Vietnam …“ quassele ich den Herren am Schalter hektisch voll.
„Ganz ruhig, meine Dame“, lächelt er und zeigt mir, wo ich erst mal mit meinem Reisepass hin muss. Dann bin ich drin. Ich mag die Maschinen von Thai Airways. Alle Passagiere sitzen bereits auf ihren Plätzen. Freundliche Thai-Stewardessen in bunter Landestracht zeigen mir, wo ich mich niederlassen kann. Was für schöne Sitze. Einer gelb, der andere Lila und dann noch einer in Pink. Die Farben von Thai Airways eben. Da kommt Asien Vorfreude auf. Ich nehme die pinkfarbene Menükarte in die Hand.
Natürlich entscheide ich mich für die thailändische Variante: Pa-naeng Curry mit Hühnchenfleisch, gedämpfter Thai Hom Mali Reis und Gemüse. Kleines Problem: Viele finden das Gericht gut. Deswegen ist nichts mehr für mich da und ich muss zu den Lachsmedaillons greifen. Na ja – die nächsten Wochen werde ich noch oft genug asiatisch essen. Darauf freue ich mich richtig.
Dann schaue von meinem Fensterplatz 51k raus auf die Wolken. Wie endlos weit sie wirken. Was wird mich in Vietnam erwarten? Wer wird meine Zimmerpartnerin werden? Wie wird mir das Land gefallen? Werde ich ein paar Kandidatinnen besonders ins Herz schließen? Gibt es Zickenkrieg? Werde ich Wireless LAN haben, um mit meinem Schatz bestmöglich in Verbindung zu bleiben? Habe ich auch mal Zeit zum Entspannen?
Werden Pierre und ich ein paar Mal telefonieren können? Fragen, Fragen, Fragen – alles Mögliche schießt mir durch den Kopf, während mein Herz langsam ein bisschen nervöser schlägt. Wie sagt man in meiner Heimatstadt so schön. „Es kütt wie es kütt.“ Gut – dann lasse ich mal alles auf mich zukommen.
Zu den Fotos: Selbstportrait und das Herz, welches im Flugzeug eben auffällt, sowie Ausblick aus unserem Hotelzimmers im Sofitel Plaza Saigon
Im nächsten Blogeintrag berichte ich euch, wie es mit der Frachtsendung verlaufen ist, wie pompös ich am Flughafen in Ho Chi Minh City empfangen wurde und wie ich meine Zimmerpartnerin finde.
Also sag ich mal: Bye, liebe Grüße aus Saigon und bis bald.
Elischeba
UPDATE: Hier geht es zum gesamten Erfahrungsbericht:
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600 Euro Übergepäck? Ziemlich krass! Gute Lösung gefunden.
600 € für Übergepäck ist lächerlich. Zum Glück ist mir das bislang nicht passiert.
„reisekoffer-test.info“