„Wie, Sie sind bereits im 10. Monat?“, fragt mich der Verkäufer auf dem Wochenmarkt und schaut mich an wie ein Auto. „Es gibt doch nur neun Monate.“ Lächelnd erkläre ich ihm, dass ich das auch immer so gedacht habe. Bis ich erfahren habe, dass ich von der 37. bis zur 40. Schwangerschaftswoche eben im 10. Monat bin.
„Wie fühlen Sie sich denn?“ fragt mich die freundliche Ärztin ein paar Stunden später beim Vorgespräch für die Geburt in der Frauenklinik des Coesfelder Krankenhauses.
Nachdem ich ihr freudig bestätige, dass ich während meiner ganzen Schwangerschaft erstaunlich fit bin, notiert sie sich in ihren Unterlagen, dass ich mir eine natürliche Geburt in Verbindung mit der Periduralanästhesie wünsche und die Nabelschnur gerne auspulsieren lassen möchte.
Ich füge hinzu, dass ich von einer Freundin erfahren habe, dass Kinder durch das „Auspulsieren der Nabelschnur“ gemächlicher ankommen und einen leichteren Start ins Leben haben.
Die junge Dame nickt aufmerksam und bittet mich zum Ultraschall. Alles bestens. Aber … ups … der kleine Leon hat ja bereits jetzt ein stattliches Geburtsgewicht von circa vier Kilo – inklusive einer beeindruckenden Größe.
„Wenn er weiterhin so wächst und zunimmt, dann müssten wir Ihren Sohn eventuell zur Sicherheit per Kaiserschnitt holen“, sagt mir die Ärztin nachdenklich. „Dafür kommen Sie bitte in gut zwei Wochen noch einmal vorbei, in Ordnung?“, fügt sie freundlich hinzu.
Für ein paar Sekunden bekomme ich ein schlechtes Gewissen. „Ähhmm…ich muss zugeben, dass ich eine extrem gute Esserin bin und mich sehr reichhaltig ernähre. Während der letzten Wochen nehme ich fast alle zwei Stunden Nahrung zu mir. Habe ich etwas falsch gemacht?“
Kaum habe ich zu Ende geredet, da hakt meine Gesprächspartnerin energisch ein. „Frau Wilde, bitte essen Sie weiterhin wie bisher. Sie haben alles richtig gemacht – das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Bis auf Ihren aktuellen Bauchumfang sind Sie äußerst schlank – ich schätze, dass Sie eher zusehen müssen, dass Sie nicht abnehmen, anstatt zuzunehmen, nicht wahr?“
Ich erwidere nickend und gebe zu, dass ich mir zwar eine natürliche Geburt wünsche, aber ein wenig Bedenken habe, so einen Brocken aus mir herauszupressen. Allerdings freue ich mich andererseits auch darüber, dass ich so einen gesunden und kräftigen Wonneproppen im Bauch trage. Kurz lächle ich in mich hinein und erinnere mich an die Worte meiner Frauenärztin in Velen: „Gemäß dem, was ich hier beim Ultraschall sehe , kriegen Sie ein äußerst hübsches Kind mit sehr schönen Gesichtszügen“.
„Wir versuchen unser Bestes und haben den Kaiserschnitt nur als Notlösung im Hinterkopf. Glauben Sie mir, es haben schon viele Frauen ein kräftiges Kind problemlos zur Welt gebracht, die ein ganzes Stück kleiner waren als Sie und noch schmaler gebaut waren. Der Körper passt sich der Situation enorm gut an.“
Beim Herausgehen aus der Praxis und der Terminvergabe für die letzte Untersuchung vor der Geburt bekomme ich noch den Tipp mit auf den Weg, meinen Klinikkoffer zeitnah zu packen. Was rein kommt, das erzähle ich in einem späteren Blogeintrag.
Liebe Grüße von