Im Alter von 13 Jahren stehe ich vor einem Ehepaar mit zwei süßen Kindern. Beide im Vorschulalter. „Och, die sind aber süß. Welch schöne Locken. Und so ein tolles Lachen.“
„Die kannst du gern mal ein Wochenende haben,“ antworten mir die Eltern. Sie sagen das nicht genervt. Aber sie klingen erschöpft. Ziemlich erschöpft. Und fügen hinzu, dass ich ihre Kinder nicht mehr süß finde, wenn ich sie 24 Stunden am Stück um mich habe. „Niemand bereitet Eltern darauf vor, wie viel Dezibel sie ertragen können“ fügen meine Gesprächspartner scherzend hinzu.
Heute bin ich selbst Mami von zwei süßen Kindern. Und erwische mich bei einer ähnlichen Antwort. Als Freunde sagen, wie goldig sie unsere Kleinen finden. „Ihr könnt die beiden gern mal ein Wochenende ausleihen.“ Und erzähle lachend, dass mein Mann Pierre und ich uns manchmal wie das Dauerpersonal unserer Kids fühlen.
Sind eigene Kinder tatsächlich so anstrengend? War es früher einfacher eine Familie zu gründen?
Kürzlich habe ich einer Freundin erklärt, dass mir nicht die Kinder Stress bereiten. Sondern das ständige Multitasking.
Mit der rechten Hand hältst du dein Kleinkind auf dem Arm und mit der linken kochst du die Suppe. Der Postbote klingelt genau dann, wenn du deine Maus gerade am wickeln bist. Fegst du die Essensreste unterm Tisch weg wird gleichzeitig der Wohnzimmerschrank ausgeräumt. Ihr kennt das.
Unser Leben ist dank technischer Hilfsmittel einfacher geworden. Aber auch hektischer. Selbst die Kinderfilme sind schneller als die aus unserer Kinderzeit.
Wir sind ständig erreichbar und werden von schlechten Nachrichten überflutet. Machen uns Sorgen um die Zukunft. Wir Mütter sind fast alle berufstätig. Der Druck im Business ist ein anderer als früher.
Soziale Netzwerke präsentieren uns perfekt gestylte Mütter, die tolle Ausflüge mit ihren Kindern machen. Die alles im Griff haben und dabei noch super aussehen.
Mich stressen die Fotos, die zeigen, was Eltern Tolles mit ihren Kindern basteln. Weil ich Schuhkartons entsorge, anstatt ein Parkhaus daraus zu bauen. Und meine Fenster sind nie passend zur Jahreszeit geschmückt. Ich bin froh, wenn man überhaupt durchgucken kann. 😉
Befreundete Mamis posten auf Facebook die Geburtstagskuchen für ihre Kinder. Perfekte Kunstwerke. Wenn ich dagegen einen Kuchen backe, dann bin ich froh, wenn man ihn einigermaßen essen kann und er beim Anschneiden nicht auseinander fällt. 😉
Wir neigen dazu uns mit den Besten zu vergleichen. Ohne zu überlegen wie es hinter deren Kulissen aussieht. Um euch zu beruhigen: Auf meinen Fotos bin ich geschminkt. Wenn ich für einen Produkttest Spielzeug fotografiere, dann schmeiße ich die Unordnung der einen Ecke oft in die nächste.
Was stresst uns Eltern noch? Zahlreiche Erziehungsratgeber. Die sich teilweise widersprechen. Ein Übermaß an Informationen. Apps mit Tipps, wie wir unsere Kinder ideal fördern.
Krabbelgruppen mit Übermüttern. Erzieher im Kindergarten, die Eltern wegen jedem Sch… gleich zur Ergotherapie schicken. Ein Überangebot an Möglichkeiten. Panikmache. Was dabei zu kurz kommt: Das eigene Bauchgefühl und terminfreie Tage.
Mich stresst der Versuch konsequent zu sein. Weil ich überall lese wie wichtig das ist. Aber die Realität ist häufig anders.
Lasst uns weniger mit anderen vergleichen. Vielleicht hat die dreifache Mama mit der super sauberen Wohnung eine Putzfrau? Die Nachbarin, die nach außen lächelt, mag abends vor Erschöpfung heulen.
Unsere Kinder erwarten keine Perfektion. Wenn wir denken, dass wir „nur“ einen langweiligen Nachmittag bieten, ist das vielleicht genau das, was unsere Kinder in diesem Moment brauchen. Raum für freie Entfaltung. Ruhe. Mal nichts tun.
Wie stressig sind eigene Kinder? Es gibt da so einen Mix aus völliger Erschöpfung und totalem Glücksgefühl, den nur Eltern kennen. Nach einem anstrengenden Tag kommt deine zweijährige Tochter zu dir und umarmt dich. Und sagt dir, dass du die beste Mama der Welt bist. Mit leuchtend großen blauen Augen.
Dann fühlt sich alles, was vorher stressig war, plötzlich so leicht an.
Elischeba
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oh das kann ich alles genauso unterschreiben 🙂
Das freut mich doch 🙂
„auf den Fotos bin ich geschminkt“ …. ich kenne dich ja auch privat und kann sagen, dass du ungeschminkt (mindestens) genau so hübsch bist … 😉
super Artikel!
Ohhhh Danke, liebe Sonja 🙂
sehr schöner und ehrlicher Text!
Dankeschön 🙂
Echt ein toller Artikel und ich glaub, den sollten viel mehr Mamas lesen und sich zu Herzen nehmen. 🙂
Ich kenne das sehr gut und ich denke, gerade wenn man zum ersten Mal Mama ist und einfach die Angst noch viel zu groß ist, dass man etwas falsch macht. Da misst man sich sicher gerne auch mal mit anderen Mamas und denkt sich, bei denen ist alles so perfekt, bei mir nicht. Aber du hast das alles wirklich sehr schön auf den Punkt gebracht. 🙂
Ich war ganz am Anfang auch so eine Mama, die immer dachte, sie macht alles falsch, die anderen alles richtig, aber inzwischen denke ich anders.
Mein Kind zeigt mir jeden Tag aufs Neue mit kleinen Gesten, das was ich mache, mache ich für sie richtig. ❤ ❤
Und so anstrengend sie sicher auch mal sein können, sie sind etwas ganz Besonderes und machen das Leben für einen perfekt. 🙂
Genau – für unsere Kids brauchen wir nicht perfekt sein – sie lieben uns so wie wir sind. ❤ ❤
Schöne Gedanken, hast Du absolut recht. Ich würde fast sagen, das Leben mit Kindern heute ist durch die Hilfsmittel nur bedingt leichter geworden, weil man auch oft in die Versuchung kommt, dem Kind das Tablet in die Hand zu drücken, damit es beschäftigt ist. Schrecklich ja, aber man wird auch manchmal nachlässig. Dennoch wie du sagst, wenn das Kind dir nach einem anstrengenden Tag das alles wieder zurück gibt, dann weiß man, dass es das wert ist.
Liebe Grüße,
Monika
Hin und wieder ein Tablet in die Hand drücken ist völlig o.k. … wenn man weiß was die Kleinen gucken …. 😉 auf langen Autofahrten sind Tablets mit Kinderfilmen ein Segen … (nicht nur da … )
ich finde diesen Bericht sehr wohltuend zu lesen … denn auch dein Blog hat manchmal dazu geführt, dass ich mich schlecht gefühlt habe … da ist so ein strahlendes Model, das ständig mit ihren Kids Urlaub macht und wir waren noch nicht außerhalb Deutschlands weg ….aber dieser Artikel tut gut zu lesen … ich finde dich toll, aber finde es beruhigend, dass du auch nur ein Mensch bist, dem nicht alles leicht fällt. Auf den Fotos sieht das nämlich fast immer so aus. Es gibt nur eins wo du gestresst wirktest, nämlich im Flugzeug auf dem Weg nach Fuerteventura
Ohhh ich wollte nicht, dass du dich wegen meinem Blog schlecht fühlst 🙁
Oh ja, ich weiß welches Foto du meinst (grins)….. da war ich ziemlich gestresst ….. auch sonst bin ich häufiger mal gestresst, aber davon gibt es keine Fotos 🙂
Urlaub ist nicht das Wichtigste …. 😉 (zumindest nicht für die Kinder, ich brauch das Reisen eher mal…..)
Seh ich genauso und dein Artikel ist sehr rührend geschrieben 😉
Danke ❤
Sehr ehrlich, sehr echt und einfach klasse!!!!
Oh das freut mich, Dankeschön!
Ganz toller Artikel! Alles andere wurde schon geschrieben!
Du sprichst mir aus dem Herzen!!
Hi Elischeba,
Du hast ja sooo recht !
Als Vater von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern kann ich Dir nur zustimmen. Kinder sind wirklich süß und bereichern das Leben und meine Kinder sind das Beste, was mir je passiert ist. …und trotzdem gab es immer wieder Momente – nicht nur in der Pubertät – in denen ich sie hätte „an die Wand klatschen“ können, weil sie mich intuitiv an meine Belastungsgrenzen geführt haben.
Aber das ist alles „Schnee von gestern“ und längst vergeben und vergessen.
Ich bin froh, dass sie da sind !!
Geht mir auch oft so, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich keine Ausflüge plane, weil ich nach einer Bürowoche oft einfach zu kaputt bin. Aber du hast Recht – Kinder erwarten nicht so viel Programm – wir denken das oft einfach oder denken, wir müssen das machen, weil andere Eltern es tun.