Walhai Begegnung in Kenia – und nichts ist mehr, wie es vorher war
Dieser Artikel ist im Januar 2005 im SeaStar Magazin erschienen (im Rahmen einer Pressereise)
Mit einer Länge von circa 12 bis 16 Metern wird er in einem Tauchmagazin „als größter Fisch der Welt“ beschrieben. Der Planktonfresser ist ein Hochseebewohner, der sich auch an den Küsten der tropischen Meere tummelt. Und wer Urlaub in Kenia machen möchte, der kann sogar eine „Walhai-Garantie“ mit buchen.
Der lange Flug nach Mombasa ist längst vergessen, als ich im Restaurant auf Chale Island in Kenia leckere Tintenfischringe mit Knoblauchsauce verspeise. Eine große Palme spendet mir ein bisschen Schatten unter der glühenden Mittagssonne. Als ich die Nachricht erhalte, dass Walhaie gesichtet sind, bleibt mir die Krabbe im Munde stecken. Mein Hunger ist schlagartig verschwunden. Ich packe meine Sachen und ein paar Minuten später sitze ich schon mit feuchten Händen im Boot.
„Bin ich im Film oder ist das jetzt wirklich wahr?“ denke ich mir, als nach zehn Minuten Fahrzeit ein riesiges Stück Flosse aus dem Wasser guckt. Ich schaue weiter und sehe den passenden Kopf durch das Wasser schimmern. „Wow – ist der riesig!“ denke ich in mich hinein und stehe da mit offenem Mund und großen Augen wie ein kleines Kind. Ja. Es ist der Walhai. Sein Anblick erfüllt mich mit Ehrfurcht und lässt mein Boot neben ihm völlig klein erscheinen. „Die springt nicht!“, lacht ein männlicher Gast als er mich Blondine da stehen und staunen sieht. Die anderen stimmen zu.
Ich bekomme das alles nicht mit. „Komm!“, scheint der Walhai zu mir zu rufen. Dass ich erst einmal zuvor im Meer geschnorchelt bin, ist völlig egal. Denken kann ich später. Maske aufsetzen, Füße in die Flossen, Schnorchel an den Mund und rein ins Wasser! Hektisch verliere ich unter der Oberfläche die Orientierung. Mist, wo ist er? Ich paddele in alle Richtungen. Enttäuscht stecke ich meinen Kopf wieder hoch. „Ich habe ihn nicht mehr zu Gesicht gekriegt“, verkündige ich meinem Guide Mohammed, der neben mir im Wasser schwimmt. Sofort greift der meine Hand. „Komm mit!“, ruft er und zieht mich kurz entschlossen hinter sich her. Mit einem heftigen Tempo geht es durch das feuchte Blau.
Schritt halten
Da schwimmt er. Ohne Vorwarnung. Direkt vor mir. Mit riesigen weißen Punkten. Glückshormone durchfluten meinen ganzen Körper. Ich will so lange wie möglich neben ihm Schritt halten. Natürlich ein vermessener Wunsch – aber das wird mir erst später bewusst. Hat Mohammed mich zuerst hinter sich hergezogen, ist er es nun, der zum Ballast wird. Schnell lasse ich ihn los und lege noch einen Gang zu. Er erscheint wieder kleiner, ich muss Gas geben. Puh, der sanfte Riese ist verdammt schnell. Jetzt bin ich dran. Direkt über seiner Schwanzflosse. Die erscheint mir drei Mal so groß wie ich selbst. Hoppla, er hat mich damit berührt. Wow, so nah bin ich tatsächlich dran. Wahnsinn!
Auge in Auge mit dem Walhai
Nun schwimme ich direkt über ihm. Ich bilde mir ein, seinen Atem zu spüren. Krass – ich kann jetzt seine Augen sehen und werde das Gefühl nicht los, dass mich der Walhai von oben bis unten mustert. Als wenn er meine Seele studiert. Ganz ruhig und gelassen. Was wird er wohl über mich denken? Er ist viel schneller als ich. Ständig schlucke ich Salzwasser bei dem Versuch mit diesem atemberaubenden Geschöpf Schritt zu halten. Zeit, um die Maske auszublasen, bleibt dabei auch nicht.
Zehn Minuten
Ich schaffe zehn Minuten. Zumindest kommt es mir so vor. Zehn Minuten High-Speed-Schnorcheln neben, über und hinter ihm. Ich hätte nie gedacht, welche Emotionen dieses gewaltige Geschöpf in mir auslöst. Irgendwann taucht er in die Tiefe des Meeres ab und lässt mich verwirrt zurück. Nur mühsam orientiere ich mich Richtung Boot und bin völlig erschöpft, als ich dort ankomme.
Noch kann ich gar keinen klaren Gedanken fassen und kann nicht glauben, was ich da gerade erlebt habe. Auf dem Rückweg zum Restaurant liege ich mit geschlossenen Augen auf dem Boot. Die Sonne brennt. Salzwasser ist auf meiner Haut. Meine Haare sind völlig zerzaust. Mir dreht sich alles. Die Gruppe lacht. „Die quirlige Quasselstrippe wurde gezähmt“, sagt einer der Gäste. Ich bekomme gar nichts davon mit. Denn ich habe nur Walhaie vor meinen Augen. Und das wird sich die nächsten Tage auch nicht ändern. Ich kann an nichts anderes mehr denken.
Anreise
LTU und Condor fliegen von verschiedenen deutschen großen Flughäfen nach Mombasa. Die Flugzeit beträgt etwa acht Stunden.
Papiere
Für einen Aufenthalt bis zu drei Monaten genügt ein gültiger Reisepass. Es besteht Visumpflicht. Die Gebühren liegen bei 40 Euro.
Zeit
Winter MEZ +2, Sommer MEZ +1
Stromspannung
220 bis 240 Volt, die Mitnahme eines Adapters für dreipolige Stecker ist empfehlenswert.
Geld
Die Landeswährung ist der Kenianische Schilling (KES). Ein Euro entspricht circa 85 KES (Stand Februar 2005).
Weitere Ausflugstipps im Umkreis:
Von Nairobi könnt ihr auf den Mount Longonot hinauf und habt von dort eine tolle Aussicht auf das vulkanische Terrain des Nationalparks. Mit sprudelnden Geysire und schwebenden Grabenbruchklippen ist er einen Besuch wert. Außerdem ist eine Bootsfahrt um den Naivasha-See spektakulär, da ihr Flusspferde und Adler entdecken könnt. Ich möchte gerne mal den Mount Suswa mit seinen heißen Quellen besuchen. Toll und absolut empfehlenswert ist ein anschließendes Mittagessen direkt am Seeufer.
Liegst du gerne am Strand? Ich finde den Diani Beach wunderschön! Du findest einen breiten Strand mit herrlich weißem und puderfeinem Sand vor. Wenn du dann auf das türkisfarbene Meer schaust und dir die Sonne ins Gesicht lacht, dann fühlst du dich wie im Paradies. Mir tut es ledigilch im Herzen weh, sehr junge Beach Boys mit älteren Damen aus Europa zu sehen und gleichzeitig ältere Herren aus Deutschland oder England mit blutjungen Frauen aus Kenia. Außerdem wirst du häufig angesprochen, ob du etwas kaufen möchtest. Es ist schwierig, einfach „nur“ Nein zu sagen, da die Verkäufer manchmal hinterherlaufen. Ich kann verstehen, dass sie sehr auf die Touristen angewiesen sind. Trotzdem kann ich nicht aus Mitleid bei jedem Beach Boy etwas kaufen.
Gäste erzählen mir vor Ort, dass sie das Elefantenwaisenhaus in Kenia besucht haben. Ich liebe diese typischen Wildtiere Afrikas in der Natur. Zurück in Deutschland habe ich immer wieder Fernweh. Denn Kenia hat mich verzaubert.
Gerne gebe ich dir noch weitere Informationen zu Walhaien:
Der Walhai (wissenschaftlich: Rhincodon typus) ist der größte bekannte Fisch und kann bis zu 12 Meter lang werden. Der sanfte Riese ernährt sich von Plankton und kleinen Fischen. Er ist in warmen Gewässern rund um den Globus anzutreffen. Von der Küste von Kalifornien bis zum Golf von Aden und dem westlichen Indischen Ozean. Obwohl sie sehr groß sind, sind Walhaie keine Gefahr für Menschen, da sie keine Zähne haben und nur kleine Nahrungspartikel aus dem Wasser filtern. Deswegen hatte ich auch überhaupt keine Angst, als ich mit Schnorchel und Flossen zu ihm ins Wasser gesprungen bin. Im Gegenteil – der Walhai hat mich wie im Artikel fürs Tauchsport-Magazin beschrieben magisch angezogen.
Walhaie können bis zu 60 Jahre alt werden. Ihr Name kommt von ihrem riesigen Maul, welches bis zu 1,5 Meter breit sein kann. Leider sind Walhaie eine gefährdete Tierart. Doch sie sind ein wichtiger Teil des Ökosystems und helfen, das Gleichgewicht im Meer gesund zu halten. Das tun sie zum Beispiel, indem sie die Populationen von kleinen Fischen und Plankton regulieren.
Deswegen triffst du Walhaie insbesondere in Gebieten mit hohem Planktonvorkommen. Möchtest du wissen, wo du außer in Kenia noch mit Walhaien schnorcheln kannst? Nun, ich kann dir keine Garantie geben, dass du sie triffst. Denn es handelt sich um wild lebende Tiere im offenen Meer. Doch gerne kann ich dir Tipps geben, wo die Chance dafür recht hoch ist. Einige der bekanntesten Orte, an denen du Walhaie sichten magst, sind die, welche ich dir nun aufführe.
An erster Stelle steht das Ningaloo-Riff in Australien. Immerhin ist dies einer der bekanntesten Orte, um Walhaie zu beobachten. Saison für die Walhaibeobachtung ist von März bis August. Auch ein Besuch der Cenderawasih Bay in Indonesien ist spannend. Auch dort kannst du Glück haben. Die Saison für die Walhaibeobachtung dauert hier von Oktober bis April. Eine weitere Stelle: Donsol auf den Philippinen: In Donsol gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, Walhaie zu sehen. Hier liegt die Saison für die Walhaibeobachtung zwischen November und Juni. Außerdem empfehlen Ratgeber Isla Holbox in Mexiko. Es handelt sich dabei um eine kleine, abgelegene Insel an der nördlichen Küste der Halbinsel Yucatan in Mexiko. Sie ist Teil des Biosphärenreservats Yum Balam. Die Insel ist bekannt für ihre entspannte Atmosphäre, unberührte Strände und kristallklares Wasser. Hier kannst du mit hoher Wahrscheinlichkeit von Juni bis September Walhaie sehen.
Mein letzter Tipp für dich: Mafia Island in Tansania. Hier kannst du von Oktober bis Februar Walhaie sehen (wie immer gilt: ohne Gewähr).
Mafia Island ist eine kleine Insel an der südlichen Küste Tansanias im Indischen Ozean. Die Insel ist für ihre wunderschönen Korallenriffe bekannt. Sie beherbergen eine Fülle von Meereslebewesen.
Wo und wann du auch immer versuchst, mit einem Walhai zu schnorcheln oder zu tauchen: denke an bestimmte Regeln, die eingehalten werden müssen. Denn die Walhaie dürfen niemals gestört oder verletzt werden.
Außerdem gebe ich dir Hinweise dazu, wie du dich am besten verhältst, wenn du einen Walhai sichtest.
Denn wir dringen ins Meer ein und sollten verantwortungsbewusst mit der Natur umgehen. Wir sollten ruhig und gelassen bleiben. Bewege dich möglichst gleichmäßig und eher langsam im Wasser. Lautes Rufen könnte die beeindruckenden Lebewesen stören. Mindestens drei Meter Abstand zu den Walhaien zu halten, wurde mir auf der Tauchbasis empfohlen. Auch wenn es verlockend ist: bitte berühre einen Walhai nicht. Auch wenn sie Menschen nicht angreifen, so sind es ja trotzdem wilde Tiere. Das heißt, dass sie unberechenbar sein können und sich möglicherweise selbst verletzen. Verzichte beim Fotografieren und auch beim Filmen auf den Einsatz von Blitzlicht. Das könnte die Walhaie verwirren. Dein Tourguide kann dir weitere Informationen geben. Bei uns wurde damals zum Beispiel darauf geachtet, dass wir nicht zu viele sind, die gleichzeitig ins Wasser steigen. Große Gruppen verunsichern einen Walhai womöglich.
Mit zarten 17 Jahren bin ich einmal völlig ungebremst unter einen Zaun geklettert und zu Wildpferden gelaufen. Ich habe sie umarmt und gestreichelt. Eins davon hat mich gebissen und das war meine eigene Schuld. Dringen wir in das Territorium von wilden Tieren ein, dann müssen wir Respekt zeigen.
Noch ein persönlicher Wunsch, der mir am Herzen liegt: umweltfreundliche Sonnencreme ist für die Walhaie besser geeignet. Mikroplastik zerstört die Ökosysteme. Es gibt immer mehr Auswahl an Cremes, die nicht „weißelt“ und trotzdem gut schützt.
Du reist außerhalb der Saison oder triffst leider doch keinen Walhai? Es gibt weitere faszinierende Lebensformen unter Wasser. Kenia wird dich bestimmt verzaubern.
Neben den majestätischen Walhaien gibt es weitere faszinierender Meeresbewohner, die die Gewässer vor Kenias Küste bevölkern.
Zum Beispiel gibt es verschiedene Delfinarten, darunter der Große Tümmler und der Fleckendelfin. Diese intelligenten und sozialen Tiere sind oft in Gruppen anzutreffen und bieten den Besuchern atemberaubende Vorstellungen von Eleganz und Agilität.
Grüne Meeresschildkröten und Unechte Karettschildkröten nutzen die Küstengewässer Kenias als Nistplatz und Futtergrund. Ihre majestätischen Erscheinungen unter Wasser sind ein faszinierender Anblick, der den ökologischen Reichtum der Region widerspiegelt.
Die Gewässer vor Kenias Küste beherbergen auch Mantarochen. Mit ihren imposanten Flügeln gleiten sie majestätisch durch das Wasser und sind ein Anblick, den Taucher und Schnorchler gleichermaßen schätzen.
Ein lebendiges Mosaik aus herrlichen Farben und beeindruckenden Formen sind die Korallenriffe entlang der Küste Kenias. Neben den Korallen selbst bieten sie Lebensraum für eine Vielzahl von Fischarten, darunter Anemonenfische, Papageienfische und Kugelfische.
Kenias Gewässer beheimaten auch die faszinierenden Seepferdchen. Diese kleinen, getarnten Meister der Anpassung sind in den Seegraswiesen und Korallenriffen zu finden.
In den Spalten und Höhlen der Korallenriffe verbergen sich Muränen. Diese schlanken, schlangenartigen Fische sind dafür bekannt, sich geschickt durch das Riff zu bewegen und auf Beute zu lauern.
Die Insel Lamu vor der Küste Kenias ist bekannt für ihre Riesenschildkröten. Diese beeindruckenden Reptilien sind nicht nur faszinierend anzusehen, sondern spielen auch eine wichtige Rolle im Ökosystem der Region.
Die offenen Gewässer vor Kenias Küste sind das Revier von Barrakudas und Thunfischen. Diese schnellen Raubfische ziehen in großen Schwärmen durch das Meer und sind für Taucher und Angler gleichermaßen interessant.
Die Unterwasserwelt Kenias ist somit nicht nur durch die imposanten Walhaie geprägt, sondern auch durch eine erstaunliche Artenvielfalt. Der Schutz dieser Lebensräume ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen die Möglichkeit haben, die faszinierende Unterwasserwelt Kenias zu entdecken und zu bewundern.
Ein nachhaltiger Tourismus und umweltfreundliche Praktiken spielen hierbei eine entscheidende Rolle, um diese Unterwasserparadiese zu erhalten und zu schützen.
Ich wünsche dir unter Wasser ganz viel Freude! Grüße mir die Walhaie.
Kontakt zur Tauchbasis:
Offenlegung: Der Artikel (oberer Bereich) ist im Rahmen einer Pressereise entstanden. Die Gedanken sind meine eigenen.
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Den Artikel hatte ich schonmal auf deinem alten Blog entdeckt. Super Erfahrung! Klasse.
Hallo liebe Jasmin,
ja, um 2007 herum ist das gewesen. Inzwischen bin ich umgezogen.
Sonnige Grüße von Elischeba
Was für ein Erlebnis – absuluter Gänsehaut Bericht!
Autor
Jaa es war IRRE!
So eine rührende Walhai-Geschichte! ❤️
Meeeegaa! Ein Traum von mir!