Ayurveda – die “Wissenschaft vom gesunden und langen Leben” wird in Sri Lanka seit Jahrtausenden praktiziert. Das Herz der alten indischen Heilkunde bildet die Panchakarma-Kur, die in der Greystones-Villa individuell auf den Patienten abgestimmt wird. Im September 2006 bin ich für das SeaStar Magazin vor Ort und berichte von meinen persönlichen Erfahrungen.
„Wir könnten jetzt auch ein Schlemmer Buffet in einem Wellness Hotel genießen!” jammert die 34-jährige Tina aus Bochum, während sie ihre Wasser-Reis-Suppe zum Frühstück löffelt. Dass unsere zehnköpfige Gruppe aus Deutschland und Österreich lieber deftige Omeletts oder Nutellabrötchen zum Frühstück hätte, schweißt uns zusammen. Außerdem plagen uns Leidensgenossen, die wir nun alle um den alten Teakholztisch der Kolonialvilla versammelt sitzen, die ersten Entgiftungserscheinungen: Durchfall, Kopfschmerzen oder Blähungen.
„Ja, die ersten drei Tage sind hart!” lächelt Gast Sabine, eine Zahnärztin aus Passau, die bereits vor einigen Jahren für drei Wochen hier war. „Aber durch Ayurveda bin ich meine massive Migräne langfristig losgeworden, habe zehn Kilo abgenommen und mein Gewicht auch danach noch über Jahre gehalten.” Als die anderen Stammkunden dann von ähnlichen, teilweise verblüffenden Erfolgserlebnissen berichten, schmeckt mir meine Suppe auf einmal etwas besser.
Was die Damen erzählen, bestätigt die Worte des berühmten Ayurveda-Arztes Charaka. Der Philosoph lebte circa 400 Jahre vor Christus und beschrieb die herausragende Wirksamkeit der Panchakarma-Therapie wie folgt: “Bei einem Menschen, dessen Verdauungsfeuer gereinigt wurde, wird der Stoffwechsel angeregt, Krankheit verringert und normale Gesundheit aufrechterhalten. Sinnesorgane, Geist und sexuelle Kraft werden erzeugt. Alterserscheinungen treten weniger leicht auf und der Mensch lebt lange frei von Störungen. Deshalb sollte man die Ausscheidungstherapie zeitgemäß und richtig durchführen.”
Jeder Gast nimmt andere Heilkräuter zu sich
Damit uns das allen bestmöglich gelingt, werden wir von Anfang an optimal betreut. Unsere Suppen, die wir die ersten drei Tage erhalten, sehen bei uns allen gleich aus – und doch nimmt jeder von uns andere Heilkräuter und Gewürze zu sich – die im Ayurveda auch als Medizin gelten. Das Ärzte Team des Ayurveda Zentrums hat uns nämlich vor Kurbeginn gründlich durchgecheckt und dann unseren individuellen Ernährungs- und Therapieplan erarbeitet.
Dr. Weerasinghe – der seine Ausbildung am „Gampaha Ayurveda College” erhalten hat – schaut mir tief in die Augen, fixiert meine Körperhaltung, misst meinen Puls und betrachtet aufmerksam meine Haut und Fingernägel. Dann muss ich die Zunge weit raus strecken und anschließend verschreibt er mir Heilkräuter, Baumrinden und Wurzeln, die meine dreiwöchige Projektreise ergänzen sollen.
Gynäkologin Frau Dr. Karunadasa und Frau Dr. Kumari sitzen an seiner Seite, schauen sich meinen in Deutschland ausgefüllten Fragebogen aufmerksam an und beraten sich mit dem traditionellen Arzt. Als Übersetzerin sitzt die 47-jährige Wahlmünchnerin Daniela Wolff mit am Tisch – sie hat am Mahindra-Institut in Deutschland mehrere Ausbildungen in Ayurveda absolviert und dabei den Schwerpunkt auf ayurvedische Ernährung gelegt und wird uns die gesamte Zeit als persönliche Betreuerin zur Verfügung stehen. Für jeden von uns wird es eine eigene und individuelle Behandlung geben, die von unserer Konstitution abhängig ist und vom Zustand unserer Doshas, der Bioenergien.
Authentizität wird hier groß geschrieben
Die Medizin wird im Regenwald von Mitarbeitern der Greystones-Villa eigenhändig gesammelt, stundenlang gekocht und liebevoll zubereitet. Absolut authentisch. Manche Gäste erzählen mir, dass bei Ayurveda-Kuren an der Küste häufig Produkte aus großindustrieller Produktion geliefert werden. Hier erleben wir einzigartige Tage in der ersten Kurklinik vor der Südspitze Indiens, die von der Regierung Sri Lankas zur Durchführung von ayurvedischen Panchakarma-Kuren für Europäer anerkannt worden ist.
Vormittags genießen wir die gesamte erste Woche in vollen Zügen “Shirodara” – der tägliche Stirnguss mit einem warmen Ölstrahl. Durch die gekonnten Pendelbewegungen von Kanthi und Niluka fließt es meine rechte Schläfe oberhalb meines Ohrs entlang und dann wieder zurück zur linken Seite. „Wow, für morgen hab ich zehn Minuten mehr verschrieben bekommen!” denke ich mit einem zufriedenen Lächeln, während sich erst meine Schulter-Nackenpartie beruhigt und dann auch mein Geist.
Und irgendwann verliere ich mein Zeitgefühl und genieße einfach den Moment. Das erwärmte Sesamöl aus dem Tontopf soll Vata ausgleichen – jene Bioenergie, die bei den Kurgästen aus dem Westen am häufigsten gestört ist. Der tägliche Weg zu unseren Behandlungen führt durch die wunderschöne Gartenanlage der Greystones-Villa, zu der nur Gäste der Greystones-Villa exklusiv Zutritt haben. Während des Spaziergangs beobachte ich Kolibris, die aus riesigen Bougainvillea-Blüten Nektar saugen und bin angetan vom Anblick der exotischen Pflanzen. In der Winterzeit gibt es hier häufiger Regen, doch nach dem warmen Regenguss werden die Besucher dafür mit dem besonders intensiven Duft der Gartenkräuter belohnt.
Lecker ohne Fleisch geht tatsächlich
Ein Genuss sind seit Tag Vier auch wieder die Mahlzeiten. Die Köche Jayantha und Mahesh zaubern täglich vegetarische Köstlichkeiten, bei denen auch die Fleischliebhaber unserer Gruppe nichts vermissen. Die täglich frisch zubereiteten Mahlzeiten enthalten jeweils sechs Geschmacksrichtungen: Süß und sauer, salzig und scharf, bitter und zusammenziehend.
„Krass, wie harmonisch und gut das schmeckt!” denke ich mir und lasse mir nicht zweimal sagen, dass ich vom köstlichen Curry so viel nachnehmen darf, wie ich will. Auch an den ungewöhnlichen Tagesablauf haben wir uns jetzt gewöhnt. Einen Wecker brauchen wir nicht – dafür sorgt der morgendliche Gesang der Mönche, welchen wir aus dem nahe gelegenen buddhistischen Tempel hören.
Morgens vor dem Frühstück um sieben und nachmittags um fünf vor dem Dinner ist jeweils eine Stunde Yoga und Meditation angesagt – für ein größeres Selbstverständnis, emotionale Ausgeglichenheit und tiefgehende geistige Entspannung. Selbst westliche medizinische Wissenschaftler haben bestätigt, dass Yoga lebensbedrohende Krankheiten mildern kann und dass der Alterungsprozess verlangsamt wird.
Vom Mönch zum Yogalehrer
Angeleitet werden wir bei der uralten Übungsweise vom Österreicher Florian Palzinsky. Der 37-jährige Idealist lebte ein Jahrzehnt als Mönch in Sri Lanka. In dieser Zeit machte er seine erste Erfahrung mit Ayurveda. Denn durch seine oft einseitige und scharfe Almosen-Ernährung kamen unangenehme Symptome von Gastritis auf, die weder die besten westlichen Ärzte in Colombo noch sein Vater oder Bruder, die ebenfalls konventionelle Mediziner sind, kurieren konnten.
Erst das hausgemachte Mittel eines Ayurvedischen Arztes in einem entlegenen Dorf, dem sein Wissen von seinem Vater weitergegeben wurde und der hauptberuflich Bauer war, konnte Florian von seinem Leiden ohne jegliche Kosten und Nebenwirkungen befreien. Seit fünf Jahren erfährt er eine intensive Yoga Ausbildung und unterstützt zusammen mit seiner Freundin Daniela die Flutopfer.
„Bei mir klappt es nicht mit der Meditation”
„Wie ergeht es Euch bei der Meditation?” fragt Florian nach unserer morgendlichen Übungsstunde. „Bei mir klappt`s nicht richtig”, erwidere ich sofort. „Ich denke darüber nach, was es wohl gleich zum Frühstück geben wird und ob wir heute einen sonnigen Tag kriegen”. Der Lehrer lacht in sich hinein. „Elli, man lernt nicht von heute auf morgen gedankenlos in der Gegenwart zu verweilen”.
Und Daniela fügt mit einem Augenzwinkern hinzu, dass gerade ich es lernen sollte, da ich meinen Geist nur schwer entspannen kann. Dafür werden mir hier viele Tipps gegeben. Zum Beispiel, dass ich die Achtsamkeit bewusst auf die Ein- und Ausatmung richten soll, so dass mein „Gedankengeplapper” leichter in den Hintergrund gerät. Beim Yoga konstatiere ich, dass der 81-jährige Milan teilweise biegsamer ist als ich – das Küken der Gruppe.
„Verrätst Du uns Dein Geheimnis?” frage ich den quirligen Wiener. „Seit zehn Jahren mache ich hier alle zwei Jahre eine Panchakarma Kur – zu Hause wende ich die erlernten Hinweise zu 80 Prozent an. Das ist mein Geheimnis”, lacht er. „Die Suppen und die tägliche Medizin reinigen körperlich – Meditation geistig”, erklärt mir auch Frau Dr. Kumari während meiner zweiten Konsultation. Sie nimmt sich viel Zeit, sich nach meinem Wohlergehen zu erkunden, während Daniela für eventuell auftretende Verständigungsprobleme als Dolmetscherin jedes Mal mit am Tisch sitzt.
Keinen frisch gepressten Saft für mich
„Es war schon hart für mich, als die gesamte Gruppe über den frisch gepressten Fruchtsaft zum Frühstück geschwärmt hat, während ich als einzige keinen bekommen habe”, erzähle ich ihr, als wir über die täglichen Speisen und Getränke reden. Sie nimmt meine Hand und fragt mich sanft: „Elli, bist Du hier hergekommen, um Papaya Säfte zum Frühstück zu bekommen oder um Deine Darmprobleme los zu werden?”
Nachdem sie mir erklärt, warum Fruchtsäuren während der Kur nicht gut für mich sind, zeigt sie auf ihren wunderschönen Sari. Die Ärztin fügt lächelnd hinzu, dass sie diesen erst wäscht, dann bügelt und anschließend aufhängt. Und dass unser Körper während der Kur genauso erst gereinigt, dann balanciert und anschließend gestärkt wird.
Neben vielen weiteren Infoveranstaltungen und einer hervorragenden Kochdemonstration geht es ab der zweiten Woche mit meinen Lieblingsbehandlungen los: Synchron wird mein Körper beidseitig von den Fußspitzen bis zum Oberkörper hinauf und wieder zurück mit duftendem Sesamöl massiert. „Hier gelingt mir das Konzentrieren auf den Moment doch wesentlich besser, als während der Meditation”, denke ich mir mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.
Wunschmenü vom Feinsten und Entspannung
Die Nachmittage haben wir in der Regel zum Lesen und Entspannen frei. Ich gönne mir jedoch zweimal die Woche noch eine Zusatzbehandlung wie Gesichts- und Fußmassage. Gegen Ende der zweiten Woche fühlen wir uns alle wie erneuert, teilweise können wir untereinander das „Aufblühen” der Gesundheit regelrecht feststellen. Damit wir die restlichen im Körpergewebe angesammelten giftigen Schlacken lösen können, kommen wir gegen Kurende nicht um Einläufe herum.
Doch am letzten Tag werden wir noch mal mit einem Wunschmenü vom Feinsten belohnt. Zum Frühstück reicht uns Jayantha Fruchtsalat mit Haferflocken und köstliche Kurrakan Waffeln. Mittags verwöhnt uns der Koch mit ceylonesischen Crêpes, Chapati, Auberginen Curry, Dhal Curry, Minzpaste, Bananenblüten Curry, Süßkartoffeln, Gotu Kola und Bulgursalat. Wie immer hat er die Speisen so liebevoll zubereitet, dass auch das Auge mitgenießt. Während der Abschlusskonsultation freuen sich Daniela, Frau Dr. Kumari, Suweneetha, die Leiterin des Gesundheitszentrums, sowie Frau Dr. Karunadasa über unseren hervorragenden Kurerfolg.
Nein, drei Monate Sexverbot geht nicht!
Sie erklären mir ausführlich wie ich meine Aufbaumittel für die Nachkur einnehmen soll und geben mir einen Zettel, auf dem ich sämtliche Ernährungstipps für meinen Typ aufschreiben soll. Drei Monate lang keine Milchprodukte, kein Fleisch, keine Rohkost und keinen anstrengenden Sport. Da mein Darm sich gesund anfühlt wie nie zuvor, nehme ich mir vor, mich daran zu halten.
Den beiläufig erwähnten Hinweis „drei Monate keinen Sex”, meint die Panchakarma-Expertin tatsächlich ernst. „Das können Sie vergessen, ich habe einen Mann zu Hause, der sehnsüchtig auf mich wartet.” Wir lachen alle laut und dann erklärt Daniela mir, dass für die Nachkur Enthaltsamkeit und der Verzicht auf anstrengende Sportarten förderlich ist, da die geschwächten Gewebe Zeit brauchen, um sich neu bilden zu können.
Ich fühle mich gesund, bin dankbar für viele neue Erfahrungen, aber brauche auch nicht jeden Rat anzunehmen, denke ich in mich hinein. Der Abschied vom Personal fällt schwer – waren doch alle extrem familiär, liebevoll und herzlich. Ich freue mich, dass ich viele wertvolle Impulse und Anregungen für ein Leben im Gleichgewicht mit nach Hause nehme.
Auch verstehe ich jetzt, warum sich immer mehr Menschen dieser „Wissenschaft vom gesunden und langen Leben“ zuwenden.
Elischeba
Kontaktadresse zur Greystones-Villa:
Nandhi Ayurvedic Therapies GmbH
Christophstraße 5
D-70178 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 / 2 34 81 44
Fax: +49 (0)711 / 2 34 81 45
E-Mail: info@greystones-villa.de
Homepage: https://www.ayurveda-kur.de
Informationen zu den Sozialprojekten und Yogaworkshops von Florian Palzinsky:
https://www.yogaundmeditation.at
Transfer mit Sri Lanka Airlines:
Die ultramoderne Airbusflotte bietet regelmäßige Flüge von Frankfurt nach Colombo.
Website: https://www.srilankan.com/de_de/de
Zeitverschiebung:
Mitteleuropäische Zeit plus viereinhalb Stunden.
Offenlegung: meine Reportage ist im Rahmen einer Pressereise entstanden. Für meine Recherche wurde ich als Jouranlistin eingeladen (Pressereise – Werbung). Die Gedanken sind meine eigenen.
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Was für eine faszinierende Reise!
Autor
Ja, absolut! Das war eine ganz besondere Erfahrung.
Es klingt nach einer faszinierenden Erfahrung, die du bei der Ayurveda-Behandlung in Sri Lanka gemacht hast! Die Panchakarma-Kur ist wirklich eindrucksvoll und zeigt die Tiefe der ayurvedischen Medizin. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Gruppe durch die Herausforderungen zusammenfindet, und Tinas Seufzer bringt eine humorvolle Perspektive in diese intensive Reise. Solch persönliche Einblicke sind besonders wertvoll, um die Essenz von Ayurveda zu verstehen.
Autor
Ja, es war wirklich eine außergewöhnliche Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.
Die Beschreibung der Ayurveda-Übernachtung und der Panchakarma-Kur ist sehr fesselnd und gibt einen authentischen Einblick in die Herausforderungen und intensiven Erfahrungen dieser alten Heilmethode. Es ist inspirierend zu sehen, wie Menschen zusammenkommen und sich gegenseitig unterstützen, auch wenn die Umstände herausfordernd sind. Vielleicht könnten mehr Informationen über die langfristigen Vorteile der Kur in den Bericht aufgenommen werden? Toller Schreibstil!
Die Beschreibung der Ayurveda-Kur und der Panchakarma-Therapie in Sri Lanka klingt äußerst faszinierend und vermittelt eine authentische Erfahrung der alten Heilkunst. Es ist beeindruckend, wie die verschiedenen Reaktionen der Teilnehmer, einschließlich der Herausforderungen und der Gemeinschaft, auf interessante Weise dargestellt werden. Diese Einblicke machen neugierig auf die transformative Wirkung von Ayurveda und die Stärke des Gruppenzusammenhalts in schwierigen Zeiten.
Autor
Ja, die Gruppendynamik war wirklich faszinierend.