Beschreibung des Ausflugs vom 12. Juli 2011 – hier mein passender Blog-Eintrag über die Übernachtung im modernen Atlantic Hotel Sail City Bremerhaven
Hallo liebe Besucher,
heute bin ich nicht die Elischeba, sondern die Martha Hüner. Fasziniert schlüpfe ich im Rahmen meiner Besichtigung des Auswandererhauses in Bremerhaven in ein 17-jähriges Mädchen, das kurz vor dem ersten Weltkrieg aufwächst und Sehnsucht hat. Nach dem Land der Freiheit und seinen unbegrenzten Möglichkeiten. Amerika! Ein Mädchen, welches drei Jahre dort leben wollte. Aber dann sind es 62 Jahre geworden. Amerika eben.
Im sogenannten „Europäischen Museum des Jahres 2007“ folgen die Besucher den Spuren der mehr als sieben Millionen Menschen, die über Bremerhaven nach Übersee auswanderten.
Ich habe eine Magnetkarte in der Hand, mit der ich an verschiedensten Stationen spannende Informationen über Martha Hüner via Kopfhörer abrufen kann. Beeindruckt durchstreife ich eine Ablegerhalle, sehe ein altes Schiff und menschengroße Passagiere.
Sind die aus Plastik? Woraus auch immer, sie sehen hier im Halbdunkeln verdammt echt aus. Gekonnte Rauminszenierungen, geheimnisvolle Klanginstallationen und modernste Museumstechnik lassen meine Zeitreise durch die Migrationsgeschichte zu einem Abenteuer werden.
Beim Betrachten des Gepäcks einiger Auswanderer bekomme ich eine Gänsehaut. Zahnbürste, Unterwäsche zum Wechseln, ein Handtuch, Strümpfe und Nachtzeug. Eine Hose und ein Hemd. Alles in Beige-Tönen. Original von damals. Meine Güte, wenn ich auch nur für ein Wochenende verreise, dann habe ich einen halben Kleiderschrank dabei. Bescheiden waren die Menschen damals. Oder waren es doch eher die Umstände?
Mit meiner Magnetkarte kann ich an dieser Stelle auch Auszüge aus Tagebüchern hören. Von Zweifeln und Ängsten direkt vor der Abfahrt. Was wird die Auswanderer in Ellis Island erwarten? Diese Menschen sind mir auf einmal so nah und vertraut – sie haben Hoffnungen auf eine bessere Welt. Und eine große Portion Mut.
Meine Zeitreise geht weiter – vom Abschied der Heimat, den Bedingungen der Überfahrt bis hin zum Neuanfang in den USA, Argentinien oder Brasilien. Die Unterschiede zwischen der 1. und 2. Klasse sind teilweise enorm – auch die deutlichen Verbesserungen der Reisebedingungen in einem Jahrzehnt.
Immer wieder verfolge ich die Geschichte der Martha Hüner, die vom 01. Juli 1906 bis zum 03. Juli 1987 gelebt hat, sehe ihre Fotos, Requisiten aus dieser Zeit und bin in ihrem Schicksal mitten drin.
In der armen Heimat wird ihr Ausreisefieber geweckt, als ihre Tanten aus den USA vom leicht zu verdienenden Geld in den Staaten schreiben. Ich schaue auf die Freiheitsstatue, Schwarzweissfotos und sehe originale Filmszenen von tanzenden Menschen auf Schiffen und nehme auf nachgebauten Essensäumen und Schiffskabinen Platz.
Dann habe ich daran teil, wie Martha im Winter 1932 Bremerhaven mit dem Schiff „München“ verlässt und schaue auf eine Pferdebürste, welche ihr Vater dem jungen Mädchen als Andenken mit auf die weite Reise gibt. Später entdecke ich Martha auf einem Schwarzweißfoto mit einem Mann an ihrer Seite und erfahre, dass sie in Amerika einen deutschen Bäcker aus Hameln geheiratet hat und mit ihm eine Bäckerei gegründet hat, nachdem sie vorher als Kindermädchen und Hausangestellte tätig gewesen ist.
Mit meiner Magnetkarte kann ich auf Wunsch auch andere Biographien hören. Im Auswandererhaus könnte ich problemlos einen Tag verbringen und in einer spannenden Vergangenheit versinken. Zum Schluss sehe ich zwei Filme in einem großen Kino. Rührende Interviews mit circa 80-jährigen Auswandern und Rückblicke auf ihr Leben. Tolle Szenen von Brasilien, Amerika und der weiten Welt. Für einen Augenblick spüre ich Fernweh. Sollte ich nicht auch auswandern?
Kontakt zum Auswandererhaus in Bremerhaven
Liebe Grüße von Elischeba