„Bitte nicht in der ersten Reihe! Da will ich nicht sitzen.“
Ich habe mit einer befreundeten Mami geplant, dass wir in der Kapelle dort Platz nehmen, wo uns keiner sieht. Wo man ungeniert heulen kann.
Weil ich auf dem Weg dorthin jedoch eifrig gequatscht habe, sind Pierre und ich die letzten.
Und welcher Platz bleibt für mich übrig? In der allerersten Reihe. Ach Du Sch…. Auf dem Präsentierteller.
Vor mir stehen die Erzieher. Wir Eltern sitzen auf langen Bänken zusammen. Für Pierre und mich bleiben nur außen zwei Einzelplätze frei. Ich frage Pierre, ob wir tauschen können.
Und nehme nun mit einer Pobacke in der zweiten Reihe außen Platz. Verstecken kann ich mich nicht.
Aber mal ganz von vorn. Bereits der Weg zur Kapelle ist voller Liebe vorbereitet.
Fußspuren mit den Namen der Kinder führen uns dort hin.
„Schau mal, da steht Leon auf dem Boden!“ ruft der Mini Chef laut. Auch andere Sechsjährige freuen sich über ihren Namen. Ist das nicht süß gemacht?
Alle Wackelzähne werden von ihren Eltern begleitet. Von manchen Kindern kenne ich lediglich einen Elternteil. Wo der Vater die Kids bringt, weil er Elternzeit hat. Oder wo der Papa bis in die Abendstunden auf Montage ist und die Mama den Anhang abholt.
Heute sind alle Eltern da. Heute ist der große Tag.
Nachdem wir Platz genommen haben, laufen die Wackelzähne nach vorne – die bunten Fußspuren auf dem Boden zeigen den Weg.
Dann geht es los. Was ich euch direkt vorab verrate: Es ist emotionaler als mir Eltern berichtet haben.
Ein Mama Zitat: „Der Abschied fühlt sich an, wie wenn du Liebeskummer hast. Du spürst einen Schmerz in deinem Herzen. Und die leise Vorfreude auf einen Neuanfang.“
Die „Mittelkinder“ sollten ein paar Tage vorher bei jedem „Wackelzahn“ erzählen, was sie an ihm mögen. Das wurde auf die Rückseite der bunten Fußspuren geschrieben.
Nun liest eine Kindergärtnerin in der Kapelle von jedem Kind vor was andere wertschätzen.
Dabei dürfen die Wackelzähne raten, welches Kind gemeint ist. Das steht auf der roten Fußspur vom Mini Chef:
Er ist hilfsbereit und seine Zeichnungen werden oft als Ausmalbilder für jüngere Kinder genutzt. Und er hat gute Ideen.
„Das ist Leon!“ rufen die anderen.
Dann sind alle Fußspuren an der Tafel. Sie gehen vom Kindergarten Richtung Schule.
Absolut der Hammer sind die Lieder, die folgen. Dass jedes Kind so wie es ist toll ist. Jeder hat ein anderes Gesicht und andere Talente – aber jeder wird gebraucht.
Meine innere Stimme ruft mir zu, dass ich mich zusammen reißen soll.
Dann schaue ich auf die verquollenen Augen einer Kindergärtnerin. Das ist auch für Erzieher hart. Viele Wackelzähne hat das Team als Baby oder Kleinkind in Obhut bekommen.
Sämtliche Entwicklungsschritte erlebt. Tag für Tag. Wunden mit Pflaster versorgt, Streit geschlichtet, Windeln gewechselt, Essen verteilt und Geschichten vorgelesen.
Als die Kinder im Chor singen: „Wie das Meer den Fischen habt ihr uns Heimat gegeben!“ kann ich mich nicht mehr halten.
„Wir sind jetzt groß, lasst uns los.“ Die Kinder wollen fliegen. Durch den Tag und durch die Zeit. Aber muss das so schnell gehen?
Selbst coole Väter lässt die Abschiedsfeier nicht kalt. Anschließend grillen wir zusammen im Garten. Jeder von uns hat etwas zum Buffet beigetragen.
Ich komme mit tollen Eltern ins Gespräch. Und unterhalte mich mit einer Erzieherin, mit der ich bis jetzt außer „Hallo“ noch kein Wort gewechselt habe. Weil sie in einer anderen Gruppe tätig ist.
Die Erzieher bieten eine aufwendige Darbietung. Kinder singen und der Tag neigt sich dem Ende zu. Zum Schluss bekommen wir die Ordner unserer Liebsten mit, die eine wunderbare Zeit mit vielen Fotos dokumentieren.
Was Leon zum Abschied sagt? Er freut sich riesig auf die Schule. Und fragt, ob man die Ferien nicht überspringen kann.
Am Folgetag erzähle ich einer Freundin von der Abschiedsfeier. Sie antwortet mir Folgendes:
„Jetzt geht es noch, Elischeba. Wenn du Emily abholst, dann wirst du mit Leon weiterhin in den Kindergarten gehen. Leon wird die Erzieher auch in Zukunft sehen. Er wird ihnen erzählen, wie es in der Schule läuft. Aber wenn Emily ihren letzten Tag im Kindergarten hat, dann ist es endgültig. Du weißt, dass du die Tür schließt und nie mehr öffnest.“
Jetzt seid ihr dran. Freu mich auf euer Feedback.
Elischeba
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Boa du schaffst es mich immer wieder mit deinen Beiträgen zum Heulen zu bringen. Das geht mir nicht bei anderen Blogs so. Deswegen bin ich so gern Leserin bei dir.
Ich habe das Thema übrigens in zwei Jahren vor mir. Dann werde ich auch heulen!
Hallo liebe Tanja,
Danke für dein nettes Feedback!
Na, dann genieß die letzten zwei Jahre noch schön. Du liest dann ja auf meinem Blog wie es mit der Schule weitergeht. 😉
Liebe Grüße von Elischeba
Beim Zitat deiner Freundin musste ich heulen. Weil wir „nur“ ein Kind haben und in einem Jahr die Tür auch für immer verschließen. Natürlich öffnen sich andere Türen, aber wir lieben unseren Kindergarten TOTAL!
Das Leben geht trotzdem weiter …. aber in diesem Moment ist es komisch …
Hallo Elischeba,
zufällig las ich gerade Deinen Text und prompt liefen mir die Tränen…denn ich bin eine Erzieherin, welche in ein paar kleinen Stündlein (es ist jetzt nachts halb 2) ihre Schulanfängerschützlinge verabschiedet.
Es ist eine tolle Lebensaufgabe, die Kinder bei ihren ersten Schritten begleiten zu dürfen und es bringt mich jedes Jahr erneut an meine emotionalen Grenzen, sie,
nach oft 6 Jahren im Haus, zu verabschieden.
Jedoch, mit dem Wissen, dass in ihrem Inneren ein großes Stück Erinnerung bleiben wird, kann ich, können wir Kolleg*innen, sie (und ihre Eltern!) dann mit einem offenen Herzen und einem guten Gefühl in ihren nächsten Lebensabschnitt entlassen.
Alles Gute Dir und Deiner Familie!
Autor
Ohhh…. so schööön geschrieben, DANKE!!!
Gänsehaut beim ganzen Artikel – wir hatten die Abschiedsfeier vor einer Woche am Donnerstag. Meine Tochter hat mich gefragt wieso ich heule, der Tag sei doch schön.
Leon fand den Tag auch ganz toll 😉
Du schreibst das so dramatisch 🙂 aber Recht hast du!
Ja ich habe es auch als sehr dramatisch empfunden 😉
Genau so ging es mir beim Abschied aus der Krippe! Und in diesem Fall waren die Erzieherin und ich uns einig, dass es so ist, wie deine Freundin sagt! Es ist der Große, er wird regelmäßig mitkommen und seine Schwester abholen, die Krippe sehen, den Erziehern aus dem Kindergarten erzählen,… aber in zwei Jahren wird der Abschied endgültig sein… für uns alle… da werde ich garantiert auch heulen!
Uns erwartet das im Sommer diesen Jahres. Ich habe so gemischte Gefühle und bei deinem Artikel kamen mir die Tränen. Eine Freundin hat mir den Link geschickt. Toller Familienblog!
Eine Freundin hat mir das gerade geschickt. Mit den Worten: les das mal die kann dich verstehen … weil ich auch so vor der Abschiedsfeier Schiss habe. Unser Kindergarten ist soooo schön! Und mir graut es vor dem Schulanfang im Sommer 2019.