Blogger Kollegin Petra erzählt uns vom Oman

 

„Es gibt Orte, die weiten das Herz und öffnen den Himmel in dir. Der Oman ist so ein Ort.“

Petra vom Blog My world salad

Elischeba: Auf der ITB im März 2016 waren die Hallen islamischer Länder leer wie nie zuvor. Du bist trotzdem unerschrocken in den Oman gereist. Wieso?

petralangemeyerPetra: Ich hätte gar nicht gewusst, warum ich erschrocken sein soll! Der Oman ist friedlich und freundlich. Wir wollten ja gerade die arabische Welt erleben, oder vielleicht auch nur die romantische Vorstellung, die wir davon haben.

Es würde mir niemals einfallen, ein Land nicht zu besuchen, weil die Mehrheit der Bevölkerung muslimischen Glaubens ist. Wir sind zweimal jährlich in Indonesien, ein Land mit mehrheitlich moslemischer Bevölkerung, und haben bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht in Bezug auf Religion. Das Gleiche gilt für Malaysia.

Eigentlich wollte ich mich nicht an dieser unsäglichen Religionsdebatte beteiligen, aber nun gut:

Reisen ist die beste Voraussetzung, Vorurteile abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Ich war nun fast in 50 Ländern, und egal wo immer man ist, und sich mit den Menschen dort unterhält, alle wünschen sich dasselbe: Gesundheit, Frieden und Sicherheit, und die Möglichkeit, ihre Kinder zur Schule zu schicken.

Oman, Sultan Qaboos Moschee

Religion ist nicht die Ursache für Unfrieden und Feindseligkeit, wie wir das derzeit erleben. Der eigentliche Grund ist der Mangel an Chancengleichheit und ökonomischer Teilhabe weiter Teile der Weltbevölkerung.

Ein kluger Mensch (leider weiß ich nicht, wer) hat mal folgendes gesagt: „Religion is like a Penis. It’s a perfectly fine thing for one to have and take pride in, but when one takes it out and waves it in my face, we have a problem.“

Dem Oman geht es wirtschaftlich gut. Beste Voraussetzungen für Toleranz und Großzügigkeit. Die Religionsausübung ist frei, im Oman sieht man christliche Kirchen und Hindutempel.

Oman-Corniche-Maskat

Elischeba: Was macht Oman als Reiseziel so faszinierend?

Petra: Dem Sultanat ist es gelungen, Tradition und Moderne wunderbar zu verbinden. Sultan Qaboos, der übrigens ein absoluter Herrscher ist, hat das Land binnen 40 Jahren von einem Land, dessen Bevölkerung von Viehzucht, Ackerbau und Fischfang lebte, in ein modernes Land verwandelt, ohne Raubbau an den Traditionen zu betreiben.

Zur Faszination des Oman trägt besonders die Sichtbarkeit und Schönheit der Traditionen des Landes bei. Manche Szenen, die wir erleben durften, hatten etwas von einer Zeitreise. Die kargen Landschaften, die Männer in ihren Dischdaschas. Man kann dort wirklich die Pracht und Schönheit des Morgenlandes erleben.

Sultan Qaboos hat das Schul- und Gesundheitswesen aufgebaut, das übrigens für jeden Omani kostenfrei ist. Das war dank des Ölförderung wirtschaftlich möglich. Anders aber als etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), sind Frauen im Oman den Männern rechtlich gleichgestellt. Kulturell sieht das noch anders aus. Aber auch meine Großmutter hätte sich als junge Frau kaum vorstellen können, dass ihre Enkelin mal studieren würde.

Dennoch, der Oman ist im Verhältnis zu seinen Nachbarn im Westen geografisch wie wirtschaftlich ein Winzling. Die VAE verfolgen eigene Interessen, im Jemen ist Krieg. Was wird sein, wenn die Erdölvorkommen erschöpft sind? Was wird sein, wenn Sultan Qaboos stirbt?

Blick vom Fort Nizwa auf die Moschee

Elischeba: Wie hast du das Land kennengelernt und welche Erfahrungen hast du mit den Einheimischen gemacht?

Petra: Wir haben das Land per Taxi bereist! Das hat sich zufällig ergeben. Wir waren diesmal schlecht vorbereitet und sind quasi ins Blaue losgezogen. In Muscat kamen wir mit einem Taxifahrer ins Gespräch, der uns abends zu einem Restaurant fuhr.

Am nächsten Tag fuhr er uns nach Sur. Von da an haben wir uns nur noch per Taxi fortbewegt. Das war einfach, die Übernachtung haben wir per Internet ein paar Tage im Voraus gebucht und uns dann ein Taxi gesucht. Deshalb haben wir viele Omanis kennengelernt. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn im Dienstleistungsbereich trifft man eigentlich nur auf „Gastarbeiter“ vom indischen Subkontinent (das ist nochmal ein Thema für sich).

Mit Mohammed durch den Oman, Myworldslad

Im Zuge der sogenannten „Omanisierung“ werden Arbeitsplätze für Omanis geschaffen. Da die Erdölvorkommen des Landes vermutlich in den nächsten 15 Jahren erschöpft sein werden, hat es sich der Sultan zur Aufgabe gemacht, auch weniger gebildete Omanis in Lohn und Brot zu bringen.

Indische Immigranten dürfen nun nicht mehr Taxi fahren, sondern nur noch Omanis. So kamen wir ins Gespräch mit Einheimischen.

Besonders Mohammed, der mit uns zwei Tage über Land fuhr, haben wir ins Herz geschlossen. Wir haben ihn über seine Lebensweise ausgefragt und er uns über unsere. Es hat ihn besonders interessiert, wie Alex und ich miteinander leben, und er hat sehr genau beobachtet, wie wir miteinander umgehen.

Blick vom Fort Jabreen

Irgendwann meinte er, dass ihm das gut gefällt. Da saßen wir den zweiten Tag miteinander im Auto und haben zu dritt herzhafte Witze gerissen, etwas, was Mohammed vielleicht bei einer Frau so noch nicht erlebt hat. Aber das ist reine Spekulation. Mohammed war übrigens noch unverheiratet.

Alle Omanis kommen schnell miteinander ins Gespräch, auch wenn sie ganz offensichtlich verschiedenen gesellschaftlichen Schichten entstammen. Das Land ist dünn besiedelt, man redet miteinander, man hilft sich.

Über einen anderen Taxifahrer, Ahmed, kamen wir so in Kontakt zu einem Ölbauingenieur, studiert, weltoffen und vielgereist. Mit ihm und zwei Schweizer Touristinnen verbrachten wir einen herrlichen Tag in Wadi Shab. Bei unserer nächsten Reise in den Oman werden wir ihn besuchen.

Oman, auf dem Weg in die Wüste

Elischeba: Wie sicher bewegt sich eine Frau im Oman?

Petra: Ich war mit meinem Mann unterwegs, deshalb kann ich nicht für alleinreisende Frauen sprechen. Allerdings trafen wir die besagten zwei Schweizerinnen. Die waren ohne Probleme allein im Land unterwegs. Im Oman übernachtet man meist in Hotels, es gibt dort kaum Bed & Breakfast oder Hostels.

Die Omanis, auf die man dort trifft, sind meist Fahrer oder Touristenführer, sprechen englisch, sind gebildet und so weltgewandt, dass sie uns Europäer so nehmen wie wir sind. Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt sicher gefühlt.

Mehr noch, ich würde sagen, ich habe mich auch in meiner Lebensweise akzeptiert gefühlt. Natürlich sollte man die üblichen Verhaltensregeln beherzigen. Freizügige Kleidung vermeiden, Männern nicht von sich aus die Hand geben. Obwohl das zu ulkigen Momenten führte. Die Omanis wissen, dass in europäischen Ländern der Handschlag (auch zwischen Mann und Frau) üblich ist und strecken mir die Hand entgegen, während ich die Hand zum Gruß am Körper behielt. Feingefühl und Beobachtungsgabe hilft – auf beiden Seiten.

Oman, auch Frauen sind geschickte Viehhändlerinnen, MWS-1

Elischeba: Welche Tipps hast du sonst noch für Leser, die überlegen in den Oman zu reisen?

Petra: Für den Oman ein Tipp? Sieh dir die Schönheit und Pracht des Morgenlandes an!

Sonst gelten die gleichen Tipps wie überall: Freundlich sein und aufmerksam, die Götter und Traditionen anderer Menschen respektieren. Nicht meinen, belehren oder missionieren. Die eigene Lebensart nicht wie eine Monstranz vor sich hertragen. Nicht vergessen, dass man Gast ist.

Oman, Beduinen und Dromedare

Elischeba: Wo geht es als nächstes hin?

Petra: Wir planen gerade eine Teilstrecke der Seidenstraße zu bereisen. Und davor Erholungsurlaub in Malta und Sizilien.

Elischeba: Ganz lieben Dank für das spannende Interview und dass du unseren Horizont erweitert hast, liebe Petra.

Photo Credits: Petra vom Blog „myworldsalad.com“

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