Worum geht es beim Attachment Parenting? Was ist das überhaupt? Auf Deutsch übersetzt heißt das bedürfnisorientierte Erziehung.
Der Hintergrund besteht darin, sein Kind liebevoll und mit viel Nähe zu umsorgen.
Der Begriff stammt vom amerikanischen Kinderarzt William Sears und steht für aufmerksame Fürsorge, Körperkontakt und Liebe.
Die Nähe der Eltern zum Kind soll sein Sozialverhalten und Selbstwertgefühl fördern. Unsere Kleinen können darauf vertrauen, dass wir an ihrer Seite sind und spüren dadurch Sicherheit.
Eltern, die das Attachment Parenting ausleben, nutzen häufig Tragetücher und lassen ihre Kinder im Familienbett schlafen.
Außerdem kümmern sie sich sofort um die Bedürfnisse ihres Babys. Während ich nach den Tipps dieses US Kinderarztes recherchiere, stelle ich fest, dass ich die meisten Ratschläge ganz intuitiv anwende.
Bei uns schlafen die Kinder bis zu einem Alter von circa drei Jahren im Familienbett. Obwohl mir eine Hebamme geraten hat alle vier Stunden zu stillen, habe ich es nach Bedarf getan.
Wieso? Mein Bauchgefühl hat mir das gesagt. Mein Mutterinstinkt hat es mir ins Ohr geflüstert, dass das so richtig ist.
Und trotzdem sehe ich beim Attachment Parenting einen Nachteil. Welchen? Einige Eltern machen daraus eine Religion.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich keine Dogmen mag. Mütter fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt. Das Familienbett passt nicht zu jedem. Wer sich dabei unwohl fühlt, der ist kein schlechter Mensch. Wer als Eltern Zeit für sich braucht, darf dazu stehen.
Wer sich komplett aufgibt ist überfordert. Davon haben unsere Kinder gar nichts. Gern nenne ich ein Beispiel aus unserem Alltag. Leon ist mit zweieinhalb Jahren in den Kindergarten gekommen.
Ein halbes Jahr vorher hat er häufig keinen Mittagsschlaf mehr gebraucht. Ich musste weiterhin kochen, die Spülmaschine ausräumen und Texte schreiben. Ich hatte keine Oma in der Nähe und mein Mann hat lange gearbeitet.
Ich habe mit dem Mini Chef ganz offen geredet: „Hey, es ist in Ordnung, dass du keinen Mittagsschlaf mehr brauchst. Aber ich möchte etwas Zeit für mich. Geht das?“
Es ist ein Unterschied, ob eine Mutter brüllt, dass das Kind nicht nerven soll. Oder ob man freundlich erklärt, dass man auch mal etwas alleine machen will. Wenn sich das Kind geliebt fühlt, ist das meiner Meinung nach in Ordnung.
Attachment Parenting ist als Orientierung eine tolle Sache. Aber bitte macht keine Sekte daraus.
Und blickt bitte nicht auf Eltern hinab, die ihr Kind mit 11 Monaten betreuen lassen. Oder die nur drei Monate stillen.
Wenn ihr euch wegen bestimmter Regeln in sozialen Netzwerken gegenseitig zerfleischt, macht ihr euch nur das Leben schwer.
Ich beobachte andere Mütter mit den neugierigen Augen einer Journalistin. Und stelle fest, dass es selten Richtig oder Falsch gibt. Auch nicht Schwarz oder Weiß.
Andere Eltern erziehen anders und haben andere Gewohnheiten. Einige Mütter finden es schrecklich, dass wir unsere Kinder erst ins Bett schicken, wenn sie müde sind. Manche finden es schlecht, dass wir kaum Regeln haben.
Ich höre mir Ratschläge gerne an. Aber Entscheidungen treffen wir meist nach dem Bauchgefühl.
Auf Facebook wurde eine Mutter fertig gemacht, die sich für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden hat. Noch schlimmer wurde die Diskussion, als sie verkündet hat, dass sie nicht stillt.
Ich bin froh darüber, meine Kinder bewusst natürlich entbunden zu haben. Und auch die Stillzeit war toll. Aber habe ich deshalb das Recht, jemanden zu kritisieren, der anders denkt?
Attachment Parenting bietet liebevolle Tipps für das Wohl der Kinder. Meine Eltern haben mich direkt nach der Geburt ins Kinderzimmer gepackt und nachts durchschreien lassen. Das war in den 80er Jahren nicht unüblich.
Ob sich mein Unterbewusstsein daran erinnert? Vielleicht halte ich meine Tochter deswegen beim Schlafen fest im Arm? Um ihr die Geborgenheit zu geben, die ich damals brauchte.
Mein Fazit? Super, wenn ihr euch mit dem Attachment Parenting befasst. Noch besser, wenn ihr vieles davon anwendet. Aber bitte macht keine Religion daraus. Nicht alle „Regeln“ davon passen zu jeder Mutter. Haltet zusammen und macht euch das Leben leichter.
Wie denkt ihr übers Attachment Parenting? Folge mir auf Instagram und Facebook um in Verbindung zu bleiben. Ich freue mich auch auf deine Kommentare in meinen sozialen Netzwerken!
Liebe Grüße von Elischeba
Super Artikel! Kann ich zu 100 Prozent so unterschreiben!
Oh das freut mich aber, liebe Janina!
Wir haben auch vom Bauchgefühl her vieles davon angewendet.
Meistens entscheidet das Bauchgefühl richtig. 😉
Genau – muss jeder machen wie er es für richtig hält – ich habe viel Kritik bekommen, als ich mir als meine Kleine ein halbes Jahr alt war 2 x die Woche einen Babysitter genommen habe. Hat aber super geklappt.
Ich finde auch, dass man das als Eltern selbst entscheiden muss. Manchmal geht es auch gar nicht anders. Emily ist mit einem Jahr in die KiTa gekommen und fühlt sich pudelwohl.
Ein richtig toller TEXT!!!! Wahrheit PUR! Danke dafür liebe Elischeba
Alles Liebe
Irene
Gerne, liebe Irene!!!
Alles Gute von Elischeba
sehe ich auch so – Familienbett ist eine tolle Sache, passt aber nicht zu jedem – muss man machen wie es für alle gut ist
Genau, liebe Elke!
Und oft ist wenn man Kids hat eh alles anders als man vorher dachte 😉
Ein toller Text! Letztendlich versucht doch jeder, dem das Wohl seiner Kinder wichtig ist, sein Bestes zu geben und sollte die Freiheit haben, für sich den passenden Weg zu finden. Ohne von anderen kritisiert zu werden.
Genau. Ich finde wir sollten mit dieser Einstellung an andere Eltern herangehen. Jeder versucht sein Bestes. Und machmal ist man auch erschöpft und nimmt das Tablet als Babysitter oder greift zur Tiefkühlpizza. Ist alles o.k. 🙂
Hi, ich finde deinen Artikel toll. Ich ärgere mich auch immer wieder darüber, dass es im Netz sehr viele gibt. die anderen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben.
Obwohl mein Mann und ich einen unkonventionellen Weg gehen (ich mache Karriere und er bleibt bis mindestens zum vollendeten ersten Lebensjahr unserer Maus zu Hause) sind wir zum Glück bei unseren Freunden und Familien auf Verständnis gestoßen. Im Netz sieht das allerdings häufig anders aus.
Und wir machen auch „Bauchgefühl-Parenting“. Klappt super!!!
„mamamachtkarriere.wordpress.com“
„Bauchgefühl-Parenting“ …. ein guter Begriff. Macht weiter so!
Oh Elischeba, du sprichst mir so aus der Seele! Ich liebe meine Kinder über alles und würde alles für sie tun – so wie fast jede andere Mutter auch. Aber sich hinzustellen und zu sagen: „Das ist richtig – das ist falsch“ finde ich anmaßend und absolut nicht angemessen. Wir sollten uns als Mamas eher unterstützen, als uns gegenseitig fertig zu machen – egal ob mit Kaiserschnitt oder ohne zu stillen!
„mama-und-co.de“
Autor
Ja, so sehe ich das auch, liebe Viola.
Wer sein Kind erst ab drei Jahren in den Kindergarten gibt oder das Familienbett nicht mag, kann trotzdem bedürfnisorientiert erziehen.
Liebe Grüße von Elischeba
Toll geschrieben – genau so ist es, zwischen Schwarz und Weiß gibt es noch Sepia.
Autor
Genau – die Welt ist bunt!