Auf Facebook scheint es nur noch Schwarz oder Weiß zu geben. Nichts dazwischen. Radikale Umweltschützer mit erhobenem Zeigefinger, welche die Wirtschaft lahm legen möchten.
Oder Menschen, die den Klimawandel komplett leugnen. Dazwischen? Nix.
Geht es dir auch so, dass dich Facebook manchmal nervt? Wie gehst du damit um?
Oft widme ich mich dann umso lieber meiner realen Welt. Dem Lachen meiner Kinder. Dem köstlichen Herbstgericht meines Mannes. Oder dem Duft von frischem Kaffee.
Vor allem „richtigen“ Gesprächen. Von Angesicht zu Angesicht. Die mir am liebsten sind.
Während ich im realen Leben meist mit ausgeglichenen Menschen zu tun habe, scheinen sich im Internet vermehrt Extreme zu finden.
Ist dir das auch aufgefallen? Die einen werden Rassisten genannt. Die anderen Gutmenschen. Es gibt Schwarz. Und es gibt Weiß. Aber hey, die Welt ist bunt!
Ich habe Kontakte auf Facebook, die grauenvolle Tiervideos posten und dazu aufrufen, komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Kinder sollen Mandelmilch trinken und auf Soja umsteigen.
Es gibt noch etwas zwischen Massentierhaltung und veganem Leben. Zum Beispiel nur noch ein bis zwei mal die Woche Fleisch essen. Und dann in Bioqualität aus artgerechter Haltung.
Zurück zum Thema Umwelt. Ob es der richtige Weg ist, den Straßenverkehr lahm zu legen?
Was ist, wenn eine Hochschwangere im Auto sitzt? Die dringend zum Arzt muss, weil ihre Wehen eingesetzt haben?
Dieter Nuhr(1) ist der Meinung, dass man mehr in die Forschung investieren muss. Um umweltfreundliche Methoden zu schaffen.
Aber wir können nicht von heute auf morgen so leben wie vor 200 Jahren. Das ist laut Wissenschaftlern wie Professor Harald Lesch(2) auch gar nicht nötig.
Trotzdem muss sich etwas ändern. Wenn junge Leute sich fürs Klima einsetzen, dann finde ich das generell gut.
Wer Greta Thunberg kritisch sieht, der ist nicht automatisch gegen den Umweltschutz. Was auf Facebook häufig so dargestellt wird.
Wie das 16-jährige Mädchen fertig gemacht wird, finde ich ebenfalls nicht schön.
Ein „Kontakt“ hat ein Bild gepostet, wie jemand mit der Zeitmaschine zurückreist und ihrem Vater ein Kondom gibt. Das fanden dann noch viele Leute lustig! Bei einem Massenmörder finde ich so einen Gedanken passend.
Hey, in vielen Dingen hat das Mädel Recht. Klar ist sie jung und unerfahren und oft fehlt ihr das Hintergrundwissen. Aber sie ist erst 16!
Sie spricht ja nicht aus Lebenserfahrung, sondern vertritt die Gedanken und Ängste vieler Jugendlicher.
Auch wenn ich kein Fan von ihr bin – das Mädchen hat meinen Respekt. Ich habe mit 16 optisch älter ausgesehen als sie. Aber ich hatte bei weitem nicht so ein sicheres Auftreten.
Respekt ist etwas, was in sozialen Netzwerken regelmäßig fehlt.
Das merkst du auch unter Müttern. Dogmen im Internet bewirken, dass junge Frauen sich unsicher fühlen. Bin ich tatsächlich eine Rabenmutter, weil ich nach meiner Elternzeit Vollzeit arbeite?
Eine Mutter, die stillt, liebt ihr Kind. Eine, welche die Flasche gibt, aber auch. Stillforen lassen dagegen häufig nur eine Meinung gelten.
Auf Instagram haben sich kürzlich zwei „Mama Influencerinnen“ öffentlich gezofft. Der Streit und die Vorwürfe wurden immer massiver.
Die eine hatte die Augen ihres Kinders mit großen schwarzen Balken bedeckt. Die andere beinahe täglich zuckersüße Bildchen von ihrer Tochter gepostet. Lächelnd, in niedliche Kleider gesteckt. Mit Schleife im Haar in Szene gesetzt.
Die Mama mit dem „Balkenkind“ hat die Mama der öffentlichen „Prinzessin“ aufs tiefste verurteilt. Sie war schon kurz davor, das Jugendamt einzuschalten.
Ich habe mir beim Lesen gedacht: Hey, jede Mama findet für sich einen Weg. Mit guten Gründen und nach ihrem Bauchgefühl.
Jeweils mit einer anderen Sichtweise. Auch hier gibt es einen Mittelweg.
Figur nach der Geburt? Entweder sehe ich Bilder von hübschen Sportlerinnen, die schwitzen und kämpfen, um den perfekten „After Baby Body“ zu präsentieren.
Oder Frauen, die bewusst Speckrollen in die Kamera halten und hoffnungslos schreiben, dass man als Mutter ab jetzt für immer so aussieht.
Auch hier gibt es einen Mittelweg. Etwas für sich tun, um sich wohl zu fühlen. Aber ohne Druck und ungesunde Vergleiche mit retuschierten Fotos im Internet.
Jede Familie und jede Lebenssituation ist anders. Wir gehen leichter durchs Leben, wenn wir das akzeptieren.
Lasst uns anderen Menschen gute Beweggründe unterstellen. Auf ihre Gedanken eingehen. Um die Ecke blicken und über den Tellerrand schauen.
Es tut uns allen gut, den Horizont zu erweitern. Am besten nicht mit einseitigem Material.
Die Welt ist nicht nur Schwarz und Weiß. Sondern bunt.
Wie seht ihr das?
Liebe Grüße von Elischeba
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(1) ARD: „Nuhr im Ersten“ am 03.10.2019
(2) „Warum tun wir nicht was wir sollten?“ Klimawandel und Energiewende als Überforderung – Vortrag von Prof. Harald Lesch an der TU München am 04.07.2018
Unheimlich guter Beitrag, der es auf den Punkt bringt!
Autor
Ganz lieben Dank, Elke.
Bitte mehr von solchen Artikeln, liebe Elischeba! Die lese ich total gern und könnte die ganze Zeit mit dem Kopf nicken.
Autor
Ist machbar. 😉
Dankeschön.
Zum Satz am Anfang: ICH bin „dazwischen“ mit meiner Meinung. Aber ich habe auch kein Facebook Profil. Aus triftigen Gründen. 🙂
Autor
Beim Thema Umwelt bin ich auch eher „dazwischen“ – so viel verpasst du gar nicht, wenn du kein Facebook hast. 😉
Ich habe an anderer Stelle mal gelesen: ein soziales Netzwerk ist, was Du daraus machst. Da ist viel wahres dran.
Ich selbst nutze Facebook auch immer weniger – aus ähnlichen Gründen wie Du. Und die gewonnene Zeit nutze ich, um in wunderbaren Blogs zu stöbern und dort Kommentare zu schreiben. Das macht viiiieeel mehr Spaß. Und Sinn. 🙂
Autor
Daaanke – bei mir darfst du gern häufiger stöbern. 🙂 Und kommentieren.
Hast du recht, nervt mich auch. Leben und leben lassen!
Autor
Genau – so sagt man es auch in meiner Heimatstadt Köln 🙂
Hallo Elischeba,
vielen Dank für diesen offenen und ehrlichen Beitrag !!
Wie Du weißt, bin ich seit vielen Jahren auf diversen Social Media Plattformen unterwegs und stelle wie Du fest, dass in den letzten drei bis vier Jahren kaum mehr ein fundierter, differenzierter, auf Fakten basierender Gedanken-/ Meinungsaustausch bei Facebook, YouTube oder Twitter möglich ist.
Viele sog. „Follower“ stecken in ihrer „Filter-Bubble“ fest, laufen irgendwelchen Meinungstrends hinterher, ohne sie zu hinterfragen oder wollen eigentlich nur ihren Frust loswerden. Viele haben auch gar keine eigene Meinung und geben nur das wieder, was „schräge Typen“, wie „der große Blonde“, den man nicht weiter erwähnen muss, rausposaunen.
Da bilde ich mir lieber in Ruhe meine eigene Meinung aus verschiedenen seriösen Quellen, (Bücher, Artikel, Videos) … und die vertrete ich dann auch !!
Ich bin dazu übergegangen, mich aktiv von all den Followern zu verabschieden, die mich mit unqualifiziertem, einseitigem Verbal-Müll, Hate-Speech und „flachen Witzen“ zutexten. Mit denen lass ich mich auf keine Diskussion ein.
Meine Zeit ist mir zu kostbar, um mich mit solchen Typen abzugeben! … und sei es auch nur „virtuell“.
Autor
Kann ich verstehen! Danke für dein tolles Feedback, Reinhard!
Toller Bericht, ist mal was ganz anderes von dir. Ja, Recht hast du. Genau das Gleiche hab ich mir letztens auch gedacht, als ich bei Facebook gestöbert habe. Liegt auch daran, weil oft „Fake News“ geteilt werden. Oder weil irgendwas viel dramatischer gezeigt wird, als es eigentlich ist. Und die Leute gern Negatives lesen.
Autor
Viele ja, liebe Karin.
Ich freu mich mehr über positive Nachrichten. 🙂
LG von Elischeba
Genau das gleiche hab ich noch vor zwei Tagen gedacht. Wieso gibt es – wie du schreibst – kaum noch Leute, die eine Meinung dazwischen haben und etwas posten?