Bei meinen Entbindungen war ich 36 und 39. Einige Frauen bekommen ihr erstes Kind mit über 40. Doch wie ist das, wenn Wechseljahre und Pubertät zusammentreffen? Mit später Elternschaft beschäftige ich mich heute auf meinem Blog und danke allen Eltern, die ich für meinen Artikel interviewen durfte.
Im Jahr 2019 hat eine Mutter im Schnitt mit 30 Jahren ihr erstes Kindes auf die Welt gebracht.
In den 1970er Jahren waren Frauen dagegen in Westdeutschland bei ihrer ersten Geburt um die 25. In der DDR erst 22.
Als Emily das Licht der Welt erblickt hat, war ich genau 20 Jahre älter, als meine Mutter damals, bei der Geburt mit mir.
Wie wirkt sich ein hoher Altersunterschied langfristig aus? Welche Probleme können auftreten und wie bereite ich mich vor? Geht das überhaupt?
Zwei schwierige Phasen treffen zusammen: Die Pubertät der quirligen Tochter und der Beginn der Wechseljahre der circa 35 Jahre älteren Mutter. Klimakterium und Jugendliche, die sich selbst suchen. Hormonchaos auf beiden Seiten?
Die Wechseljahre beginnen häufig zwischen dem 45. und 50. Lebensjahr. Mit circa 51 Jahren haben viele Frauen ihre letzte Blutung. Bei Mädchen beginnt die Pupertät oft bereits mit zehn Jahren. Deutlich früher als zu dem Zeitpunkt, als ich noch ein Kind war.
Bei meinen Interviews reden Frauen erstaunlich offen mit mir:
„Es ist ein komisches Gefühl, wenn du selbst weniger Lust auf Sex hast und deine Tochter sich die Pille verschreiben lassen möchte. Als wenn ein Teil in dir stirbt und in deiner Tochter zum Leben erwacht.“
Wow. Den letzten Satz der 53-jährigen Bekannten muss ich erstmal sacken lassen.
Ich möchte wissen, wie sich die Wechseljahre anfühlen. Kann man seiner Tochter nicht einfach das Glück gönnen? Obwohl man selbst älter wird?
Bei meinen Gesprächen höre ich raus, dass viele Emotionen im Spiel sind. Es treffen zwei Körper aufeinander, die sich verändern. Dabei sind Ängste und Sorgen im Spiel.
Teenager fühlen sich genauso unsicher wie Eltern. Dabei meinen es weder die Mädchen noch ihre Mütter böse.
Kathrin beschreibt mir, dass die Wechseljahre reizbar machen. Der Östrogenspiegel sinkt und Testosteron steigt.
Selbst Frauen, die auf mich souverän und ausgeglichen wirken, berichten mir, dass ihnen rascher der Kragen platzt.
Obwohl ich selbst noch nicht in den Wechseljahren bin, spüre ich an einigen Abenden, dass ich mich nach Ruhe sehne. Als wenn die Luft raus ist. Während ich meine Kinder glühend um ihre Energie beneide. Ein bitterer Vorgeschmack auf die Wechseljahre?
Ich habe oft das Gefühl, dass 45-jährige Frauen heute jünger wirken als früher. Die Ziele sind höher gesetzt. Ob im Business, bei den Hobbys oder in der Familie. Auch der Anspruch an sich selbst.
Sie kleiden sich jugendlicher und wirken dynamisch. Scheitern wird häufig hinter einem Lächeln versteckt.
Ich erfahre in Gesprächen von Müttern, die unter dünner werdendem Haar und Falten leiden. Während die Tochter jeden Tag hübscher wird.
Es ist eine Falle, zu denken, dass das Leben gelaufen sei. Jugendliche Kinder können ein Impuls für Neues sein.
Offen für Neues sein – das ist wichtig für unsere Kinder.
Hier ein Zitat von einem Kumpel, dessen Eltern 40 Jahre älter sind:
„Was mich damals sehr belastet hat, war, dass meine Eltern in der Zeit stehen geblieben sind. Kein Satelliten Fernseher und kein Videorekorder.
Die anderen unterhalten sich in der Schule über ihre Lieblingssendungen und Serien und ich konnte nicht mitreden. Das hat mich manchmal zum Außenseiter gemacht.“
Die Kunst ist es, dass wir Eltern offen sind, aber nicht auf künstliche Weise jugendliche Freunde übertreffen möchten. Das können wir nicht.
Unsere Aufgabe ist es, Halt zu geben, wenn unsere Kinder uns brauchen. Doch trotzdem loslassen, wenn sie ihre Flügel ausbreiten möchten.
Wer spät ein Kind bekommen hat, kann sich die Vorteile bewusst machen: Psychologen sagen in einer Studie, dass ältere Mütter häufig innerlich ruhiger sind. Denn sie haben oft viel erlebt und ihre beruflichen Träume umgesetzt.
Spontan und lebenslustig zu sein, ist auch mit über 40 machbar. Doch Eltern von Teenagern berichten mir von Machtkämpfen, die anstrengender sind, als nachts alle zwei Stunden zu stillen. Wenn die Nerven auf beiden Seiten davon galoppieren, fühlen sich Familien oft hilflos.
Eine Mutter, bei der die Wechseljahre beginnen, mag sich eher nach Harmonie und Ruhe sehnen, als eine 35-jährige. Als ich 14 gewesen bin, da war meine Mutter erst 33.
Für ältere Mütter mag Struktur und Ordnung angenehm sein – das ist mit Teenagern im Haus kaum machbar.
Im Gespräch für mein Interview redet sich eine Bekannte so in Rage, dass ich sie trösten muss. Ich merke, dass sie sehr darunter leidet, nicht mehr „jugendlich und frisch“ zu wirken. Das frustriert sie und nimmt ihr wertvolle Energie.
Dann mache ich ihr klar, dass Wechseljahre nicht heißen, dass das Weibliche und das Anziehende einer Frau endet.
Selbst wenn das Klimakterium bei „späten Müttern“ in die Pubertät der Kinder fällt.
Während ich meinen Artikel schreibe, setze ich eine Frage in meinen What`s App Status.
Wie empfinden Jugendliche eine ältere Mutter? Eine Freundin meldet sich. Sie ist 27 und froh, dass sie ihre Tochter bereits vor zweieinhalb Jahren bekommen hat.
„Meine Mutter war 42 Jahre älter als ich. Ständig wurde ich gefragt, ob ich mit meiner Oma spazieren gehe.“
Lächelnd fügt sie hinzu: „Die Pubertät der Kinder beginnt dann, wenn Kinder ihre Eltern peinlich finden.“
Na, dann ist meine Tochter mitten drin, erwidere ich ihr. Das habe ich gestern beim Klamotten sortieren erlebt. „Mama, den Satz sagst du bitte nicht im Kindergarten vor meinen Freunden. Das ist ultra peinlich.“
Tanja lacht und antwortet mir, dass ich dadurch einen Vorgeschmack auf die Pubertät bekomme. Na ja, einen kleinen.
Meine Frauenärztin hat mir vor drei Wochen gesagt, dass sie schätzt, dass ich spät in die Wechseljahre komme. Trotzdem sehe ich das, was mich erwartet, realistisch.
Planen kann ich nicht, da ich nicht weiß, wie mich die Menopause trifft. Doch ich nehme mir vor, mir auch Zeit für mich zu nehmen. Mit einer Freundin joggen, Ruhepausen einlegen und mich mit Heilpflanzen befassen, die helfen, wenn die Hormone verrückt spielen.
Wir Eltern können dazu beitragen, das Selbstbewusstsein unserer Kinder zu stärken. Sie so anzunehmen, wie sie sind. Bedingungslose Liebe schenken. Trotzdem Luft zum Atmen lassen. Das kann Spannungen reduzieren.
Letztendlich glaube ich, dass auch Humor und Optimismus dabei helfen, durch die herausfordernde Zeit zu kommen.
Welche Tipps hast du noch für meine Leser? Wie denkst du über späte Elternschaft?
Ich freue mich auf dein Feedback.
Liebe Grüße von Elischeba
Hinweis: Ich habe meinen Gesprächspartnern versprochen, dass ich Zitate anonym veröffentliche. Namen habe ich weggelassen oder geändert.
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Toll geschrieben, liebe Elischeba.
Ich mag es, dass du nicht nur die Probleme zeigst, sondern mit Humor und positiven Bildern auch Lösungen.
Trotzdem bin gespannt, wie du in circa zehn Jahren über das Thema schreibst!
Autor
Danke, liebe Agnes. Ich glaube, dass ein bisschen Humor auch wichtig ist. Ja, mal schauen, was ich in zehn Jahren darüber schreibe. Mit meinen Nerven habe ich bereits jetzt Mitleid (lach).
Alles Gute von Elischeba
Was mich gerade tröstet: Wenn es bei mir mal so weit ist, dann bei meinen engsten Freundinnen auch! Wir sind alle zwischen 33 und 39 Mutter geworden. 🙂
Wir werden uns dann gegenseitig Mut machen!
Autor
Hallo liebe Elke,
oh, das geht mir ähnlich. Die Mütter, mit denen ich mich aktuell am meisten treffe, sind 38, 44 und 40. 🙂 Wobei ich auch einige jüngere im Bekanntenkreis habe, die ich sehr mag.
Ich sehe es positiv: In erster Linie halten Kids jung.
Liebe Grüße von Elischeba
Wechseljahre sind Wandeljahre. Das habe ich bei meiner Weiterbildung zur Wechseljahreberaterin festgestellt und ich sehe „meine “ Frauen in der Ernährungsberatung gerade komplett anders. Wechseljahre sind quasi eine Art Pubertät rückwärts. 😉
Ich war selbst 35 als meine Tochter geboren wurde und da trafen diese beiden Lebensphasen aufeinander. Das bedeutet dann einfach auch mal, dass man sich bei Explosionsgefahr aus dem Weg geht, aber trotzdem in Kontakt bleibt. Beide Parteien brauchen Zeit für sich und dann auch wieder gemeinsame Zeit.
Ich finde, dass man als Frau nicht alt ist, wenn man in den Wechseljahren ist oder sie durchlebt hat. Es kommt für mich drauf an, wie man mit seinem Alter umgeht. Ich kann mich verkriechen und jammern oder etwas (für mich) tun.
„sh-e.de/leistungen/frauen/“
Autor
Danke für deinen interessanten Kommentar, liebe Susanne!
Toll, dass du Frauen zur Seite stehst.
Ja, etwas für sich tun ist sicher eins der wichtigsten Dinge, die zu einem guten Wohlbefinden beitragen.
Das Beste vom Artikel: Dass du schreibst, dass Eltern sich nicht künstlich jung machen sollen (um gleichaltrige Freunde der Kids zu übertreffen). Ich habe eine Nachbarin, die plötzlich anfängt, sich Bestätigungen von jungen Männern zu holen, mit ihnen flirtet, sich anzieht wie 17 und einfach nur total PEINLICH geworden ist!
Autor
Hallo liebe Jana,
ja, so ein Verhalten bekomme ich auch gelegentlich mit.
Vielen Dank für dein Feedback und liebe Grüße von Elischeba
Schau, jetzt musste ich auch bei Dir vorbeischauen und habe diesen tollen Beitrag entdeckt! 😀 Mir wird es wohl ganz ähnlich ergehen, ich bin mit 35 zum letzten Mal Mama geworden und fürchte mich schon ein wenig vor dem, was noch kommt…
„mamamal3.ch“
Autor
Na, dann können wir uns in ein paar Jahren ja zusammen gegenseitig aufbauen.
Schön, dass du bei mir vorbeigeschaut hast.
Bis bald wieder!