Urlaub in England mit Hund – eine wunderbare Erfahrung. Vorausgesetzt, man macht bei der Einreise alles richtig. Denn während wir bei einer Fahrt nach Österreich, Belgien, Holland oder Frankreich von niemandem kontrolliert werden, so sieht das in England ganz anders aus.
Die Bezeichnung „Großbritannien“ bezieht sich auf das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland, das aus England, Schottland, Wales und Nordirland besteht. Das Vereinigte Königreich ist seit dem 31. Januar 2020 nicht mehr Mitglied der Europäischen Union. Somit kannst du nicht einfach so über die Grenze fahren, wie zum Beispiel nach Belgien oder in die Niederlande.
Gerne berichten wir dir ausgiebig von unserer Reise in den Herbstferien 2023. Von Nordrhein-Westfalen nach England.
Fremde Menschen knien sich zu unserem Hund nieder und sprechen liebevoll mit unserer Fellnase. In Restaurants wird zuerst unsere pelzige Freundin mit Leckereien und Wasser bedient. Hundekekse stehen in unserer ersten Ferienwohnung bereit und in der zweiten bietet der Vermieter an, auf unsere Bonnie aufzupassen, damit wir bequemer einreisen können.
Das ist England. Das gefühlt hundefreundlichste Land, in dem ich je gewesen bin.
Wenn da nicht die komplizierte Anreise wäre. Wie schmuggelt … ähm… bringt man seinen Hund bloß über die Grenze?
Wir stellen fest, dass selbst unsere Tierärztin überfragt ist. Und deswegen geben wir knapp 200 Euro unnötig aus, wie uns später bewusst wird.
Denn laut unserem Impfpass gilt die Tollwutimpfung unseres Hundes bis zum 31. Januar 2024. Ich habe Bonnie damals für unseren Urlaub in Österreich impfen lassen. Allerdings hat niemand nach unserem EU Heimtierausweis gefragt. Auf keinen unserer bisherigen Reisen. An keiner Kontrolle.
Unsere Tierärztin empfiehlt uns trotzdem eine Impftiterbestimmung. Genauer gesagt wird geprüft, ob Antikörper als Schutz gegen bestimmte Krankheitserreger vorhanden sind.
Die Spiegelhöhe der spezifischen Antikörper gibt einen Hinweis darauf. Da an einem der Beinchen zu wenig Blut rauskommt, muss die Tierärztin auch vom zweiten Beinchen Blut abnehmen. Mein kleiner Hund kommt mit zwei großen Verbänden nach Hause. Außerdem hat mein Mann vor Ort um die 120 Euro bezahlt und erfährt, dass noch circa 65 Euro vom Labor in Rechnung gestellt werden.
Allerdings haben wir Bonnie auch wiegen lassen und ihre Nägel wurden geschnitten. Letzteres geht leider nur mit Maulkorb, obwohl sie sonst eine äußerst sanfte Hündin ist. Des Weiteren hat mein Mann sich zeigen lassen, wo sich der Mikrochip befindet. Auch das ist wichtig. Doch dazu später mehr.
Wir recherchieren nochmal genauer und fragen auch noch einen zweiten Tierarzt nach unserer Tollwutimpfung im Pass. Praktisch ist, dass dieser sich gerade mit Englandreisen sehr gut auskennt.
Unsere Titerbestimmung zeigt, dass Bonnie zwar noch Antikörper in sich trägt. Jedoch befinden sich diese im unteren Bereich, so dass es auf die Kulanz der kontrollierenden Menschen an der Grenze ankommen würde. Wenn ich zwei Tage Koffer gepackt habe, teure Ferienwohnungen bezahlt und bereits seit einem halben Jahr Vorfreude habe, dann möchte ich natürlich auf Nummer Sicher gehen. Doch Bonnies Tollwutimpfung reicht so – ein Punkt der To-Do-Liste ist also abgehakt.
„Es mussten schon Gäste nach Hause fahren, weil sie die falsche Uhrzeit der Bandwurmbehandlung eingetragen hatten“ berichtet uns der zweite Tierarzt.
Sie durften nicht auf die Autofähre mit drauf. Auch habe ich schon von Menschen gehört, welche sich wegen einer fehlenden Impfung entscheiden mussten: Den Hund in Quarantäne geben oder mit Fellnase auf den Urlaub verzichten. Heftig.
Der zweite Tierarzt kennt sich hervorragend aus und was er uns berichtet, deckt sich auch mit unseren neuesten Recherchen zum aktuellen Stand.
Unsere Tollwutimpfung ist laut EU-Heimtierausweis noch gültig. Das zählt. Die eher ungünstige Titerbestimmung lassen wir lieber daheim. Sie wäre gar nicht nötig gewesen. Der Grund dafür ist, dass wir aus Deutschland anreisen. Es gibt jedoch Herkunftsländer, bei denen die Titerwerte vorgelegt werden müssen. Wir machen unserer Tierärztin aber keinen Vorwurf. Sie hat uns ganz offen gesagt, dass sie nicht genau weiß, wie die Regeln für eine Reise nach England sind.
Wichtig ist, dass die Erstimpfung mindestens 21 Tage vor der Einreise stattgefunden hat. Regelmäßige Boosterimpfungen werden anerkannt, solange sie im geforderten Intervall stattgefunden haben. Gut, dass Bonnie zu einer Zeit, als sie noch nicht bei uns gewesen ist, schonmal gegen Tollwut geimpft wurde.
Für die Bandwurmbehandlung muss man sich bewusst vor der Reise Zeit nehmen. Denn hier gilt: Nicht weniger als 24 Stunden und nicht früher als 120 Stunden vor der Einreise.
Es reicht nicht, wenn man das selbst macht. Alle Schritte müssen in einem EU Heimtierausweis von einem Tierarzt eingetragen sein und mit einem Stempel abgesichert sein.
Hier noch einmal eine aktuelle Übersicht, welche zum Zeitpunkt Herbst 2023 nach unserem besten Wissen und unseren Erfahrungen klappt:
- Der EU-Heimtierausweis muss an der Grenze gezeigt werden.
- Dein Hund muss mit einem Mikrochip gekennzeichnet sein.
- Dein Hund war zum Zeitpunkt der Erstimpfung gegen Tollwut mindestens 12 Wochen alt. Die Impfung wurde von einem dazu ermächtigten Tierarzt verabreicht. Die Gültigkeitsdauer der Impfung reicht bis zum Ende der vom Hersteller angegebenen Impfschutzdauer (was bei uns der Fall ist). Dies gilt auch im Falle von Wiederholungsimpfungen. Eine Wiederholungsimpfung gilt als Erstimpfung, sofern diese nicht innerhalb der Gültigkeitsdauer erfolgte. Die Impfung liegt nicht vor dem Zeitpunkt der Kennzeichnung.
- Deine Einreise darf erst frühestens 21 Tage nach Abschluss des vom Hersteller für die Erstimpfung empfohlenen Impfprotokolls erfolgen. Ohne Unterbrechung des Impfzyklus gelten die 21 Tage nur bei der Erstimpfung.
- Darüber hinaus benötigt dein Hund die durch deinen Tierarzt durchgeführte und dokumentierte Bandwurmbehandlung.
- Hunde, die jünger als 15 Wochen sind, dürfen gar nicht einreisen.
- Welpen dürfen seit Anfang 2015 nur noch mit einer gültigen Tollwutimpfung reisen. Außerdem dürfen maximal fünf Hunde auf Urlaubsreisen mitgenommen werden.
Es gibt auch verbotene Hundetypen. Dabei wird empfohlen, lieber nicht mit Fellnasen anzureisen, welche dieser „Rasse“ ähnlich sehen.
Nun, wer einen Blick auf unsere kleine und zarte Bonnie wirft, der wird sehen, dass man sie nicht mit folgenden Vierbeinern verwechseln kann: Pit Bull Terrier, Japanese Tosa, Dogo Argentino und Fila Brazilier.
Obwohl wir nach unserem Empfinden alles richtig gemacht haben, hüpft unser Herz an der Grenze erstmal etwas schneller. Ein äußerst sympathischer junger Brite schaut sich unsere Pässe an.
Als er kurz die Passfotos mit den Gesichtern unserer Kinder vergleicht, fragt er sie, ob sie sich auf den Urlaub freuen. Dann lobt er meinen 11-jährigen Sohn und meint, dass er so redet wie ein englischer Junge. Man würde gar nicht merken, dass er aus dem Ausland anreist. Da bin ich als Mami direkt noch etwas stolzer auf meinen Großen.
Anschließend prüft der freundliche junge Brite kurz den EU-Heimtierausweis von Bonnie. Es fühlt sich so an, als wenn er routinemäßig alles recht schnell überfliegt. Daraufhin gibt er uns die Dokumente zurück und wünscht uns einen schönen Urlaub.
Wir haben es geschafft. Freudig fahren wir mit unserem Auto auf das riesige Fährschiff. Leider müssen wir Bonnie allein im Wagen lassen. Gut, dass sie vorher nochmal etwas laufen konnte. Des Weiteren hat sie ihr Geschäft vorher erledigt und etwas gegessen und getrunken.
Anderthalb Stunden dauert die Fahrt. Dann sehen wir sie. Die berühmten Kreidefelsen von Dover. Majestätisch bilden sie eine hellweiße und über hundert Meter hohe Kliffküste. Als eine Art Wahrzeichen der britischen Küstenlinie am Ärmelkanal entlang der Straße von Dover. Anfangs gehen wir nach draußen und später genießen wir auf dem Schiff einen Regenbogenkuchen, Muffins und Kekse. Es gibt reichlich Snacks zur Auswahl und einen größeren Duty-free-Shop, als vorher erwartet.
Zurück im Auto finden wir eine etwas aufgewühlte, aber glückliche Hündin vor. Ihre Familie ist endlich wieder da. Werden wir jetzt nochmal kontrolliert? Wo genau?
Müssen wir diesmal den Mikrochip suchen und zeigen? Kann noch etwas schief gehen? Nein, wir müssen nicht mehr unsere Pässe zeigen. Es fragt auch niemand, wo sich der Mikrochip befindet. Wir können an allen Kontrollstationen einfach so vorbeifahren.
Juhu. Wir schauen Bonnie an und rufen laut und begeistert: „Yeaa. Wir haben es mit dir über die Grenze geschafft. Jetzt fängt der gemeinsame Urlaub mit dir an, du süßes Fellbaby.“
Bonnie ist – nachdem sie häufig hin und hergereicht wurde – bei einer etwas verrückten Familie gelandet. Aber bei einer, die auch verrückt nach ihr ist.
Jetzt brauchen wir nur noch 40 Minuten Fahrzeit bis zu unserer Unterkunft. „Ich würde hier vor Stress nur heulen und schreien“ verkünde ich lachend meiner Familie. Denn ich fahre unter normalen Umständen bereits eher unsicher Auto. In einem fremden Land links fahren und sich dann noch zurechtfinden? Gut, dass Pierre das Spaß macht.
In unserer ersten Ferienwohnung spüren wir sofort, dass wir im Land der Hunde angekommen sind. Die Vermieterin beugt sich erstmals zu Bonnie runter und redet mit ihr wie zu einem kleinen Kind. Eine große Box voller Hundekekse steht bereit. Außerdem Näpfe in verschiedenen Größen.
Später stellen wir fest, dass es viel mehr Hunde gibt, als in Deutschland. Aber wesentlich seltener Hundekot am Rand. Obwohl die Vorgärten oft wilder sind, was ich sympathisch finde.
Wenn du eine Unterkunft wählst, dann schau unbedingt vorher, ob sie Hunde erlauben. Man kann sich auch über nötige Haustierrichtlinien informieren.
Viele Urlauberinnen und Urlauber nehmen auch eine kleine Reiseapotheke für Ihren Hund mit. Außerdem Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel und Medikamente für Notfälle.
Manche notieren auch vorher schon die Kontaktdaten eines Tierarztes in der Nähe Ihres Urlaubsortes. Meist werden Hunde in England an der Leine geführt.
Toll ist, dass wir ab dem 1. Oktober 2023 am Strand in Littlestone sind. Denn zu Beginn des Herbstes dürfen Fellnasen auch unten am Strand und am Wasser laufen. Wir haben Glück mit dem Wetter und erleben England sonniger und wärmer, als vorher gedacht.
Einige Hunde frieren schnell. Da das Wetter in England auch ziemlich wechselhaft sein kann, sind mögliche Regenmäntel und wärmende Decken ebenfalls praktisch.
Es gibt auch viele tierfreundliche Restaurants und Cafés. Damit man nicht wieder zurückfahren muss, bietet es sich an, vorher kurz nachzufragen. Bis auf ein türkisches Restaurant in Dover finden wir ausschließlich Gasthäuser mit einem großen Herz für Hunde. Gut, dass ich alles für die Fellpflege dabei habe, denn in der zweiten Unterkunft bringt Bonnie stachelige Disteln mit, welche in der Nähe ihres Mauls kleben.
Außerdem erleben wir in der zweiten Ferienwohnung in Shoreham noch etwas Besonderes. Uns wird angeboten, dass Bonnie bei der Gastgeberfamilie und deren Hunden bleibt. Damit wir ungestört durch London laufen können und Ausflüge bequemer klappen.
Während wir unterwegs sind, kriegen wir Nachrichten aufs Handy: „Bonnie geht es gut. Sie ist schon Gassi gegangen und schläft jetzt ein bisschen.“ Toll.
Bei einem Spaziergang zum Restaurant kommt ein Einheimischer rüber, um uns zusammen mit seinem Hund zu begrüßen. Dabei widmet er sich ausgiebig Bonnie und redet sanft zu ihr. Generell freuen sich viele Briten sehr darüber, dass wir in ihrem Land Urlaub machen.
„Ihr seid aus Deutschland extra nach Kent gekommen?“ fragt jemand anders freudig. Dann möchte er die Gründe dafür wissen. Nun, was definitiv für Großbritannien spricht, das ist das Herz für die Hunde. Wenn man es dann einmal über die Grenze geschafft hat.
Mehr von unserem Englandurlaub und unseren Ausflügen gibt es in einem späteren Blogbeitrag.
Elischeba
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Oh, der Artikel, auf den ich gewartet habe. Okay, es ist tatsächlich etwas „komplizierter“, aber definitiv machbar!
Danke vielmals dafür.
Autor
Ja, einfach vorher genug Zeit nehmen und darauf achten, nichts zu vergessen. 🙂
Ich bin gegen die Impfung bei Hunden. Sonst würde ich auch gerne mal nach England.
Autor
Hey Annette, das kann ich sehr gut verstehen. Es gibt ja auch viele andere schöne Urlaubsländer.
Ehrlich gesagt wäre ich nicht auf die Idee gekommen, nach England zu reisen. Bilder sehen aber gut aus.