Oman verbinde ich mit starken Emotionen. Auf der arabischen Halbinsel verliebe ich mich in menschenleere Strände und rustikale Felsketten. Dann breche ich mir im Wadi Shab den Arm. Nachdem ich im regenwassergefüllten Flusslauf auf glitschigen Steinen ausrutsche, muss ich im Kims Oman Hospital operiert werden.
Bereits auf der Taxifahrt zum Wadi Shab leuchten meine Augen. Der warmherzige Fahrer erzählt uns von den modernen und weltoffenen Menschen. Während unserem Gespräch werfe ich meine Blicke auf riesige Felsen, die in der Sonne goldfarben schimmern.
Wir fahren am tiefblauen Ozean vorbei. Du findest im Oman verträumte Oasen, weite Wüsten und kilometerlange Strände. Menschenleer und malerisch.
Wie das Wetter in Deutschland ist, möchte der Fahrer wissen. Kalt und regnerisch, antworte ich. Während ich ein luftiges Sommerkleid in Pink trage und die Sonne mir ins Gesicht lacht.
Endorphine durchströmen meinen Körper. An der Landschaft kann ich mich nicht satt sehen.
Nach knapp zwei Stunden Fahrt steigen wir in bunte kleine Boote und fahren auf die andere Seite des Flusses. Nun liegen circa 50 Minuten Fußweg bis zum Wassereinstieg vor uns.
Wir klettern über helle Steine, gehen an Palmen vorbei und schauen auf türkisfarbene Flüsse. Als der Weg nur durchs Wasser weitergeht, ziehe ich meine festen Schuhe aus und wechsele zu Flip Flops.
Robuste Badeschuhe sind besser geeignet. Hab ich aber leider nicht dabei.
Am Ziel angekommen schaue ich staunend auf die bildschöne Lagune. Paradies pur!
Rasch schlüpfe ich unter einem Handtuch in meinen Bikini. Dabei freue ich mich auf die kühle Erfrischung.
Doch dann passiert es. Plötzlich. Ich rutsche barfuß auf glitschigen Steinen aus. Auf den feuchten Algen fliege ich mit voller Wucht hin.
Mir schießen Tränen ins Gesicht. Mein linker Oberarm tut so wahnsinnig weh.
Weißt du, was noch schlimmer ist, als der stechende Schmerz?
Der Blick auf meine Hand, die nicht mehr fest am Arm verankert war, sondern halb runter hängt. Ich erschrecke mich wahnsinnig und ekele mich vor meinem eigenen Körper. Ich kann gar nicht hinschauen.
Schnell wird mir bewusst, dass das nicht schnell verheilt.
Als mir schwindlig wird, führe ich mir immer wieder den gleichen Satz vor Augen: Bleib stark. Deine Kinder brauchen dich.
Trotzdem habe ich Glück im Unglück: Ein deutscher Assistenzarzt ist mit seiner Familie zur gleichen Zeit vor Ort. Mit seiner ruhigen Art gibt er mir Sicherheit.
Außerdem hat er einen Verbandskasten dabei und gibt dem Fotografen aus unserer Gruppe Anweisungen. Er erklärt ihm, wie wichtig es ist, den Verband richtig fest zu binden und meinen Arm zu stützen.
Martin Helmers holt rasch einen Stock und freut sich darüber, dass er mal Pfadfinder war und nicht zum ersten Mal erste Hilfe leistet.
Auf einer Skala von eins bis zehn soll ich sagen, wie groß meine Schmerzen sind.
„Nicht so schlimm wie eine Geburt“ lächele ich. Aber trotzdem heftig.
Eine fremde Frau bietet mir Schmerztabletten an, die ich hastig und dankbar entgegen nehme. Es gibt tolle Menschen auf der Welt.
Das Problem: Für den Rückweg müssen wir nochmal ne knappe Stunde auf glitschigen Steinen zum Boot laufen.
Dann fast zwei Stunden mit dem Auto zu unserem Schiff. Der Fotograf stützt mich. Der Rest unserer Gruppe trägt abwechselnd meinen Rucksack.
Auf AIDA (Werbung, da Edutainer Assistenten Job) begrüße ich den Schiffsarzt mit den Worten, dass ich gefallen bin. Aber unbedingt auf dem Schiff bleiben möchte.
Er soll mich bitte nicht alleine ins Krankenhaus schicken, während AIDA den Hafen „Maskat“ verlässt.
Ob ich hier einen Gips bekommen kann, möchte ich wissen.
Für die Röntgenaufnahmen muss ich meinen Arm drehen. Was höllisch weh tut. Dann der Satz, den ich nicht vergesse: Es ist ein komplizierter Bruch. Da reicht kein Gips.
Mein Arm muss operiert werden. So schnell wie möglich. Im Ausland. Weil das Schiff gleich ausläuft, muss ich rasch Koffer packen.
Nachdem ich mein Visum erhalte, werde ich ins Kims Oman Hospital gefahren. Dort angekommen bin ich die einzige blonde Frau. Außer mir gibt es keinen Patienten aus Europa.
Beruhigt stelle ich fest, dass sich das Krankenhaus in einem hervorragenden Zustand befindet. Der weiße Boden ist so sauber, dass er bereits von weitem glänzt. Herzliche indische Krankenschwestern kümmern sich um mich.
Dann erfahre ich, dass ich in zwei Tagen operiert werde. Ich möchte schnell wieder aufs Schiff. Das entfernt sich von Tag zu Tag mehr vom Oman. Der Arzt geht auf mein inständiges Betteln ein: Die Operation wird vorgezogen.
Direkt am nächsten Tag. Um sieben Uhr morgens. Was mir die Nacht leichter macht: Dass die Schwestern so herzlich sind. Die Ärzte lustig, sympathisch und gut ausgebildet.
Am schlimmsten sind die Minuten direkt vor der Operation.
Ich liege in einem fremden Land auf einem eiskalten Operationstisch in einem kühlen Raum.
Dann bekomme ich zwei Spritzen in den Hals. Das Atmen fühlt sich metallisch an.
Wenige Minuten danach schlafe ich ein. Wache zwei Stunden nach der Operation in meinem Zimmer auf und erfahre, dass alles gut gegangen ist.
Anschließend fährt mich eine Krankenschwester mit Kopftuch im Rollstuhl zum nächsten Arzt. Dabei geht sie mit der Hand durch meine Haare. Sie lächelt sanft und schwärmt von meiner wunderschönen Haarfarbe.
Moslems lerne ich im Oman als sehr tolerante Menschen kennen. Das bestätigt auch die Aussage des Taxifahrers. Dass im modernen Oman alle Konfessionen willkommen sind. Finde ich gut.
Was sich in die Länge zieht, ist die Frage der Bezahlung. Da ich keine Kreditkarte dabei habe – lediglich eine schriftliche Bestätigung der Kostenübernahme meiner Krankenkasse. Erst als ein Mitarbeiter aus Deutschland im Oman anruft, erfahre ich, dass ich nun „freigestellt“ bin.
Der Flug am nächsten Morgen ist inzwischen ausgebucht. Also muss ich nach meiner Operation um 23 Uhr 30 Koffer packen. Und um zwei Uhr morgens nach Abu Dhabi fliegen.
In meinem Körper trage ich Schrauben und Schienen von der Operation. Ein Andenken aus dem Oman.
Und das schöne Land mit den lieben Menschen ewig in meinem Herzen.
Bis bald,
Elischeba
Auf meinem YouTube Kanal ElischebaTV gibt es meinen passenden Film über unseren Landgang in Salalah und den Ausflug ins Wadi Shab mit seinen Folgen:
Fotos: Elischeba Wilde und Martin Helmers
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Boa wie krass. Das tut mir leid.
Mal ne andere Frage: Kann man auch mit Kindern in den Oman reisen?
Autor
Ist inzwischen schon besser, Dankeschön.
Genau das recherchier ich gerade, weil ich unbedingt nochmal hin möchte. Auf Mallorca hat es mich genervt, dass am Strand JEDER Deutsch gesprochen hat. Bei schönem Wetter war alles voll gequetscht – eine Liege neben der anderen.
Preisgünstige Kinderhotels mit deutscher Animation kannst du sicher nicht bekommen. Dafür herrliche Landschaften, viel Sonne, Platz für dich, Erholung, spannende Kultur und warmherzige Menschen.
Wenn deine Kinder den Strand lieben, gern schnorcheln und nicht unbedingt einen Mini Club brauchen, dann passt der Oman perfekt. Ist aber wesentlich teurer als zum Beispiel Hurghada.
Wow, du siehst selbst im Krankenhaus noch blendend aus. Spannend, hinter die Kulissen zu schauen.
Autor
Oh, Dankeschön!
Puh, heftig. Aber die Fotos am Anfang sind wunderschön, scheint eine tolle Gegend zu sein.
Autor
Ja, ein traumhaft schönes Land!
Gute Besserung
Autor
Vielen herzlichen Dank!
Gute Besserung!
Autor
Besten Dank, lieber Norbert.
Gute Besserung.
Autor
Vielen lieben Dank – ich war heute in Deutschland nochmal beim Arzt – hatte ich auf Instagram in den Kommentaren beschrieben.
Schrecklich! Gute Besserung.
Mich interessiert es auch sehr, wie AIDA mit Kindern ist.
Unsere sind 3, 6 und 8. Sind leider auf die Schulferien angewiesen.
Autor
Danke. Es gibt (unter anderem) einen netten Kinderclub und ein cooles Hallenbad mit Spielecken. Vielleicht probiere ich mal eine Tour mit Kids aus und werde selbstverständlich darüber berichten.
Wie kann man selbst mit Armbruch noch so fantastisch gut aussehen?
Gute Besserung. Inzwischen wieder alles in Ordnung am Handgelenk?