Eine Hebamme erzählt mir – knapp acht Jahre nach der Geburt unseres Sohnes – wie umstritten „Cytotec“ ist. Das Medikament für den Magen wird eingesetzt, um Wehen zu fördern.
Ich habe im Krankenhaus drei Tabletten geschluckt, als ich ungefähr eine Woche über dem Entbindungstermin lag. Dabei habe ich Glück gehabt. Aber das ist nicht immer so. Deswegen möchte ich werdende Mütter warnen.
Hier ist der komplette Erfahrungsbericht der Geburt meines ersten Kindes.
Cytotec ist ein Magenmedikament. Zufällig wurde entdeckt, dass es Wehen fördert.
Fast acht Jahre nach der Geburt erzählt mir eine Hebamme, dass der Hersteller im Beipackzettel vor starken Nebenwirkungen für Schwangere warnt.
Dazu zählen abnorme Kontraktionen der Gebärmutter, Uterusruptur, Tod des Fetus und schwere Geburtsschäden.
Dann erzählt mir die Hebamme von folgendem Fall:
Eine Schwangere war über dem Termin und hatte wenig Fruchtwasser.
Um zehn Uhr hat sie das erste Mal 25 Mikrogramm Cytotec erhalten. Vier Stunden später die nächste Dosis. Diesmal 50 Mikrogramm.
Obwohl sie um 18:20 Uhr bereits Wehen hat, erhält sie nochmal 50 Mikrogramm Cytotec.
Nach einem Notkaiserschnitt musste der Sohn der Frau beatmet werden.
Aufgrund eines schweren Gehirnschadens. Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich erfahre, dass ihr Sohn heute genauso alt ist wie meiner.
Allerdings trägt ihr Sohn noch Windeln, kann nicht sprechen und wird niemals ein eigenständiges Leben führen.
Der Gutachter hat bestätigt, dass Cytotec den Wehensturm und somit auch den Gehirnschaden verursacht hat.
Das tut mir unendlich leid. Ich habe ebenfalls Magentabletten erhalten, um die Geburt einzuleiten.
Auch wenn alles gut gegangen ist, waren es grauenvolle Stunden.
Ich sage Leon heute offen, dass die Geburt nicht schön war. Sofort füge ich hinzu, dass sich für ihn alles gelohnt hat. Ich habe einen wunderbaren Sohn!
Aber von vorne. Der Chefarzt erklärt mir, dass ich ein außergewöhnlich großes Baby in mir trage.
Mit ernstem Gesicht erklärt er mir, dass es gefährlich ist, zu lange zu warten. Wenn ich eine Woche über dem Entbindungstermin bin, sollten wir mit damit starten, einzuleiten.
Immerhin kann es trotz Tabletten noch eine Woche dauern, bis es losgeht.
Nach zwei Wochen muss das Kind raus, so die Worte des Arztes.
Ein Grund: Der Mutterkuchen (die Plazenta) kann danach seine Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen.
Dann erfahre ich, dass ich Magenschutzmittel erhalte. Diese können Wehen fördern.
Da das Medikament dafür offiziell nicht zugelassen ist, muss ich unterschreiben, dass ich einverstanden bin.
Drei Tabletten nehme ich, bis die Wehen starten. Eine morgens, eine mittags und eine gegen Abend.
Meine Wehen sind schnell und heftig. Drei Jahre später sind meine Wehen natürlich und fühlen sich erträglicher an, als die, welche im Mai 2012 künstlich eingeleitet werden.
Erst bekomme ich eine PDA und später über einen Tropf Mittel, welche Wehen fördern.
Ein Wehentropf ist furchtbar! Irgendwann habe ich keine Kraft mehr – die Wehen sind zu heftig und zu schnell hintereinander, um mich zu erholen.
Aufgrund eines Geburtsstillstandes wird Leon mit der Saugglocke geholt. Ist es ein Dammriss oder ein Schnitt? Es fließt viel Blut. Danach muss eine Menge genäht werden – tagelang habe ich noch Schmerzen.
Ich bin froh, als wir es geschafft haben. Regelmäßig kommen Ärzte ans Krankenbett, die mir dazu gratulieren, dass ich ein 4.810 Gramm schweres Kind auf natürliche Weise auf die Welt gebracht habe.
So natürlich war es nicht. Neueste Studien und Erfahrungsberichte über Cytotec zeigen mir, dass wir mehr Glück als Verstand hatten.
Ich bin weder eine Hebamme, noch eine Frauenärztin. Auch habe ich nicht Medizin studiert. Ich möchte euch mit diesem Artikel darum bitten, dass ihr die Einnahme von Cytotec kritisch hinterfragt.
Meine Geburt war nicht schön. Ich habe Glück gehabt, denn Leon und ich haben langfristig keinen Schaden genommen.
Aber es gibt zahlreiche andere Fälle. Und diese müssen geteilt werden!
Liebe Hebammen und Ärzte: Schreibt mir gern im Kommentar, was Mütter alternativ machen können, die ein großes Kind erwarten und eine Woche über dem Entbindungstermin liegen.
Welche sind die besten Ansprechpartner? Wo können Schwangere gute Hilfe erhalten? Welche Rechte haben sie im Krankenhaus?
Ich danke euch herzlich dafür!
Eure Elischeba
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Puh, das ist ja heftig. Gut, vorher zu wissen! Danke für den Beitrag
Autor
Ja, find ich auch schrecklich. Sehr gern.
Eine Woche drüber ist gar nicht schlimm, ich war 13 Tage drüber. Alles gut. Aber meine Tochter war „nur“ 2.450 g schwer.
Autor
Emily kam auch ohne Einleitung auf die Welt. Besser gesagt: Am 14. Februar 2015 sollte ich um 9 Uhr im Krankenhaus sein, um die erste Tablette zu schlucken. Genau um diese Zeit ist sie auf natürliche Weise auf die Welt gekommen. Eine Traumgeburt!
Warten. Einfach warten. Jedes Kind braucht seine Zeit und die Plazenta versagt nicht irgendwann ganz plötzlich. Und innerhalb ein paar Tagen bis ein oder zwei Wochen wird das Kind auch nicht noch Gott weiß wie viel zunehmen. Das wird zwar gern behauptet, aber nur um die Geburt zu beschleunigen. Alles Marketing. Deshalb gehen heute viele Frauen auf Hausgeburt. Gut betreut ist sie genau so sicher (laut neuesten Studien sogar sicherer) wie eine Geburt im Krankenhaus. Wir haben aktuell eine 95%ige Interventionsrate! Und über 30% an Kaiserschnitten obwohl maximal 15% empfohlen werden von der WHO! Schaut man sich unsere Nachbarn aus den Niederlanden an, weiß man, es ginge besser.
Autor
Für eine Hausgeburt fehlt mir der Mut 🙂 …. außerdem war ich – vor allem wegen der Größe meines Kindes – sehr glücklich über die PDA. Warten fällt mir schwer – aber im Nachhinein wäre es sicher der bessere Weg gewesen.
Hmm…. ich hatte auch Tabletten bekommen, kann es sein, dass es noch andere Firmen gibt? Ich meine, dass der Name nicht „Cytotec“ war …. irgendwas mit „M“ am Anfang … hast du ne Idee???? Waren aber ganz sicher auch Magentabletten! Das hatte der Doc uns erklärt.
Autor
Bestimmt gibt es ähnliche Hersteller. Wenn du unsicher bist, kannst du sicher in deinem Krankenhaus, in dem du entbunden hast, anrufen und fragen, ob du Einblick in deine Akte erhalten kannst.
Ich habe leider auch eine traumatische Erfahrung mit Cytotec. Hatte direkt nach der ersten Einnahme von 50 mg eine Dauerwehe und sofort war ein Notkaiserschnitt nötig gewesen, weil mein Baby sich nicht erholen konnte. Zum Glück war mein Sohn kerngesund, aber es hätte auch anders kommen können. Sofort von 0 auf 100, hatte zuvor keinerlei Wehen gehabt und dann ein Szenario wie im Film. Habe sehr lange Zeit gebraucht, um die Geburt zu verarbeiten.
Ich würde, wenn dringend nötig, bevorzugt eine breiter angewendete Einleitungsmethode empfehlen.