Nach einem Herzinfarkt empfehlen Kardiologen eine medizinische Reha. Pierre ist für vier Wochen in der Fachklinik Bad Bentheim in Niedersachsen.
Die Patienten machen Sport, lauschen Fachvorträgen und lernen, ein gesünderes Leben zu führen. Ich bin mit den Kindern allein zu Hause und bekomme neuen Respekt vor Alleinerziehenden.
Was für eine Klinik ist das genau, in welche mein Mann geht? Nun, die Rehaklinik Bad Bentheim ist eine Rehabilitationsklinik, die sich im Bundesland Niedersachsen befindet. Sie ist auf die Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates spezialisiert. Insbesondere nach Operationen oder Verletzungen sowie bei chronischen Schmerzen. Oder im Falle meines Mannes: nach einem Herzinfarkt mit der Setzung von Stents. Hier poste ich ein älteres Bild von unserem Urlaub auf Jamaika und schwelge in Erinnerungen an eine Zeit, als wir noch nicht an solch ein schreckliches Erlebnis gedacht haben.
Nun, zurück zur Klinik. Sie ist sehr schön gelegen, was ich für das Wohlbefinden wichtig finde. Außerdem verfügt sie über eine moderne Ausstattung und wirkt auch modern. Sie bietet generell eine Vielzahl von Therapieangeboten. Darunter Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Sporttherapie, Psychologie und Sozialberatung. Das Thermalbecken finde ich äußerst angenehm und heilend – auch für Gäste mit Hautkrankheiten. Darüber hinaus stehen den Patienten verschiedene medizinische Einrichtungen wie ein Fitness- und Trainingsbereich und eine Sauna zur Verfügung.
Die Rehaklinik Bad Bentheim hat eine Kapazität von 240 Betten und bietet eine umfassende Rehabilitation für Patienten aller Altersgruppen an. Des Weiteren legt die Klinik großen Wert auf eine individuelle Betreuung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal. Denn die Patienten sollen schließlich schnell wieder gesund werden und wieder in den Alltag integriert werden. Nun geht es weiter – mit unseren persönlichen Erfahrungen.
Wenn du stark sein musst, dann ist das so. Das Leben fragt dich nicht, ob du bereit dafür bist.
Hier liest du meinen Artikel über den Herzinfarkt und die erste Woche danach.
9. Februar 2020
„Na, so ein Bett wollt ihr bestimmt auch zu Hause haben,“ sage ich lachend zu unseren Kindern.
Wir besuchen Pierre ein Wochenende in der Fachklinik Bad Bentheim. Mit Essen kostet uns die Nacht circa 120 Euro.
Per Knopfdruck fahren sie sein Bett hoch und runter. Dann verstellen die Kids seine Liege so, dass sie ähnlich wie im Stuhl aufrecht sitzen. So etwas Spannendes gibt es schließlich nicht in unseren Hotels.
Als ich mich auf der Kardiologie bei einer älteren Dame für die Lautstärke entschuldige, lächelt sie. „Ich habe zwei Enkel in dem Alter“ erwidert die Patientin mit leuchtenden Augen.
In der Klinik treffen wir auf Kinder, die ihre Mütter mit Hautdiagnosen begleiten. Wir dürfen – während unseres Besuchs – mit anderen Familien in einem separaten Raum für Eltern mit Kindern essen. Pierre hat uns bereits vorher erzählt, dass das Essen hier ganz gut schmeckt.
In dem Haus für Herzpatienten gibt es sonst keine Kinder. Jedes Mal, wenn ich Gästen erzähle, dass die Wildfänge nur eine Nacht zu Besuch sind, berichten mir ältere Patienten begeistert von ihren Enkeln. Dabei stelle ich fest: Kleiner Besuch tut der ganzen Etage gut.
Anfangs wurde Pierre eine Reha für drei Wochen verschrieben. Vor Ort hat er eine Verlängerung erhalten – das passiert häufig nach einem schweren Herzinfarkt.
Pierre hat bisher zuerst an andere und dann erst an sich selbst gedacht.
Hier in der Klink dreht sich alles um ihn. Er spürt, wie gut ihm das tut. Zeit nur für sich. Denn beim Kümmern um andere hat er sich selbst häufig vergessen.
Pierre freundet sich in Bad Bentheim mit einem Patienten an, mit dem er sich häufig verabredet und Schach spielt. Außerdem wird er abends von Freunden besucht.
Ich bin erfreut darüber, wie viel Spaß Pierre an Sport bekommt. Spazierengehen im Wald, Schwimmen in der Thermalsole oder Training auf dem Ergometer – Bewegung ist wichtig fürs Herz. Außerdem nimmt er jede Woche etwas ab – was für ein schöner Erfolg!
Bei einem Vortrag erfährt Pierre, dass ein Viertel der Patienten den Herzinfarkt nicht überleben.
Auch bei Pierre war es verdammt knapp. Das lag an der ersten Fehldiagnose vom Arzt, der ihn mit der Diagnose „eingeklemmter Nerv im Rücken“ nach Hause geschickt hat. Später hat die Krankenschwester ihn 45 Minuten warten lassen, als er am frühen Nachmittag erneut in die Notaufnahme gefahren ist.
Davon hatte ich euch hier erzählt. Pierre zeigt auf und berichtet der Gruppe von seiner Erfahrung. Der Kardiologe antwortet, dass man bei unklaren Symptomen unbedingt Blut abnehmen muss.
Bei einem Verdacht auf einen Herzinfarkt reicht ein EKG allein nicht aus. Als Pierre am 1. Januar 2020 das erste Mal in die Notaufnahme gefahren ist, wurde kein Blut abgenommen.
Das Leben hat Pierre eine zweite Chance gegeben. Er nutzt sie gut.
Auch als er uns an den Wochenenden besucht, macht er Sport.
Trotz Platzregen und Sturm möchte er spazieren gehen. Wenn du einen Herzinfarkt hast, dann fühlt sich das so an, als wenn du stirbst. Diese Todesangst prägt.
Wenn du den Herzinfarkt überlebst, dann kriegst du einen enormen Willen, etwas für dich zu tun.
An einem Wochenende – an dem Pierre uns besucht – werden wir von Freunden in ein All you can eat Buffet-Restaurant in Münster eingeladen. Pierre hält sich zurück und macht am nächsten Tag bewusst mehr Sport. Ich bin stolz auf ihn.
Die Zeit zu Hause – alleine mit den Kindern – ist intensiv. Wir wachsen enger zusammen.
An manchen Tagen bin ich abends erschöpft. Das erkläre ich meinen beiden Kindern offen. Leon spürt, dass ich traurig bin, wenn ich zwei Tage hintereinander das gleiche – einfache – Essen serviere.
„Wir hatten Gurkenstückchen und Kohlrabi vor den Nudeln, das sind tolle Vorspeisen!“ schwärmt er. „Schmeckt es wirklich, oder möchtest du mich aufmuntern, Leon?“ frage ich lächelnd.
Die Kinder wissen, dass Papa besser kocht als Mama. Was ich spüre: Ich werde trotzdem sehr gebraucht und von ihnen über alles geliebt. Das tut gut!
Heute kommt Pierre nach Hause. Die Kinder drücken es so aus: Ab jetzt ist Papa wieder für immer da. Wie schön! Wir bekommen ein Stück vom alten Leben zurück.
Eure Elischeba
Hier noch ein paar Tipps für alle, die ebenfalls eine Reha in Bad Bentheim vor sich haben und für die Wochenenden Ausflüge planen möchten:
Falls ihr während eurer Kur einen Tapetenwechsel wünscht und fit genug für einen Ausflug seid, möchte ich euch ein paar Tipps geben: Bad Bentheim ist ein moderner Kurort mit historischem Hintergrund und bietet somit ein nettes Angebot.
Ihr könnt tolle Spaziergänge in der Natur genießen, die Landschaft mit dem Fahrrad entdecken und die beliebte Burg Bentheim besichtigen. Sie ist die größte Höhenburg Nordwestdeutschlands und wurde erstmals 1050 erwähnt. Im Besitz der Grafen und Fürsten zu Bentheim und Steinfurt befindet sie sich bereits seit fünf Jahrhunderten. Übrigens gilt sie als eine der größten und schönsten Burganlagen Nordwestdeutschlands. Sie ist außerdem das Wahrzeichen der Stadt Bad Bentheim.
Bereits von weitem bietet sie einen besonderen Anblick und ist ein Foto wert. Falls ihr etwas mit Kindern unternehmen möchtet, kann ich euch den Tierpark Nordhorn empfehlen. Wir waren zwar noch nicht persönlich dort, aber Freunde haben uns diesen Ausflug sehr empfohlen. Außerdem gibt es ein Sandsteinmuseum und das Museum am Herrenberg.
Du hast jemanden in deiner Familie, der einen Herzinfarkt hatte oder hast selbst diese traurige Erfahrung gemacht? Hoffentlich kann ich dir mit meinen folgenden Videos zeigen, dass du nicht alleine bist und dir Mut machen:
Für alle von euch, die auf diesen Artikel gelangt sind, da jemand in der Familie oder im Freundeskreis einen Herzinfarkt hatte, möchte ich noch ein paar allgemeine Tipps für die Zeit danach geben:
Es ist völlig normal, dass ein Herzinfarkt ein lebensveränderndes Ereignis ist, welches erstmal das gesamte Umfeld belastet und in große Sorge versetzt. Deshalb kann es schwierig sein, sich an die neue Realität zu gewöhnen. Doch es gibt viele Schritte, die helfen. Bitte nehme dir Zeit. Das gilt auch für euch als ganze Familie. Geduld ist absolut nicht meine Stärke, aber die wird jetzt von allen Seiten gebraucht. Bitte googelt nicht zu viel auf Seiten, die eher Angst machen, als euch helfen. Übertriebene Angst ist absolut kontraproduktiv und ungesund.
Mein Mann hat nicht geraucht. Gemäß seinem Kardiologen steht der Hinweis für Raucher an oberster Stelle: aufhören zu rauchen! Alkohol bitte nur in Maßen genießen (zum Beispiel ein Glas Rotwein die Woche). Ein weiterer Tipp vom Kardiologen meines Mannes: bewegen, bewegen und nochmal bewegen. Keine Sorge, das muss nicht schweißtreibend sein. Meinem Mann wurden Spaziergänge empfohlen. Frage sicherheitshalber gerne deine Ärztin oder deinen Arzt, welche Art von Sport zu dir passt. Leichte bis moderate Übungen wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen sind empfehlenswert.
Möglicherweise war Stress ein Punkt, der zu deinem Herzinfarkt geführt hat. Deswegen solltest du zu viel Druck möglichst vermeiden. Es ist jedoch auch möglich, Stress abzubauen. Das kann zum Beispiel durch Meditation, Yoga, tiefes Atmen oder andere Entspannungstechniken erfolgen. Ich bin ja nicht so der Fan von großen Bergen an Medikamenten der Schulmedizin. Doch mein Mann nimmt das, was er verschrieben bekommen hat, trotzdem ein. Allerdings hoffe ich sehr darauf, dass er die Dosis in der Zukunft in Absprache mit seinen Ärzten verringern kann. Ich möchte zur Dosierung der Medikamenten hier auf meinem Blog auch keinen Tipp geben, außer dass ihr vielleicht langfristig auch mal eine weitere Meinung von Fachleuten einholt.
Meinem Mann hat es geholfen, nach seinem Herzinfarkt mit einem ebenfalls Betroffenen aus einer Facebook Gruppe zu telefonieren. Es gibt auch Selbsthilfetreffen. Denn im Freundeskreis magst du vielleicht der Einzige sein, der einen Herzinfarkt hatte. Bei uns ist dies bei den unter 55-jährigen der Fall. Versuche Zucker, verarbeitete Wurst aus dem Supermarkt oder ungesunde Fette zu reduzieren. Wichtig ist das gesunde Maß. Wer wie ein Asket lebt, mag weniger Lebensfreude haben. Frage dich, was dich entspannt und was dir guttut. Entwickele eine achtsame Fürsorge dir selbst gegenüber. Auch Angehörige brauchen möglicherweise Hilfe, um mit dem Schock und den Ängsten leben zu lernen.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Sehe jeden Tag als Geschenk. Denn jeder Moment ist kostbar. Feier das Leben und schaue positiv in die Zukunft. Ihr könnt es schaffen!
Elischeba
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Bei all deinen Artikeln rund um den Herzinfarkt habe ich immer so eine Gänsehaut. Ich fühle richtig mit.
Alles Liebe und Gute weiterhin für eure süße Famile!
Autor
Oh, ganz lieben Dank, Elke!
Ein Bekannter von mir hat auch eine Reha nach einem Herzinfarkt mitgemacht und jetzt quatscht er uns ständig mit Gesundheits-Tipps voll. Ist aber auch schön zu sehen, dass er so stark abgenommen hat und jetzt mehr für sich tut. Sogar das Rauchen hat er aufgehört.
Autor
Toll, dass er mit dem Rauchen aufgehört hat. Bei den Risikofaktoren steht Rauchen ganz weit oben.
Schön, dass er so inspiriert wurde!
Alles Liebe von Elischeba
„Wenn du stark sein musst, dann ist das so. Das Leben fragt dich nicht, ob du dafür bereit bist.“
Kann ich aus eigener Erfahrung so unterschreiben 🙁
Toller Artikel, der Mut macht!
Autor
Ja, so ist das Leben. Ganz vielen Dank für dein Feedback und auch dir alles Gute.
2020 ist auch nicht unser Jahr. Schön, bei dir zu lesen. Trotz allem strahlst du Optimismus aus und ich finde eure Familie irgendwie total süß! Hoffentlich geht es bald noch mehr bergauf bei euch.
Autor
Oh, ganz lieben Dank! Kurz nachdem du den Kommentar geschrieben hast, kam der Lockdown …. hoffentlich alles gut bei euch?
Pierre geht es deutlich besser.
Liebe Grüße von Elischeba
Hallo Elischeba,
mein Opa muss da bald auch hin und dein Artikel hat uns Mut gemacht. Vielen Dank dafür!
Viele Grüße von Josi
Autor
Hallo liebe Josi,
oh dann wünsche ich deinem Opa von Herzen eine angenehme Zeit und gute Besserung!
Elischeba
Ein Klasse Beitrag und ich kann immer nur zustimmen. Eine gute Reha, Essen was schmeckt und die richtigen Menschen die einen begleiten sind das wichtigste. Den „eingeklemmten Nerv“ kenne ich auch seit 22.2.2020 und nach dem Überleben ist der eigene Wille unschlagbar. Vorausgesetzt das Team bei der Reha hat seinen Job richtig gut gemacht. Ich hab heute sogar noch Kontakt zu der einen oder andern Person.
Danke für deinen Bericht und zu sehen, dass es nicht nur mir so ging.
LG Marco
Autor
Hallo Marco,
das freut mich sehr, dass ich mit meinem Bericht helfen konnte und ich wünsche dir von Herzen weiterhin alles Gute!
Inzwischen ist mein Bericht ja schon etwas älter und nun kann ich sagen: mein Mann hat auch noch Kontakt zu Personen von seiner Reha.
Unglaublich, dass du das mit dem „eingeklemmten Nerv im Rücken“ auch kennst!
Liebe Grüße von Elischeba