Für unsere Kinder möchten wir das Beste. Sie sollen sich hervorragend entwickeln, Freundschaften pflegen, in der Schule gut mitkommen und einen sicheren Beruf finden. Ist es für unseren Nachwuchs förderlich, Grenzen selbst auszuloten? Müssen wir Kids rund um die Uhr beschützen? Bloß keine Knie aufschlagen oder hinfallen? Ich finde: Kinder, die eigene Erfahrungen sammeln, werden sicherer. Was oft sogar zu weniger Unfällen führt.
Einige Eltern überlegen, wo und wie sie ihre Kinder fördern können. Muss das unbedingt sein? Hilft freies Spiel nicht auch beim Großwerden? Diesen Themen widme ich mich heute auf meinem Blogazin.
Im Frühling 2014 spricht mich eine Mutter auf dem Spielplatz an. Der Kletterturm ist nichts für Kinder unter drei Jahren. Das sei gefährlich und ich als Erziehungsberechtigte zu leichtsinnig.
Dass man von allen Seiten Ratschläge bekommt, habe ich bereits kurz nach der ersten Geburt festgestellt. Diese Tipps sind meist auch gut gemeint.
Nachdem ich kurz ein- und ausatme, antworte ich ihr, dass mein Sohn selbst hochgeklettert ist und dass ich denke, dass er ein Gefühl für die Höhe hat. Als ich noch zufüge, dass er nur auf Sand fällt, merke ich an ihrem Blick, dass dies wohl die falsche Antwort ist. Ich nehme ihren Rat ernst, doch handhabe ich es von Anfang an so, dass ich mir aus zahlreichen Hinweisen das raushole, was zu uns als Familie passt. Zu meinen Kindern und auch zu mir.
Hier sind wir bei Punkt 1: Nur wer ein Risiko eingeht, lernt es zu bewältigen.
Mit Freunden draußen spielen und um die Häuser ziehen. Von der Rutsche springen und Sandburgen bauen. Zusammen zur Eisdiele laufen und sich etwas Leckeres aussuchen. Überall kann etwas passieren. Ein Kind kann hinfallen und sich die Knie aufschlagen, vom Fahrrad fallen oder sich mit dem Klassenkameraden streiten.
Doch die gute Nachricht ist die, dass Kinder, die ihre eigenen Grenzen austesten, dabei lernen. Beim ersten Mal mag der Achtjährige nervös sein, wenn er alleine beim Bäcker steht und sagt, was er gern bestellen möchte. Irgendwann klappt es selbstverständlich. Beim Klettern ist mir aufgefallen, dass sämtliche Kinder lernen, ihre Angst zu regulieren und über sich selbst hinauszuwachsen. All das ist wichtig, um sich eigenständig zu entwickeln.
Punkt 2: Vertraue deinen Kindern, dass sie sich im freien Spiel selbst besser kennenlernen. Intuitiv wissen sie meist, was ihr Körper schafft.
Manchmal beobachte ich, dass Grundschüler gemeinsam Probleme lösen. Wenn sie sich gegenseitig helfen, macht sie das stärker. Natürlich brauchen sie uns Eltern, aber Gruppendynamik schafft eine Resilienz, die im ganzen späteren Leben hilfreich ist.
Nicht nur Vertrauen ist wichtig, sondern auch Zutrauen. „Möchtest du deine Schultasche heute selbst packen?“ „Magst du mal versuchen, eigenständig darauf zu achten, dass deine Stifte angespitzt sind“?
Mir ist aufgefallen, dass Kinder manchmal eigene Lösungswege finden. Der Junior hat mir einmal erzählt, dass ihm Mathematik am meisten Spaß macht, wenn er selbst entscheiden kann, wie er zum richtigen Ergebnis kommt.
Auch wenn die Wege der Kinder länger dauern: Sie sind individuell. Hier brauche ich als Mama häufig das, was ich von Natur aus zu wenig habe: Geduld. Kennt das wer?
Punkt 3: Eigene Grenzen testen und freies Spielen schafft Leichtigkeit
Wer sich selbst besser kennenlernt, bringt sich meist in einen entspannteren Zustand. Das bewirkt, dass sogar Hausaufgaben leichter klappen. Ich merke das selbst bei mir: Wenn ich glücklich bin, dann kann ich besser Texte schreiben, da mein Gehirn kreativer arbeitet und aufnahmebereiter ist.
Wir geben unseren Kindern ein Geschenk, wenn wir ihnen ihre angeborene Neugierde lassen. Kinder möchten Fortschritte machen und in ihrem eigenem Tempo Erfolge genießen. Natürlich müssen wir darauf achten, dass sich ein Zweijähriger nicht verletzt, doch ist es auch nicht notwendig, dass Mütter beim Klettergerüst permanent mit ausgestreckten Armen für einen möglichen Fall bereitstehen. Genauso brauchen wir unsere Kinder nicht rund um die zwanghaft fördern.
Einmal kam eine Mutter aufgewühlt zu mir und meinte, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt. Es sei so viel wilder als andere und würde schneller reden. Ich habe ihr geantwortet, dass sie wahrscheinlich ein völlig normales und gesundes Kind hat, das einfach mit einem gewissen Temperament auf die Welt gekommen ist. Immerhin fand ich die Art der Tochter erfrischend, auch wenn ich verstehen kann, dass so viel Power im Alltag anstrengend sein mag.
Beim Thema Lernen ist es auch so, dass Kinder von Natur aus wissbegierig sind. Ich finde es traurig, wenn die Freude am Wissen anhäufen durch zu viel Druck von außen verloren geht. Das beginnt schon im Kindergarten, wenn Erzieher meinen, dass Englischstunden oder einzelne Wörter auf Chinesisch lernen besser auf die Schule vorbereiten, als Klettern und Turnen. Vergesst bei all den Maßnahmen bitte nicht den Spaß am Leben. Freude und Leichtigkeit sollten nicht auf der Strecke bleiben.
Wie ist das bei euch? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Findest du auch, dass eigene Grenzen austesten zum Glück dazugehört?
Ich freue mich auf dein Feedback.
Liebe Grüße von Elischeba
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Schon seit 2012 mag ich deine „lockeren Erziehungstipps“, die wirklich Leichtigkeit bringen (dein Buch muss ich auch noch lesen, klingt spannend).
Autor
Ohhhh DANKE, das freut mich sehr. Wow, dann liest du meine Artikel ja schon fast zehn Jahre! Toll.
Autor
Schon seit 2012 … toll, dass du meine Beiträge schon so lange liest, liebe Sabine!
Früher hatten Kids aufgeschlagene Knie und heute Nackenprobleme vom Handy oder Tablet.
Autor
Ha ha da ist was dran. Unsere Kids kennen beides. 😉
Wir haben gerade die Krippeneingewöhnung hinter uns und nun höre ich fast täglich, dass mein Sohn irgendwo runter geplumpst ist oder sich anderweitig verletzt hat. Das ist natürlich ganz normal und dennoch muss ich lernen, den Erzieherinnen und auch meinem Kind zu vertrauen. Ich persönlich mache mir immer sehr viele Sorgen und gehöre tatsächlich eher zu den Muttis, die mit ausgestreckten Armen daneben stehen. Ich finde den Artikel toll, da es wichtig ist zu lesen, dass es auch entspannter geht 😉
„dogsanddiapers.de“
Autor
Hallo liebe Steffi,
wenn du mit ausgestreckten Armen daneben stehst, ist das ja total lieb von dir gemeint, also Kompliment dafür!
Aber ja, ich finde, dass es auch entspannter geht.
Alles Liebe von Elischeba
Es ist interessant, dies zu lesen und ich gebe ihnen völlig recht, dass Kinder etwas ausprobieren können müssen. Ich bin zum Glück in einer Zeit in die Unterschule gegangen … ohne Handy, sondern die meisten hatten so mit 16 ihr erstes erhalten.
Ich bin auch mit 3 Jahren einmal auf dem Spielplatz von einem Kletterturm (ca. 3m) runtergefallen, aufgestanden und habe weitergespielt. Geschadet hat es mir nicht…
Autor
Drei Meter – Wow!
Ja, Kinder lernen aus ihren Erfahrungen 🙂
Dankeschön vielmals für dein Feedback!
Ich bin voll deiner Meinung. Viele in unserer Umgebung halten mich manchmal vielleicht für leichtsinnig, aber manche beneiden mich sogar, dass ich so wenig ängstlich bin. Die Wahrheit liegt wohl dazwischen. Ich liebe meine Kinder und passe natürlich auf sie auf, aber ich finde eigene Erfahrungen extrem wichtig. Mir ist bewusst, dass das schief gehen kann, aber meistens geht eh dann was schief, wenn keiner es erwartet. Lieber ist mir, meine Kinder können sich richtig einschätzen.
Autor
„Die Wahrheit liegt meist dazwischen“ …. das habe ich auch schon oft gesagt und meine das auch so.
Bleib so entstpannt und ja, du hast Recht!
Ich bin einmal zu einer U zum Kinderarzt mit meiner Tochter gegangen, da war sie ungefähr 3, es war mitten im Sommer. Meine Tochter sah echt geküsst aus, da sie auch das Klettern für sich entdeckt hatte, Schienbein, Ellenbogen, Knie alles grün und blau. Der Arzt hat sie angeguckt, hat gelacht und mir gesagt, dass er sich viel mehr Sorgen macht bei den Kindern, die in dem Alter an den Stellen keine Blessuren vorweisen können! Das fand ich so gut und so beruhigend! Ich glaube auch, dass Kinder einfach ihre Erfahrungen machen müssen.
Autor
Ha ha ha – das habe ich auch schonmal von einem Kinderarzt gehört. Heute haben sie „nur“ noch Nackenprobleme vom Handy, aber man sieht ihnen an, dass sie kaum noch draußen toben, das ist schade.
Klasse Beitrag, so einen ähnlichen hattest du vor ein paar Jahren schon und da war ich auch sehr angetan!
Autor
Ja, das stimmt, vor allem das Thema „freies Spiel“ habe ich regelmäßig auf meinem Blog, da ich es soooo wichtig finde!
Ich musste so oft nicken, da ich das ähnlich sehe wie du und oft schon fast genau so zu anderen Eltern gesagt habe!