Für Yogareisen und Retreats brauchst du nicht unbedingt nach Indien fliegen. Mit Blick über die sanften Hügel des Mühlviertels kannst du am historischen Kleebauer Hof köstliche vegetarische und vegane Gerichte genießen, auf sattgrüne Wiesen schauen und in den erfrischenden Naturbadeteich springen. Gern poste ich meine persönliche Bewertung und berichte dir von meinen Erfahrungen.
Umgeben von 230.000 Quadratmeter Grünland locken Ruhe, Tagträume, Meditationen, Yoga, spannende Kontakte zu neuen Menschen und lichtdurchflutete Wälder. Du findest in der herrlichen Oase in Oberösterreich zwischen Ponys, Kühen, Blumen und Alpakas zahlreiche urige Ecken zum Entspannen. Es gibt eine kleine Zirbenholz-Sauna und du kannst dich massieren lassen. Tschüss Alltag!
Hektisch rase ich mit meinem Rucksack auf dem Rücken aus dem Bus.
Ich laufe gestresst Richtung Kofferausgabe und drücke auf den orangefarbenen Knopf. Mist, es klappt nicht. Die große Klappe bleibt geschlossen. Das fehlt mir nach meiner 12-stündigen Anreise noch, dass ich meine Yogareise ohne Koffer antrete, da dieser im Bauch eines Busses gemütlich durch das Mühlviertel fährt. Also laufe ich noch schneller zum vorderen Bereich des Busses und klopfe hektisch gegen die Scheibe. Die freundliche Fahrerin steigt aus und überreicht mir meinen Koffer.
Saskia und Sonja warten bereits an der Haltestelle „Altenfelden Ort“ in einem großen weißen Auto auf mich.
„Hey, du bist doch gerade erste angereist“ lächeln sie, als ich ihnen auf dem Weg zum Kleebauer Hof berichte, dass ich mir jetzt schon Gedanken mache, wie das mit den beiden Bussen Richtung Bahnhof Linz auf der Rückfahrt klappt, da ich zwischendurch umsteigen und den Koffer zweimal aus dem Bauch eines Busses holen muss. Stop! Weniger Gedanken machen. Das ist etwas, was ich beim Yoga Retreat lerne. Aber dazu später.
Nachdem ich am Bahnhof Linz hektisches Treiben um mich herum erlebt habe, ist das Tempo hier am Kleebauer Hof ein komplett anderes.
Die Zeiger auf der Uhr scheinen sich hier langsamer zu drehen.
Als ich mich am späten Abend dankbar und müde in meinem schönen Zimmer befinde, bin ich durch diese Ruhe um mich herum schon fast irritiert. Sie wird mich auch die nächsten Tage begleiten und ich werde lernen, damit zu leben. Vorerst freue ich mich riesig über zuckersüße Fotos, Videos und nette Worte von meinen Kindern und Pierre. Sie erscheinen wohltuend auf meinem Handy.
Nur wenn ich weiß, dass es meiner kleinen Familie gut geht, kann ich diesen Trip auch wirklich genießen. Dann geht mir die Sprachnachricht von Leon durch den Kopf: „Mama, wir vermissen dich zwar, aber genieße dein Yoga trotzdem ohne schlechtes Gewissen. Das hast du dir verdient.“ Diese Aussage von ihm klingt toll und gleichzeitig so erwachsen. Nun, der Junior wird diesen Monat auch schon zehn Jahre alt.
Der nächste Morgen startet um 7 Uhr 30 mit einer anderthalbstündigen Yogaeinheit.
Was für ein malerischer Platz – mit Blick auf sanfte und leuchtend grüne Hügel – wie aus dem Bilderbuch. Zuerst schließen wir die Augen und nehmen mit der linken Hand eine Motivationskarte. „Mag sein, dass dieser Spruch heute besonders zu euch passt“ verkündet Lia. „Ich mache aus jeder Erfahrung eine Chance“ steht auf meiner. Weise Worte!
Während wir uns mit geschlossenen Augen auf alle Geräusche um uns herum konzentrieren, fällt mir auf, dass ich das Rauschen der Blätter, den Wind und das herrliche Vogelgezwitscher wesentlich intensiver wahrnehme, als vorher. Plötzlich höre ich aus dem Wald dreimal einen Kuckuck. Wow!
Nach zahlreichen Dehnübungen frage ich mich innerlich, ob auch noch kräftigende Asanas folgen. Ja! Diese machen mir noch mehr Spaß, auch wenn sie ganz schön fordern. Es ist herrlich, anschließend auf dem Holzboden zu liegen, die Sonne auf dem Körper zu spüren und rundherum die sanfte Hügellandschaft zu genießen.
Dieser wundervolle Rundblick ist einzigartig. „Autsch, mich hat jetzt schon zum zweiten Mal eine Mücke gestochen!“ störe ich die Runde kurz. Wie praktisch, dass Lia auch noch Aromatherapeutin ist. „Schau mal, ich habe Lavendel und Geranium für dich“ lächelt die 47-jährige und reicht mir die Öle. Nachdem ich sie nutze, habe ich Ruhe. Wow, das ist die Kraft der Natur! Noch ahne ich nicht, wie intensiv ich diese Kraft die nächsten Tage spüre werde.
Manchmal lasse ich mich beim Yoga von den zuckersüßen Ponys ablenken, die neben uns auf der Wiese stehen und gemütlich Gras fressen. Es hat schon etwas meditatives, sie dabei zu beobachten.
Bei der Entspannung freue ich mich plötzlich aufs Frühstück, da mein Magen langsam knurrt.
Na, zu Hause esse ich ja auch recht gesund, aber dieses nette kleine Buffet toppt alles. Nachdem ich zum frischen Obst greife, entdecke ich körnige Vollkornbrötchen und hausgemachte Aufstriche. Einer davon ist dunkelrot und besteht aus Roter Beete. Hummus aus Kichererbsen kannte ich bisher nur aus der orientalischen Küche. Wow, wirklich lecker! Meine Frage, wieso das Porridge gelb ist, schmecke ich beim Probieren selbst raus. Es ist mit Kurkuma gewürzt und schmeckt nach einer indischen Variante. Toll!
Ich lege mir noch ein paar Rosinen rein, streue Zimt drauf, nehme ein paar Stückchen von der frischen Ananas und bin begeistert. Du findest hier außerdem selbstgebackenes Brot, Käse, Säfte und raffinierte vegetarische sowie vegane Aufstriche. Der köstliche Käsekuchen ist mit frischen Gänseblümchen von der Wiese vor der Tür dekoriert. Übrigens: die Monate April und Mai sind optimal für die Ernte der essbaren Blumen.
Für Veganer ist reichlich Auswahl vorhanden und gut beschriftet, damit sie sich hervorragend komplett ohne tierische Lebensmittel ernähren können.
Beim Kräutertee erfahre ich, dass letzte Woche 30 Gäste hier waren. Heute sind es – mit mir – vier Urlauberinnen. Zwei Frauen Ende 20 und eine Anfang 60. Die jüngeren Frauen sind Freundinnen und zusammen angereist. Eine der Hauskatzen kommt zwischendurch zu mir und schmiegt sich an meine Beine. Absolut goldig.
Bis zum Mittagessen – um 14 Uhr – habe ich nun viel Freizeit. Was tue ich nun? Ich muss mich daran gewöhnen, keine lange To-Do-Liste zu haben. Am Computer kann ich meine Mails nicht abarbeiten, da es in der Region gerade kein WLAN-Netz gibt. Schon wieder fühlt sich die Ruhe merkwürdig an. Gewöhnungsbedürftig.
Ich sehne mich kurz danach, eine Freundin bei mir zu haben. Am allerliebsten natürlich meinen Mann und meine Kinder.
Allerdings kann meine kleine Familie mit Yoga nicht so viel anfangen. Dann schnappe ich mir mein Handy und drehe ein paar Storys für Instagram. Ich habe bereits meine stressige Anfahrt im überfüllten Zug nach Linz und die Angst, den Anschlussbus nach Altenfelden nicht zu kriegen, gepostet. Rasch kommt neues Feedback auf meine Storys.
Ich habe damit gerechnet, dass ich Kritik einstecken muss, da ich ohne meine Kinder unterwegs bin. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Zahlreiche Mütter schreiben mir, dass sie auch mal Lust hätten, eine Reise alleine zu machen. Einige gestehen mir, dass ihnen der Mut dafür fehlt.
Manche machen sich Sorgen, was man von ihnen denkt, wenn sie „einfach so“ alleine zum Yoga Retreat fahren. Aber sie finden es spannend, meinen Trip zu verfolgen. Na, dann poste ich mal fleißig weiter.
Dann blättere ich im Prospekt von Indigourlaub, welcher auf meinem behaglichen Zimmer ausliegt. In der Einleitung steht geschrieben, dass wir uns wünschen, dass jemand uns den richtigen Weg zeigt. Hilfreicher als dieser Blick ist der in unsere Herz- und Bauchgegend. Denn auf unserer Gefühlsebene finden wir häufig Antworten auf unsere Fragen. Ein Trip – wie dieser hier in Oberösterreich – mag dabei helfen, sich selbst noch besser zu finden und kennenzulernen.
Soll ich oder soll ich nicht? Mit meinem roten Bikini sitze ich am Steg des Schwimmteiches und überlege, ob ich eine Runde drehen soll.
Das Team vom Haus schätzt die Temperatur auf 13 Grad. Ich mache es einfach und lasse mich ins Wasser fallen. Ach du Schreck. Das ist so eisig kalt, dass es weh tut. Nach zwei Runden gleite ich bibbernd und holprig über die weißen Steine aus dem frischen Nass und hülle mich in mein flauschiges Saunatuch, welches Gäste an der Rezeption erhalten. Trotzdem bin ich froh, dass ich es gemacht habe. Erfrischt fühle ich mich definitiv.
Anschießend lege ich mich mit einem Buch vor den Schwimmteich und beginne das süße „Nichtstun“ und sogar die Ruhe richtig zu genießen. Ohne schlechtes Gewissen, weil ich gerade nicht produktiv bin. Dann noch dieser Ausblick auf die Hügel – herrlich!
Als wir beim Yoga um 16 Uhr 30 den herabschauenden Hund halten, nehme ich meine Umwelt immer wieder aus unterschiedlichen Blickwinkeln war und lerne sie kopfüber komplett neu kennen.
Im Liegen schaue ich Richtung Himmel und beobachte die Wolken, die sanft über mir vorbeiziehen. So genau blicke ich sonst nicht nach oben. Je intensiver ich auf die vorüberziehenden Wolken schaue, desto mehr fühlt es sich für mich so an, als wenn ich auf dem Deck eines riesigen Schiffes liege. Denn es wirkt so, als wenn ich mich bewege. Nicht die Wolken.
Ich erinnere mich an die Worte einer Freundin vor meiner Abfahrt:
„Elischeba, ich wünsche dir viel Spaß. Ich bin selbst leider zu unbeweglich für Yoga.“ Natürlich ist es vorteilhaft, wenn du etwas erfahren bist. Doch mach dir nicht zu viele Gedanken: Die Yogalehrer am Kleebauer Hof stellen sich sehr gut auf ihre Gruppe ein. Meist wechseln die Lehrer wöchentlich. Lia zeigt uns ein Foto vom Yogalehrer, der am Tag meiner Abreise mittags anreist und für sieben Tage unterrichtet. „Hey, der sieht ja gut aus. Ich schicke meine Freundin vorbei, die Single ist“ scherze ich.
Ob Teenager oder Senioren – jeder kann mitmachen. Nur weil täglich drei Stunden Yoga angeboten werden, heißt das nicht, dass du unbedingt zweimal am Tag mitmachen musst. Außerdem kann man viele Asanas in verschiedenen Schwierigkeitsstufen praktizieren. Du kannst auch selbst entscheiden, wie lange du eine Pose hältst. In der Stellung des „Kindes“ kannst du jederzeit Pausen einlegen und dich entspannen.
Abends beim Buffet schwärmen wir von den sensationellen, raffinierten und äußerst liebevoll zubereiteten Speisen.
Schon häufig habe ich mir in Restaurants eine Gemüselasagne bestellt. Doch noch nie habe ich so eine sensationelle und aromatische gegessen, wie hier am Kleebauer Hof. Das Gemüse schmeckt knackig, aromatisch und ist mit einem würzigen Teig und herzhaftem Käse angerichtet. Wenn du Köchin Maria fragst, wie sie etwas gezaubert hat, dann lächelt sie erstmal. „Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon“ und wirkt dabei entspannter als manch anderer nach drei Wochen Urlaub.
„Aber die täglichen Suppen sind doch nicht vegan, oder?“ hake ich nach und füge hinzu, dass sie so schön sahnig schmecken. Doch. Alle Suppen, die wir mittags essen, sind vegan. Dann lacht mich Maria breit an: „Vegan tut hier nicht weh.“ Wir grinsen.
„Die Desserts enthalten aber doch schon Zucker, oder?“ möchte ich noch neugieriger wissen. Dann zeigt sie auf hausgemachte Kugeln mit Mohn und Nüssen, welche mit weißer Schokolade überzogen sind. „Die sind einfach lecker“ lacht sie. Und ja, die enthalten auch ein bisschen Zucker.
Trotzdem frage ich mich, wo ihr Geheimnis liegt, so viele vegane und vegetarische Speisen mit einfachen und regionalen Biozutaten so köstlich und raffiniert zuzubereiten, herrlich zu dekorieren und dann noch rund um die Uhr so extrem relaxed zu sein.
Immerhin serviert sie uns auch noch täglich hausgemachten Kuchen vom Feinsten. Nicht zu süß. Einfach genau richtig und absolut köstlich. Mit ganz viel Liebe gebacken. Ach, das macht bestimmt das Wohnen in dieser malerischen und ruhigen Landschaft und ihr sonniges Gemüt. Doch nicht nur Maria macht den Eindruck, dass sie ihren Job über alles liebt. Das gesamte Personal wirkt sehr glücklich und zufrieden. Glaub mir, die versprühen richtig gute Laune!
Inzwischen haben sich weitere sympathische junge Frauen unserer Gruppe angeschlossen.
Im Gegensatz zum ersten Vormittag fühle ich mich absolut nicht mehr alleine und finde es gar nicht mehr schlimm, dass ich ohne eine Freundin angereist bin.
Während wir zusammen reden und lachen, erzähle ich, dass auf Instagram (@elischebas_blog) einige meine Storys gesehen haben und meinten, dass ich mutig wäre, weil ich allein nach Oberösterreich gefahren bin.
„Deine Anreise von der holländischen Grenze bis nach Altenfelden mit öffentlichen Verkehrsmitteln war definitiv mutig“ lacht eine junge Frau aus München. Ich nicke lächelnd und berichte, dass mein letzter ICE sich um 45 Minuten verspätet hatte und ich somit den geplanten Bus nach Altenfelden Ort nicht mehr bekommen habe. Deswegen musste ich mich knapp zwei Stunden in Linz aufhalten und bin am Bahnhof etwas essen gegangen. Mit solch einem schweren Koffer war mir nicht nach Bummeln in der City, auch wenn Linz eine sehenswerte Stadt sein soll. Es war ein komisches Gefühl auf den allerletzten Bus zu warten. „Umweltfreundliches Reisen muss angenehmer gestaltet werden“ fügt eine Frau Ende 50 hinzu. Ja, sie hat Recht.
Anschließend begleiten wir Elke vom Team zu den Stachelschweinen und dürfen dabei sein, wenn die Tiere gefüttert werden.
Die 25-jährige greift zu einigen Stacheln der drittgrößten Nagetiere auf der Welt, die auf dem Boden liegen. Dabei berichtet Elke uns, dass sie schonmal einer Familie diese Stacheln nach Deutschland schicken wollte. Das gab Probleme mit der Post und sie erhielt die Antwort, dass sie gefährliche Gegenstände verschickt.
„Wenn ich das ganze Stachelschwein verschicke, dann ist das gefährlich!“ konterte Elke und wir lachen über dieses Erlebnis. Ich frage Emily und Leon am Telefon, ob sie auch solch eine Stachel haben möchte. Das Gekreische ist groß. Elke schneidet auf meinen Wunsch hin ein Stückchen ab, damit sie nicht ganz so spitz sind. Perfekt!
Während ich am lauschigen Abend die Sonne über den sanften Hügeln beim Untergehen beobachte, erzählt mir mein Mann Pierre am Telefon, dass er nun noch mehr Wertschätzung dafür hat, was ich tagsüber alles so mache.
Die vielen kleinen Dinge wie Tisch decken, Tisch abwischen, Spülmaschine ein- und ausräumen, Pausenbrote für die Kinder schmieren, Nachwuchs zu Freunden bringen oder zum Hausaufgaben motivieren, halten teilweise mehr auf, als vorher gedacht. Ich bin dankbar dafür, dass er diese Woche im Home-Office arbeiten und mich unterstützen kann.
Lächelnd antworte ich meinem Mann, dass ich hier am Kleebauer Hof beim Abendessen häufig darüber nachdenke, ob er als Hobby-Gourmetkoch rausschmecken würde, dass einige Gerichte tatsächlich vegan sind. Außerdem möchte ich gerne den sensationellen Ausblick mit ihm teilen und weiß genau, dass ihm die zahlreichen Wanderwege gefallen.
„Sollen wir zusammen den Chakrenweg laufen, Elischeba?“ schlägt mir die sympathische Yogalehrerin nach dem Mittagessen vor. Ich nicke freudig und erzähle, dass ich mich häufig verlaufe und froh bin, wenn sie mitkommt. Außerdem sei das doch schöner zu zweit.
Ich lese in der gemütlichen Gaststube nach, dass die Chakren-Lehre ihren Ursprung in den vedischen Schriften hat.
Lange Zeit wurde sie ledilgich mündlich überliefert. Sinn des Chakren-Rundwegs am Kleebauer Hof ist es, die einzelnen Chakren zu spüren und mehr über sie zu erfahren. Beim Laufen stellen wir fest, dass sich das Team sehr schöne und urige Kraftplätze dafür ausgesucht hat.
Heute Abend erwartet uns nach dem Abendessen eine geführte Meditation von Lia.
Im Mühlviertel gibt es nämlich Themenprogramme, die du buchen kannst. Zum Beispiel „Klarheit gewinnen mit Zen“ oder „Raus aus dem Stress und hinein ins Leben“. Wir haben neben dem Yoga noch eine geführte Meditation und Waldbaden auf dem Programm stehen. Selbstverständlich ist alles freiwillig. Du kannst auch nur die Programmpunkte mitmachen, auf die du gerade Lust hast.
„Wegen den Mücken machen wir das lieber im Yogaraum,“ empfiehlt die 47-jährige. Gute Idee. Wie sollst du in deiner Phantasie beschwingt durch lichte Felder laufen, wenn du alle paar Sekunden durch Jucken zurück in die Realität geschickt wirst? Anstatt dich über die Viecher zu ärgern, darfst du den Alltag vergessen und sanft in Traumreisen geschickt werden.
Um 20 Uhr erwartet uns ein stimmungsvoller Raum voller Kerzen und meditativer Energie.
Mit dem sanften Tönen der Klangschale startet unser entspannendes Erlebnis. Anfangs grübele ich noch darüber nach, dass bei meinem Instagram Reel aktuell kein Ton zu hören ist und hoffe, dass er in Deutschland wieder erscheint. Doch je mehr ich mich aufs gedankliche Scannen meines Körpers einlasse, desto mehr versinke ich wohlig im Boden.
Wir entspannen nach und nach die Augen, den Mund, die Arme, die Finger und konzentrieren uns darauf, wie unser Atem ruhig und tief durch jedes Nasenloch fliest. Anschließend machen wir mit geschlossenen Augen im typischen Yogasitz eine Traumreise, bei der wir uns vorstellen, dass wir durch eine schöne Blumenwiese laufen und einen knorrigen alten Baum finden, den wir sanft ertasten und fühlen.
Lia führt uns mit angenehmer Stimme weiter zu einer herrlichen Lichtung und fordert uns auf, jedes Gefühl, welches in uns aufkommt, deutlich zu spüren und uns daran später in stressigen Momenten zu erinnern.
Als wir anschließend langsam unsere Augen öffnen dürfen, sehe ich ein Leuchten in den Augen der Teilnehmerinnen. Lia schaut zufrieden in die Runde. „Ich empfehle euch jetzt sofort ins Bett zu gehen und nicht mehr aufs Handy zu schauen.“ Den Rat mit dem Smartphone kriege ich nicht wirklich hin. Auf neue Sprachnachrichten bin ich doch zu neugierig. Und außerdem: vielleicht ist die Musik bei meinem Instagram Reel ja wieder da.
Auf dem Weg zum Frühstück denke ich am nächsten Tag darüber nach, dass es schön ist, dass Gäste hier so selbstverständlich alleine anreisen.
Niemand hinterfragt erstaunt, ob man vielleicht keine Freunde hat, ob man möglicherweise niemanden gefunden hat, der mit zum Yoga Retreat wollte, ob man gerade geschieden ist oder keinen Partner findet. Du bist einfach da und das ist schön, dass du da bist. Es zählt der Moment und der wird genossen. Beim Essen setzt man sich als Alleinreisende meist zusammen mit anderen Gästen an den Tisch. Häufig sitzen wir noch lange lachend zusammen – wenn das Buffet schon längst abgeräumt ist.
Mir fällt auf, dass ich während dieser Yogawoche die einzige Teilnehmerin bin, die Kinder hat. Auch Lia ist keine Mutter.
Da ich mich mit den Eltern der Klassenkameraden von Emily und Leon häufig über unseren Nachwuchs, Hausaufgaben oder die Schule unterhalte, finde ich es schön, mich hier an komplett anderen Gesprächsthemen zu beteiligen.
Einige Besucherinnen verabreden sich zu gemeinsamen Spaziergängen und erkunden die zahlreichen Wanderwege, welche am Kleebauer Hof empfohlen werden. Du kannst hier stundenlang tief durch die dichten und wunderschönen Mischwälder laufen. Andere Gäste genießen die absolute Ruhe mit dem Blick auf die sanften Hügel des Mühlviertels.
„Ich habe mir auch deswegen einen erwachsenen Hund zugelegt, weil man den nicht mehr erziehen braucht“ lache ich in die Runde, als ich am nächsten Tag eines der süßen Alpakas führen darf. Obwohl sie frisch geschoren sind, sehen Richard, Nils und Harald unglaublich süß aus.
Der braunfarbene Nils hat mit seinem langen Fell am Kopf, welches im Wind fliegt, ein witzige Frisur. Knuffig, wie er mit seinem Grashalm im Mund cool durch die Gegend marschiert. Mit diesen freundlichen Vierbeinern zu laufen ist wie Gassi gehen. Nur in groß. Und noch spektakulärer.
Auch wenn sich die Alpakas nicht gerne anleinen lassen, so mögen sie doch das Laufen, wie ich erfahre. Als ich frage, wie lange wir mit ihnen wandern, lacht Elke: „Das kommt ganz darauf an, wie unsere Vierbeiner heute drauf sind.“ Genau – mit Tieren kann man nicht auf die Minute genau planen. Das gemütliche Spazierengehen mit den freundlichen Alpakas erlebst du in üppiger Natur, die dir Kraft schenkt. Auf mich wirkt der Gang mit ihnen unglaublich beruhigend.
Ursprünglich stammt die „Kamelart“ aus den südamerikanischen Anden. Alpakas werden häufig wegen ihrer Wolle gezüchtet.
Zwischendurch entdecken wir beim Laufen kuriose Steinformationen. Die wilden Bäche mit Tümpeln und moosbewachsenen Ufern haben etwas Mystisches! Außerdem wandern wir über grasgrüne Felder, die eine unglaubliche Weite versprühen. Ach, ich mag das Mühlviertel.
„Wenn ihr euch in einer Sache entscheiden müsst, dann geht mit einer Frage in die Natur und schaut, ob ihr durch Zeichen eine Antwort erhaltet,“ schlägt uns Lia beim gemeinsamen Waldbaden vor. Na, das klingt ja spannend!
Dann fällt mir auf, dass ich unter mehreren Nadelbäumen sitze, deren spitzen Äste ohne Blätter über mir ragen. Ob das ein Zeichen ist, dass ich lassen sollte, was ich mir überlege? Doch dann schaue ich weiter nach oben und sehe, wie die Sonne mich anstrahlt. Möglicherweise passt es doch. Vielleicht wird es anfangs nur steinig und schwer. Doch anschließend reichlich belohnt.
Zunächst kriegen wir die Aufgabe gestellt, Blätter, Kastanien, Blumen oder Äste zu sammeln und Natur-Mandalas zu gestalten.
Dabei geht es nicht darum, wer das schönste Mandala hinkriegt. Sondern darum, noch aufmerksamer zu schauen, was wir auf dem Waldboden Tolles finden. Achtsam. Konzentriert. Aufmerksam.
Vorher haben wir von Lia erfahren, dass es in Japan medizinisch bestätigt ist, dass Waldbaden ein fester Bestandteil der Gesundheitsvorsorge ist. Studien konnten belegen, dass sich bei Menschen, die sich im Wald aufhalten, der Blutdruck gesenkt und Stresshormone reduziert werden. Ganz ehrlich? Ich muss dafür keine Studien lesen. Ich spüre es!
Am nächsten Morgen beginnen wir beim Yoga mit einer Gehmeditation.
Das heißt, dass wir über feuchtes Gras oder kleine Steine laufen. Dabei sollen wir uns komplett aufs Abrollen unserer Füße konzentrieren und spüren, wie sich jeder Schritt anfühlt. Mir wird bewusst, dass es gar nicht so einfach ist, die Gedanken in eine einzige Richtung zu schicken. Außerdem darf jede Teilnehmerin Wünsche äußern. Ich möchte meine Bauchmuskeln in Form bringen und die Dame neben mir Verspannungen im Rücken lösen.
Am Ende der Session schließen wir unsere Augen, während Lia die Worte von einem Zen Meister erzählt.
Wenn wir sitzen, dann stehen wir bereits und wenn wir essen, dann spülen wir bereits das Geschirr ab. Der Zen-Meister macht dagegen folgendes: “Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich …”
Eine ältere Dame, die frisch zu unserer Runde dazu gekommen ist, berichtet, dass sie die erste Nacht sehr schlecht geschlafen hat. Lia erklärt, dass das Arbeiten mit Körper und Geist dazu beitragen kann, dass man anfangs unruhiger träumt oder etwas aufgewühlt ist. Ich füge hinzu, dass ich in der ersten Nacht geträumt habe, dass ich Yoga um 7 Uhr 30 verschlafen habe. Allerdings hat alles bestens geklappt.
Auch wenn die Zeiger der Uhren sich hier langsamer zu drehen scheinen, so bewegen sie sich trotzdem.
Am letzten Abend bin ich trotz der Vorfreude auf meine Kinder, Pierre und unsere Fellnase etwas melancholisch. Diese paradiesische Oase verlässt du nicht gern und das geht auch den anderen Gästen so. Lia und meine Gruppe, mit der ich abends am Tisch sitze, umarmt mich nacheinander herzlich und wünscht mir eine gute Rückreise. Elke gibt mir hausgemachte Waffeln mit. Wow, so viele! Sie meint es richtig gut mit mir.
In der Nacht schlafe ich kaum, da ich Sorge habe, dass ich den Wecker nicht höre oder nicht pünktlich zur Bushaltestelle gebracht werde. Immerhin muss ich zwei Stunden warten, wenn ich auch nur eine Minute zu spät dran bin und den Bus dann von hinten wegfahren sehe.
Doch wie versprochen steht Sonja pünktlich bereit und bringt mich so früh zur Bushaltestelle, dass ich noch in Ruhe ein Foto knipsen kann.
Obwohl mir das Internet angezeigt hat, dass ich auf dem Weg zum Bahnhof Linz nochmal umsteigen muss, sagt mir die Busfahrerin freundlich, dass dieser Bus durchfährt. Meinen Koffer kann ich mit zum Platz nehmen, da der Bus – im Gegensatz zur Hinfahrt – nicht voll ist. Dann erinnere ich mich an Lias Worte: „Hab Vertrauen, das klappt morgen früh schon alles.“ Genau. Mehr Vertrauen.
Im Zug checke ich meine neuen Antworten auf meine Instagram Storys und WhatsApp Nachrichten. Eine Freundin schreibt mir: „Elischeba, so eine Yogawoche möchte ich auch mal machen. Aber wenn, dann genau da, wo du gewesen bist.“ Na, das kann ich verstehen! Ich könnte auch nochmal genau dahin zurück, wo ich gerade hergekommen bin.
Sonnige Grüße von
Elischeba
Auf meinem YouTube Kanal ElischebaTV findest du meinen Film mit meinen Erfahrungen und Tipps:
Adresse: |
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Kleebauer Hof Retreat Center Mairhof 5 A-4121 Altenfelden . Tel. +43 (0)7282 56356 . Website |
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Dankeschön für die Pressereise (Werbung). Die Gedanken sind meine eigenen.
Du bist krass, Elischeba! Ich brauchte jetzt 15 Minuten deinen Artikel zu lesen (okay, ich habe auch die Fotos etwas auf mich wirken lassen). Aber du hast das alles auch noch geschrieben. Fleißig, fleißig. Was soll ich sagen? HAMMER Reise!
Ich wohne zur Zeit in München und hätte ja nicht so eine abenteuerliche Anreise wie du. Vielleicht mal was für drei, vier Tage?
Autor
Nur 15 Minuten? 😉
Danke, liebe Anja! Wenn du in München wohnst, dann lohnen sich auch drei Nächte.
Für eine wie mich, die an der holländischen Grenze (Winterswijk) wohnt, eher nicht.
Sag mir gern Bescheid, wenn du den Trip tatsächlich gebucht hast. Ich bin SEHR neugierig, wie es dir am Kleebauer Hof gefällt.
Sonnige Grüße nach München von Elischeba
Was ist das denn für ein Schlaraffenland, liebe Elischeba?
Das Essen sieht wirklich sehr lecker aus und auch diese Umgebung würde mir gefallen.
Autor
Jaaaa total. Es hat sogar noch besser geschmeckt, als es aussieht. Sensationell!
Hallo liebe Elischeba,
das war total spanennd zu lesen. Danke für den schönen Aritkel.
Elke
Autor
Sehr gerne, liebe Elke!
Hallo Elischeba,
eine Freundin hat mir gerade den Artikel zugeschickt und meinte, dass das was für mich ist.
Ich finde es schön, dass du so detailliert deine Gefühle beschrieben hast. Man kann sich so auch richtig schön vorstellen, wie man sich selbst in diesem Wellnesshotel fühlt.
Ich möchte auch mal so eine Yogareise machen und das sieht hier sehr sehr gut aus!
Ich wohne in Kassel.
Viele Grüße von Julia
Autor
Hallo liebe Julia,
von Kassel aus bist du schneller in Österreich als ich von der holländischen Grenze in NRW. 🙂
Ja, das war auch mein Ziel. Alles so zu beschreiben, dass man sich gut vorstellen kann wie man fühlt, genießt und entspannt.
Ich wünsche dir eine tolle Zeit.
Sonnige Grüße von Elischeba
Was für eine Reise, die ich gerade so was von gebrauchen könnte. Mir wächst gerade alles über den Kopf und dann noch diese Sch…. täglich in den Nachrichten.
Das kann ich total gut verstehen und es kann tatsächlich helfen, einfach mal eine Auszeit zu nehmen und nicht aufs Handy zu schauen. Natürlich kann man helfen, wo es geht, aber man braucht auch mal Abstand, um wieder neue Kraft zu tanken.
Hey ich mache eher andere Reisen, aber es war so spannend und unterhaltsam geschrieben, dass ich tatsächlich zu Ende gelesen habe.
Das freut mich doch, wenn sogar ein Mann, der keine Yogareisen macht, meinen Artikel mit über 3000 Wörtern zu Ende liest. 😉
Sonnige Grüße von Elischeba
Hallo liebe Autorin,
meine Freundin und ich interessieren uns für diese Reise, da wir einmal im Jahr Mädelsurlaub machen.
Darf ich fragen, was der Yogaurlaub für drei Tage kostet und was für eine Woche?
Was ist im Preis inklusive?
Viele Grüße von Karin H.
Autor
Hallo liebe Karin,
oh diese Reise eignet sich super für einen Mädelsurlaub.
Die Preise findest du auf der Website, die ich verlinkt habe. Es gibt unterschiedliche Zimmerkategorien – schau dich doch gerne um!
Falls euch das Zimmer in meinem Video besonders gefällt: es hat die Nummer 14.
Sonnige Grüße von Elischeba
Oh, das klingt sehr sehr entspannend!
Autor
Ja es war total schöööön!!!