Die eine Mutter erzählt mir von 34 Stunden Höllenschmerzen und absoluter Erschöpfung. Die andere berichtet mir begeistert, sie hätte sich auf den OP-Tisch gelegt und 30 Minuten später ihr Baby auf dem Arm gehabt. Und sich danach super gefühlt.
Beide haben gesunde Kinder und sind tolle Mamis.
Die eine hat sich für eine natürliche Geburt entschieden und die andere für einen Wunschkaiserschnitt.
Als ich während meiner ersten Entbindung mit Leon im Mai 2012 nach circa vier Stunden Wehen die Hebamme anflehe, dass ich unbedingt doch einen Kaiserschnitt wünsche, da ich für so eine natürliche Geburt zu sehr Weichei sei, da antwortet sie mir mitfühlend, dass ich doch noch ein bisschen durchhalten sollte.
Und am nächsten Morgen, wenn mein Baby voraussichtlich das Licht der Welt erblicken würde, dann könnte ich verstehen, dass sich jeder Schmerz und jede Anstrengung gelohnt hätte.
Ich würde einfach total stolz auf mich sein. Und eine natürliche Geburt sei für Mutter und Kind einfach das Beste. Ja, genauso ist ihre Prophezeiung eingetroffen. Um 10 Uhr 7 hatte ich mein Baby im Arm – der lang ersehnte Moment.
Auch während meiner zweiten Schwangerschaft hat ein geplanter Kaiserschnitt etwas Verlockendes an sich. Immerhin neige ich dazu, Babys zu gebären, die fast doppelt so groß sind wie der Durchschnitt und auch deutlich schwerer.
Und genau bei dem Punkt hakt meine Hebamme – die mich im Rahmen der Vorsorge zu Hause besucht – ein. Ich sollte daran denken, dass ein Kaiserschnitt bei so einem riesigen Baby auch nicht ohne ist.
Das sei immerhin „eine riesige Bauch-OP“. Aber ich hätte mit Leon bereits eine gute Grundlage für eine weitere Entbindung mit einem großen Kind gelegt – auch der Chefarzt bestätigt mich bei der Pränataldiagnostik, dass bei mir nun „alles so geweitet“ wäre, dass ich nach einem knapp Fünf-Kilo-Baby mit fast 60 Zentimetern nun beinahe jedes Kind rauspressen könnte. Aha.
Immer wieder hören Freunde von mir den Satz, dass meine zweite Schwangerschaft wiederholt super gut verläuft, ich aber ganz froh bin, wenn ich die Entbindung hinter mir habe.
Und ja – ich habe wieder Schiss davor!
Man kennt mich als rheinländische Frohnatur und Optimistin. Aber ich habe regelmäßig Albträume, in denen meine Wehen in den ungünstigsten Situationen loslegen und ich mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren werde.
Meiner Hebamme berichte ich beim Tee, dass ich sicher auch nach einem geplanten Kaiserschnitt rasch eine liebevolle Beziehung zum Baby aufnehmen könnte.
Doch sie hakt ein, dass sie viele Mütter kennt, die das gleiche gesagt haben wie ich und dann im OP Saal das Gefühl hatten, dass man ihnen jedes Baby auf den Bauch hätte legen können.
Es sei eben doch ganz anders, wenn man alle Kräfte seines Körpers mobilisiert, um es persönlich raus zu pressen und jeden Schritt voll und ganz zu erleben.
Trotzdem geht der Trend immer mehr zum Kaiserschnitt. Eine Freundin aus dem Iran erzählt mir sogar, dass in ihrer Heimat unter vielen Ärzten die Theorie herrscht, dass der Kaiserschnitt die Kinder intelligenter werden lässt, da das Köpfchen nicht so gequetscht wird.
In dem Krankenhaus, in dem ich entbinden möchte, herrscht dagegen die Meinung vor, dass man einen Kaiserschnitt nur dann durchführen sollte, wenn die Gesundheit von Mutter und Kind durch eine normale Geburt in Gefahr wäre.
Dazu gehören Fehlbildungen wie ein offener Bauch (Gastroschisis) oder Rücken (Spina bifida), Mehrlingsgeburten oder eine schlechte Lage des Kindes.
Nachdem meine Hebamme ein bisschen mit Leon quatscht, bei dessen Geburt sie in der Endphase dabei war, macht sie mich auf einen weiteren Punkt aufmerksam:
Gerinnungskomplikationen seien durch den Kaiserschnitt deutlich erhöht.
Ja, während des Geburtsvorgangs gibt es dann zwar keine Schmerzen – das sei auch verlockend – das könnte sie verstehen – aber dafür manchmal noch Wochen nach dem Kaiserschnitt.
Auch sollte ich an mein Kind denken. Es würde geholt werden, ohne, dass es sich vorher darauf vorbereiten kann und soll dann sofort richtig atmen.
Fazit? Ja, ich möchte meine Tochter wieder natürlich zur Welt bringen. Auch wenn die Vorstellung – gerade mit einem zweieinhalbjährigen Kind zu Hause – bequem ist, den Tag der Entbindung genau festlegen und planen zu können und dabei keine Geburtsschmerzen zu haben.
Weil ich tief im Innern weiß, dass die natürliche Geburt das Beste fürs Töchterchen und mich ist. Und weil mir mein Bauchgefühl – trotz aller Angst – ebenfalls sagt, dass die lebenslangen Erinnerungen an eine natürliche Geburt die schwierigen Stunden der Wehen mehr als ausgleichen. Und außerdem gibt es ja noch die PDA (Periduralanästhesie) …
Schöne Feiertage und alles Liebe von Elischeba