Mütter klagen über Kopfschmerzen, Väter fühlen sich überfordert und Kinder haben keine Lust auf Erziehungsberechtigte als Ersatzlehrer. Die Motivation ist im Keller, Homeschooling ein Reizwort und die Sorgen wachsen. Ich habe Eltern nach Tipps gefragt: Wie schafft ihr das, nicht völlig durchzudrehen? Obwohl es bei uns nicht ideal klappt und ich schneller gereizt bin, schreibe ich euch, woran ich arbeite und was ich verbessern möchte. Hoffentlich sind Gedanken dabei, die euch Mut machen.
14 Tipps, die dir helfen, den Tag zu überleben:
1. Tipp – Es ist unmöglich, in Zeiten von Homeschooling auf allen Gebieten perfekt zu sein. Wer das akzeptiert, wird gelassener.
In einer aufgeräumten Wohnung, an der alles seinen Platz hat, fühle ich mich wohler. Ich mag leckeres und gesundes Essen und finde es toll, wenn wir Aufgaben geschafft haben. Außerdem möchte ich gern rund um die Uhr frisch aussehen. Ich will dynamisch und fröhlich sein.
Das Problem: Wenn wir hohe Ansprüche an uns selbst setzen, fühlen wir uns auch häufiger überfordert. Du bist auch eine gute Mutter, wenn du Pizza bestellst und zu beschäftigt oder müde bist, um Bommel-Häschen aus Wolle zu basteln und mit deinen Kindern bunt verzierte Kekse zu backen. Du bist auch eine gute Mutter, wenn du deine Kinder mal länger vor dem Fernseher parkst, um dich auszuruhen. Du bist auch eine gute Mutter, wenn deine Kinder seit drei Tagen den gleichen Pullover tragen und ihr nicht täglich eure Outfits wechselt.
Ich bitte meine Familie darum, mir zwischen dem Durcheinander ordentliche Oasen zu lassen: Eine Ecke im Bad oder ein Bereich im Wohnzimmer. Das reduziert mein innerliches Chaos. Bei den Kinderzimmern schaue ich häufig ein paar Tage weniger hin.
Auf Instagram habe ich folgendes Bild gepostet:
In solch chaotischen Zeiten darfst du auch mal sagen: Ich habe heute nicht alles geschafft. Dauerregen, Nachrichten und der Lernstoff der Kinder gingen mir auf die Nerven. Aber ich habe den Tag überlebt und morgen ist ein neuer Anfang.
2. Tipp – Unsere Klassenlehrerin empfiehlt, den Tag zu strukturieren. Es sind keine Ferien, die Schule beginnt auch früh am Tag.
Als ich Leons Lehrerin beichte, dass ich Probleme damit habe, den Junior zu motivieren, empfiehlt sie mir Struktur.
Da es keine Ferien sind, sollten wir früh morgens eine Zeit festlegen, wann wir starten. Das kann später sein, als wenn Leon in die Schule geht. Aber möglichst nicht viel später.
Die 38-jährige Sabine berichtet mir, dass sie sogar festlegt, wann ihre Grundschulkinder welche Fächer durchnehmen. „Ich habe festgestellt, dass meine Jungs sich damit sicherer fühlen.“
3. Tipp – Claudia erzählt, dass sie zu Hause einen schönen Bereich zum Lernen eingerichtet hat. Das sei jetzt das „vorrübergehende Klassenzimmer“ ihrer Tochter.
Wer den Luxus besitzt, Platz zu haben, kann im Kinderzimmer einen Bereich zum Lernen einrichten. Für Kinder ist es schön, wenn sie Ruhe haben, um sich auf den Stoff zu konzentrieren.
Denn wenn der Küchentisch plötzlich Arbeitsplatz, Frühstücksraum und Klassenzimmer wird, ist Stress vorprogrammiert.
Unser Unterbewusstsein unterscheidet dann kaum noch zwischen Freizeit und Lernen.
Auch hier bin ich wieder bei Tipp 1: Der nachgestellte Lernbereich muss nicht perfekt sein. Ein Schreibtisch im Spielzimmer reicht aus.
Soweit die Theorie: Unser Junior zieht es vor, seine Aufgaben am Küchentisch zu absolvieren, was mich wiederum stresst, da wir für Mahlzeiten umräumen müssen.
4. Tipp – Ziele setzen – auch mit kleinen Schritten kommst du weiter.
Wenn Leon einen Rennwagen aus Lego bauen möchte, bitte ich ihn, vorher einen Teil der Hausaufgaben fertig zu machen. Je nach Menge ein oder zwei Seiten. Dann darf er eine Pause machen und später wird weitergearbeitet.
Selbst eine Schnecke kommt ans Ziel – auch wenn es länger dauert. Manchmal brauchen wir Geduld, die mir häufig fehlt.
Tanja erzählt mir, dass sie sich am Ende des Tages die fertigen Aufgaben anschaut und Erfolge mit einem Euro belohnt. Das machen wir nicht so, aber die dreifache Mutter ist mit dieser Methode erfolgreich.
„Keine Ahnung, ob das pädagogisch richtig ist,“ lächelt sie. „Aber so kriegen wir den Stoff ohne Stress durch und das ist mir aktuell das Wichtigste.“
5. Tipp – Schaut euch Lernvideos auf YouTube an – die Auswahl ist groß und der Stoff wird häufig gut erklärt. Kurz, knapp und effektiv.
Eine Mutter aus meinem Bekanntenkreis sieht meinen WhatsApp Status. Ein Bild von Leon und mir vor dem Computer. Mein genervter Text: IServ macht Probleme – wir sitzen hier seit einer Stunde und warten, bis das Video lädt.
„Schaut doch auf YouTube nach – da gibt es ähnliche Videos.“
Praktisch, dass „Lehrerschmidt“ (nicht nur) schriftliche Division mit zweistelligem Divisor einfach erklärt. Wir finden den Fachmann mit 761.000 Abonnenten sympathisch. Der Vorteil: Ich muss nicht Mathematik erklären.
6. Tipp – Pausen an der frischen Luft pusten den Kopf frei.
Wer zu lange an Aufgaben sitzt, ohne sich zu bewegen, kann sich schlechter konzentrieren. Immerhin gibt es in der Schule auch Pausen zum Toben.
Leon genießt es, zwischendurch mit unserem Hund Bonnie und mir rauszugehen.
Häufig geht er zwischendurch in einen anderen Raum und liest ein paar Seiten im Donald Duck Buch.
Nadja sieht das positiv: „Endlich kann ich den Stoff dem Lerntempo meines Kindes individuell anpassen und so viele Pausen wählen, wie nötig sind.“
7. Tipp – nutzt Homeschooling als Chance, euren Kindern beizubringen, ihre Zeit sinnvoll einzuteilen.
Nicole ist Mutter eines Teenagers. Ihre Tochter liebt es, sich morgens einen Plan zu erstellen und die Zeit einzuteilen. Das ging anfangs daneben, klappt aber nun deutlich besser.
Inzwischen ist das Mädchen stolz auf sich und hat mehr Freude am Homeschooling bekommen. Auch wenn sie – wie ihre Freundinnnen – lieber in die Schule geht.
8. Tipp – Im Homeoffice dürfen Eltern sagen: „Ich muss mich zwei Stunden konzentrieren. Gleich bin ich wieder für dich da.“
Kinder toben und den Eltern steht eine Telefonkonferenz bevor. Mit Kleinkindern ist das schwierig – doch Schulkindern kann man erklären, dass man für eine Zeit absolute Ruhe braucht.
Wir können unsere Kids fragen, ob es vorher noch etwas Wichtiges gibt und sie dann bitten, nur in „Notfällen“ zu stören. Fragen zu Schulstoff können sie auf einen Zettel schreiben und später stellen.
Auch das selbst gebaute Legohaus kann häufig noch eine halbe Stunde warten, bestaunt zu werden.
9. Tipp – Aufgaben delegieren – häufig freuen sich Kinder, wenn sie helfen dürfen.
Oft räume ich meinen Kindern hinterher. Hänge ihre Jacken auf oder hebe ihre Kleidung vom Boden.
Frage ich sie freundlich, ob sie mir helfen oder ihre Sachen sofort weghängen, ist die Antwort oft positiv.
20 Prozent weniger Arbeit im Haushalt sehe ich als Erfolg an. Deswegen bitte ich Emily und Leon immer häufiger, ihren Kram selbst wegzuräumen. Außerdem werden sie dadurch selbstständiger und auf ihr Leben vorbereitet.
10. Tipp – Nur wenn der Tank voll ist, kann ein Auto fahren. Gönne dir „Me-Time ohne schlechtes Gewissen“.
Trinke deinen Kaffee in Ruhe und gönne dir Auszeiten. Ein Auto kann nicht mit leerem Tank fahren. Du machst deinen Kindern ein Geschenk, wenn du auch an dich denkst. Lege die Füße hoch und träume vom Frühling oder lies ein paar Seiten in deinem Lieblingsbuch.
Atme tief ein und aus und mache Pausen. Du bist nicht faul, sondern sorgst für dich. Das ist kein Egoismus, sondern gesunde Selbstliebe.
11. Tipp – Mit anderen Eltern Sorgen teilen und sich gegenseitig trösten hilft während des Lockdown. Hört euch aufmerksam zu. Wir sitzen alle im gleichen Boot.
Während des Lockdown helfen mir WhatsApp Sprachnachrichten oder Telefonate mit Müttern, die im gleichen Boot sitzen. Manchmal tut Jammern gut. Lasst euren Emotionen freien Lauf.
Wie es Eltern mit dem Lockdown geht, habe ich euch hier geschrieben.
Sie sind wie wir mal frustriert und müde. Ein anderes Mal dankbar und zuversichtlich. Einige funktionieren nur noch und fühlen sich unendlich einsam. Corona geht ihnen aufs Gemüt. Manche leiden bereits unter körperlichen Symptomen, wie Kopfschmerzen und Magenkrämpfen.
Lasst uns mehr darüber reden, einander wirklich zuhören und helfen!
12. Tipp – Denkt daran, was ihr bereits alles geschafft habt.
Manchmal erinnere ich mich an die Zeit vor Pierres Reha. Als ich – inklusive seinem Krankenhausaufenthalt – fünf Wochen mit meinen Kindern allein war. Hier habe ich euch davon erzählt.
Das Leben hat mich nicht gefragt, ob ich für den Herzinfarkt von meinem Mann stark genug bin.
Ich musste stark sein. Ich hatte kein Wahl. Auch ihr habt schon so oft enorm viel geschafft.
Weißt du noch, wie du dich vor der Geburt deines ersten Kindes gefühlt hast? Hattest du Ängste, wie du die Schmerzen durchhältst? Hast du dich mit einem Baby überfordert gefühlt? Trotzdem hast du so viel geschafft. Das wird auch in der Zukunft so sein!
Wenn du mal etwas nicht schaffst, geht die Welt davon auch nicht unter.
13. Tipp – Frische Luft pustet den Kopf frei – der Wald gibt Energie.
„Bei uns läuft es fürchterlich und ich weiß manchmal nicht, wie ich den Frust des Morgens loswerden soll. Die Grundstimmung ist sehr gereizt und das macht die ganze Familie fertig! Uns hilft Bewegung an der frischen Luft! Egal wie erhitzt die Gemüter sind, das Laufen oder Radfahren danach kühlt uns alle ab und besänftigt etwas. Bis dann der nächste Morgen kommt.“
Kathrin, Mutter von zwei Kindern.
Die Natur spendet uns Kraft – außerdem bauen wir Stress ab, wenn wir uns bewegen. Uns tut es gut, zusammen mit unserem Hund Bonnie Gassi zu gehen. Dank unserer Fellnase bekommen wir auch die Kids leichter an die frische Luft.
14. Tipp – mach es wie Beppo – der Straßenkehrer aus Michael Endes „Momo“.
Diesen Tipp hat mir eine Leserin beim ersten Lockdown unter eins meiner Bilder auf Instagram geschrieben. Den Ratschlag habe ich mir gemerkt.
„Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken. An den nächsten Atemzug.“
„Dann merkst du, dass du Schritt für Schritt die ganze Straße geschafft hast.“
Mit anderen Worten: Blatt für Blatt bei den Hausaufgaben. Bis ihr plötzlich seht: Wow, fertig für heute!
Welche Tipps habt ihr sonst noch für uns?
Ich freue mich sehr auf Feedback.
Haltet durch! Alles Liebe von
Elischeba
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„Die Schule beginnt auch früh morgens“ den gleichen Satz hat unsere Lehrerin auch gesagt und wir tun uns damit genauso schwer. 😉 Es gibt einfach zu viel Ablenkung zuhause.
Autor
Oh jaaa – das Thema Ablenkung kenn ich sehr gut. 🙂
Ach, liebe Elischeba, deine Artikel kommen so oft zur richtigen Zeit und tun richtig gut!
Mach unbedingt weiter so!
Autor
Oh, das freut mich total. Dankeschön. Es ist klasse, wenn ich Menschen mit meinem Blog motivieren kann.
Gute Tipps, allerdings ist es für unsere Tochter angenehmer, nachmittags zu lernen. Sie kann sich dann besser konzentrieren. Ich finde es schön, so flexibel zu sein. Allerdings vermisst sie ihre Freundinnen ganz enorm. Auch die Lehrerin, mit ihr haben wir Glück. Ist schon schöner, sie „live“ zu sehen, anstatt nur im Video Call (bei uns stürzt dabei ständig das Programm ab).
Autor
Ja, jedes Kind ist anders. Oh…das kenn ich … bei uns gibt es auch Probleme mit der Technik. 😉
Alles Liebe weiterhin.
Die Tipps sind gut, allerdings ist vieles in der Umsetzung nicht so einfach.
Autor
Hallo Jana,
kann ich verstehen. Ich habe auch Probleme, meine eigenen Tipps umzusetzen. 😉
Liebe Grüße von Elischeba
Der Corona-bedingte Lockdown mit der Aussetzung des Präsenzunterrichts ist meiner Meinung nach für alle Beteiligten (Schüler, Lehrer und Eltern) eine „Zumutung“ und gleichzeitig eine riesen Chance, Neues auszuprobieren, Grenzen kennenzulernen und dabei auch neue positive Erfahrungen zu machen.
Kinder, Eltern und Lehrer stoßen jeden Tag beim Homeschooling / Distanzunterricht / Digitalen Unterricht in neue Sphären vor (technisch wie menschlich) und lernen mit Schwierigkeiten umzugehen.
Wenn die Lernplattform um 9:00 Uhr früh überlastet ist, weil jeder rein will, dann verschiebt man eben am nächsten Tag die Online-Zeiten beispielsweise auf 7:30 Uhr oder 10:30 Uhr oder 14:30 Uhr. Da hilft es nicht, sich deswegen aufzuregen und sich den Tag zu vermiesen.
Mit der Zeit findet jeder seinen individuellen Rhythmus und sein ideales Lernumfeld. Entscheidend für den Lernerfolg … nicht nur in diesen seltsamen Corona-Zeiten … ist nach meiner Erfahrung: Durchhaltevermögen, Flexibilität, Struktur und Gelassenheit.
Dann erreicht man auch seine gesetzten Ziele!
Autor
„Durchhaltevermögen, Flexibilität, Struktur und Gelassenheit.“ Ich überlege gerade, was ich davon am wenigsten habe. Wahrscheinlich Struktur. 😉 Durchsetzen klappt auch nicht wirklich gut.
Danke für deinen netten Kommentar!
Ich kenne keinen, der Distanzunterricht besser findet, hoffe wirklich, dass die Schulen bald wieder auf machen!
Autor
Auf Instagram habe ich in einer Story auch eine Umfrage unter Eltern gemacht. 100 Prozent von ihnen wünschen sich wieder Präsenzunterricht.
Yoga hilft! Atmen. Relaxen. Unbedingt mal ausprobieren. Ich weiß, dass ist schwer, wenn die Kinder zu Hause sind. Ich mache das um 22 Uhr, wenn sie schlafen.